Orgelsommer

Friedensbotschaften auf der Orgel in der Lampertheimer Domkirche

Eigentlich wollte Stephan Schmidt schon zum Orgelsommer im vergangenen Jahr kommen, musste aber krankheitsbedingt absagen. Jetzt holte er sein Gastspiel in Lampertheim nach - mit zahlreichen Friedensbotschaften im Gepäck.

Von 
Rosi Israel
Lesedauer: 
Organist Stefan Schmidt mit Heike Ittmann an der „Großen Blauen“. © Rosi Israel

Lampertheim. Da der Organist Stefan Schmidt während seines Konzerts in der Domkirche nicht zu sehen ist, wurde er zu Beginn von der Lampertheimer Kantorin und Gesamtleiterin des Orgelsommers, Heike Ittmann, den Besucherinnen und Besuchern im Alltarraum vorgestellt. Ihnen und dem Würzburger Domorganisten sagte die Hausherrin der großen, blauen Vleugels-Orgel „Herzlich Willkommen“.

Auch mit dem zweiten Konzert der diesjährigen Orgelreihe – mit dem Titel „Der 18. Geburtstag“ – werden die Volljährigkeit und die Vollständigkeit des wundervollen Instruments gefeiert. Ittmann bedankte sich bei allen Geldgebern für das großartige Engagement, beim Förderverein Domkirche und privaten Spendern. Die Sommer-Konzertreihe soll möglichst viele Facetten der „Großen Blauen“ erlebbar machen. Darüber hinaus dankte Ittmann „cultur communal“ für die Unterstützung.

„Herzlichen Glückwunsch zu dieser sehr schönen Orgel“, stimmte Stefan Schmidt in die Lobpreisung ein. Er richtete seinen Dank an das Publikum für sein Kommen und das Vertrauen. Der Hintergrund war, dass auch im vergangenen Jahr der Orgelsommer in seinem Terminkalender stand. Aber aufgrund einer akuten Erkrankung musste sein Konzert auf 2023 verschoben werden. Nun freuten sich die Orgelfans auf den Würzburger. Am Schluss seines Programms „Dona nobis pacem“ (Schenke uns Frieden) trat er an den Rand der Empore, um den kräftigen Beifall entgegenzunehmen. Dabei zeigte er auf das Instrument wie ein Dirigent auf das Orchester.

Dazwischen erklangen Orgelwerke, die vor Energie strotzten und überraschende Höreindrücke lieferten. Putins Angriffskrieg auf die Ukraine sei plötzlich so nah gewesen, und da sei ihm der Gedanke gekommen, das Thema musikalisch zu verarbeiten, so Schmidt. Bei der Motivverarbeitung begann Schmidt mit dem Bitten um Frieden, dem philosophischen Stück Prière (Gebet) des französischen Komponisten und Organisten César Franck.

Das folgende fis-Moll Präludium BuxWV 146 von Dietrich Buxtehude ist ein wunderschönes Werk, mit zwei Fugen und einem Wechselbad der Gefühle. Zuerst arbeitete Schmidt die Traurigkeit heraus, später erklang die Melodie aufgelockert. Nach der wohlklingenden, jedoch sehnsuchtsvollen Passage steigerte sich der vielseitige Organist und endete in einem gewaltigen Finale. Frank Martins „Agnus Dei“, das Symbol für Jesus Christus, versinnbildlicht das Osterlamm mit Siegesfahne und Jesu Sieg über den Tod. Mit dem Kanon „Dona nobis pacem“ (Gib uns Frieden) verbreitete Schmidt eine friedliche Stimmung.

Wer steht bei? Was hilft? Die Fragen hob der Organist im Orgelchoral von Johann Sebastian Bach „Wenn wir in höchsten Nöten sein“, BWV 668a, hervor. Die Komponistin Jeanne Demessieux hat das wunderbare Präludium „Attende Domine“ geschaffen. Nach der Orgelmusik zur Fastenzeit ließ der Meister der Improvisation sein Werk „Da pacem Domine“ erklingen. Schmidt tippte ein tiefes Register kurz an, ließ es schwingen und erzeugte eine Art Pferdegetrappel.

Die Fantasia G-Dur (BWV 572), auch Pièce d’Orgue genannt, ist eine Orgelkomposition von Johann Sebastian Bach und gehört zu seinen bekanntesten Orgelwerken. Der Würzburger Interpret reizte bei der Fantasia das klangliche Potenzial der Orgel aus. Die mitreißende Komposition schloss er mit einem Happy End ab.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Südhessen Morgen