Kommunalwahl - Co-Working-Plätze in der Innenstadt und Mini-Gewerbeflächen / Liberaler Bundestagsabgeordneter: „Freiraum für eigenwillige Konzepte schaffen“

FDP will Gründer nach Lampertheim lotsen

Von 
ksm
Lesedauer: 
Thomas Sattelberger (FDP) bei einer Debatte im Bundestag. © dpa

Lampertheim. Ein Laptop mit Apfel-Logo, ein steinaltes, hippes Fahrrad, ein schwarzer Kaffee und ein Schreibtisch, den sie sich mit anderen teilen – viel mehr brauchen junge Gründer nicht. Das zumindest lassen Bilder solcher florierender Gründerszenen glauben, die meist stereotyp aus den USA und ihrer Innovations-Goldgrube Silicon Valley stammen. Doch sollte auch Deutschland wieder mehr Anreize für Firmen-Gründungen schaffen? Und kann eine mittelgroße Stadt wie Lampertheim tatsächlich mitmischen?

Ja, sagt die FDP. Auf ihrem Wahlprogramm prangt deshalb nicht nur der demonstrative Slogan „Lampertheim Valley“. Die Freidemokraten haben bereits in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung als Koalition einen Antrag eingebracht, um die Stadt zum „Magnet für attraktive und innovative Unternehmen sowie Start-ups“ zu machen. Darin enthalten ist neben der digitalen Erschließung des neuen Gewerbegebiets „Wormser Landstraße II“ auch der Auftrag an die Verwaltung enthalten, im dortigen Bebauungsplan ein „Start-up-Areal“ auszuweisen.

Grundstücksgrößen sollen flexibel und kleiner als die bisherige Grenze von 1500 Quadratmetern ausgewiesen werden. Das sei nach derzeitigem Planungsstand ohne Änderungen möglich, eine Vorhaltung derartiger Flächen könne über die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEL) erfolgen, wie die Stadt mitteilte.

Mehr zum Thema

Videokunst

Nibelungenfestspiele setzen Wormser Dom spektakulär in Szene

Veröffentlicht
Von
Bernhard Zinke
Mehr erfahren

Doch hat eine Stadt wie Lampertheim mit knapp mehr als 30 000 Einwohnern zwischen Mannheim, Heidelberg, Darmstadt und Frankfurt überhaupt eine Chance in einer Szene, die vermeintlich Großstädten, Technologiestandorten und Metropolen vorbehalten ist? Ja, sagt Thomas Sattelberger, Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion für Innovation, Bildung und Forschung. Doch es brauche mehr als nur ausgewiesene Flächen. Der Ortsverband hat den ehemaligen Arbeitsdirektor der Deutschen Telekom gemeinsam mit Matthias Zürker, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bergstraße und promoviert auf dem Gebiet, und Matthias Kühr, selbst Lampertheimer Jung-Gründer, zu einer digitalen Sprechstunde eingeladen. Deutschland habe in Sachen Gründung, so Sattelberger, besonders auf dem Technologie-Sektor bis zur Corona-Pandemie ein klägliches Bild abgegeben. Das liege zwar auch im Erfolg des „Alten“ und einer hohen Beschäftigungsquote begründet. Doch Städte bräuchten für die Zukunft eine gute Mischung aus neuen Gründungen und bestehenden Unternehmen. Nun zeichne sich aber eine „Trendwende auf niedrigem Niveau“ ab.

Auch in der Szene selbst gebe es seit Jahren eine Art Gegenbewegung zum urbanen, kosmopolitischen Gründertrend in Großstädten. „Natur, Heimatverbundenheit, loyale Mitarbeiter und bekannte Partner spielen da eine große Rolle“, sagt Sattelberger. Deshalb könnten sich auch im nicht großstädtischen Raum sehr wohl kleine, interessante Gründerszenen entwickeln. Eine goldene Regel sei: Gründer ziehen Gründer an. Um den ersten Schritt zu gehen, müssen Städte laut Sattelberger „Freiraum für eigenwillige Konzepte schaffen“.

Das sei zwar mit einem unternehmerischen Wagnis verbunden. Lampertheim, findet Sattelberger, sei mit seiner Lage zwischen zwei Metropolregionen und einer guten, infrastrukturellen Anbindung prädestiniert für solche Ideen. Das könne von Co-Working-Flächen bis zu einem Gründerhaus gehen. Zusätzlich müsse die Stadt eine Marke und Kultur schaffen. „Manchmal geht es um ganz banale Dinge wie das Gefühl, willkommen zu sein“, betont er. Für Matthias Kühr, Co-Gründer des Lampertheimer Start-ups „hig & chic“, hat die Stadt insbesondere die Aufgabe der Vernetzung zwischen den Unternehmern. ksm

Copyright © 2025 Südhessen Morgen