Hüttenfeld. Gerdi Weber, Hüttenfelder Künstlerin, erlebte eine große Freude zu ihrem 90. Geburtstag. Das Ehepaar Meile und Anthony Verselis gab ihr die Möglichkeit, in der Kunstgalerie Meile auszustellen. Die Vernissage ihrer Bilderausstellung wurde mit einem ansprechenden Programm gefeiert. Viele Gäste kamen, um der Jubilarin zu gratulieren und ihr künstlerisches Schaffen zu würdigen.
Die Hüttenfelderin malt nicht nur, sie betätigt sich auch als Autorin. Drei Romane und einen Gedichtband hat sie herausgebracht. Erstaunlich: Gerdi Weber gab an ihrem Ehrentag zahlreiche Kostproben ihres literarischen Schaffens. Und das frei aus dem Kopf heraus, mit viel Emotion.
Satirisches und Nachdenkliches entspringt ihrer Feder. Die Besucher zeigten sich gerührt von der toughen 90-Jährigen. "Wir haben ein Problem", sagte Weber und fügte hinzu: "Die Zeit, die uns davonläuft. Die Zeit gehört zu unserem Leben, sie treibt uns an, sie hat so viele Geschichten." Und ihr Fazit: "Drum nehmt euch mehr Zeit für die Zeit, machen Sie etwas aus Ihrer Zeit!"
Weil Gerdi Weber inzwischen fast blind ist, kann sie keine Lesungen mehr halten. Auch in der Malerei muss sie Abstriche machen. "Meine jetzigen Ölgemälde auf Leinwand sind aus meiner Fantasie heraus entstanden", erklärte Weber. Der Vorteil bestehe darin, dass sie dabei nicht auf Vorlagen angewiesen sei und ihrer Kreativität freien Lauf lassen könne. Zudem hat Gerdi Weber ein gutes Vorstellungsvermögen, kombiniert mit der Erfahrung, wie ihre Werke beweisen.
Ihren gemalten, feengleichen, Frauen zum Beispiel hat sie kein Gesicht gegeben. Eben weil sie die Feinheiten nicht mehr sieht. Dennoch erzielt sie, wie bei der leichtfüßigen Schönheit, die durch einen grünen Park schwebt, eine umwerfende Wirkung. Die Künstlerin erreicht mit der fließenden Bewegung des langen Kleides maximale Effekte. Einiges erinnert an naive Malerei. Im Gegensatz dazu hat sie ein großes abstraktes Werk gemalt, das von der Schöpfungsgeschichte handelt. Darin hat sich Weber mit Ölfarbe besonders ausgelebt. Das Bild bezieht sich auf die aktuellen Geschehnisse in Deutschland und der ganzen Welt. "Die ganze Welt um mich herum brennt. Und wo ist Gott, er lässt sich nicht blicken", klagt Weber. Mit der Malerei bringt sie ihre Sorgen zum Ausdruck und bittet Gott um Hilfe. Dass er in das Geschehen eingreife.
"Ich liebe alle Jahreszeiten, aber der Sommer ist besonders schön", erzählte die Künstlerin noch über ihre Stillleben mit Blumen und Früchten. Dann durfte sich Gerdi Weber an der Seite ihrer 92-jährigen Schwester Lisa Kath zurücklehnen und konnte genießen: Denn ein besonderes Geschenk kam auch von den tanzenden "Vernemer Knoschbe". Die Bauchtanzgruppe präsentierte, unter Leitung ihres Managers und Technikmeisters Gerhard Düsi und Trainerin Irene Sommer, mit wunderbarer Ausstrahlung und Körpersprache orientalische Tänze in prächtigen Kostümen. Selbst nach "Happy Birthday" hatten die Tänzerinnen eine Choreographie einstudiert. Mit viel Jubel wurde ihr Auftritt honoriert. roi
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