Kirchenmusik - 16. Lampertheimer Orgelsommer findet trotz Corona statt / Werke von Komponistinnen und Komponisten

Fanfaren der Hoffnung in der Domkirche

Von 
Uwe Rauschelbach
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Lampertheim. Alles wankt und alles bricht – doch der Orgelsommer nicht. Auch die Corona-Pandemie kann den Enthusiasmus von Kantorin und Organistin Heike Ittmann nicht bremsen. Der Lampertheimer Orgelsommer trotzt dem Ausnahmezustand, den das Virus auch über die kulturelle Landschaft dieses Landes verhängt hat. An den fünf Sonntagen im August erklingt in der Lampertheimer Domkirche Musik aus vielen hundert Pfeifen. Es sind Fanfaren der Hoffnung.

Einschränkungen sind allerdings unvermeidlich. So werden mit Rücksicht auf die Abstandsregelungen allenfalls 80 Zuhörer in der Domkirche Platz haben. Beim Ein- und Ausgang ist ein Mund- und Nasenschutz zu tragen. Interessenten melden sich telefonisch oder per E-Mail mit vollständiger Adresse und Telefonnummer bei Heike Ittmann an. Wer das Konzert trotz Reservierung nicht besuchen kann, wird gebeten, dies rechtzeitig mitzuteilen, damit Interessenten nachrücken können. Auf einen Wein-Ausschank nach dem Konzert wird verzichtet. Dafür wird kein Eintritt erhoben. Spenden sind freilich erwünscht.

Normalität ist anders. Dennoch wollte Heike Ittmann mit der Entscheidung für die 16. Auflage des Lampertheimer Orgelsommers ein Zeichen setzen: „Möglich zu machen, was möglich ist.“ Gilt es doch obendrein, ein neues Aliquotenregister im Schwellwerk einzuweihen, dessen Anschaffung der Förderverein Domkirche ermöglicht hat. Nicht zuletzt galt es auch, das Konzertthema „Komponistinnen“, das eine ursprünglich geplante Ausstellung im Dom krönen sollte, vor der destruktiven Kraft eines alles verschlingen wollenden Virus zu retten.

Vergessen und unterdrückt

Und so stehen Frauen, die in den vergangenen 300 Jahren aufführbare Orgelmusik hinterlassen haben, im Mittelpunkt dieses Orgelsommers. Was sich einfacher anhört, als es ist, wie Heike Ittmann im Pressegespräch erläutert. Mögen im sechsten Jahrhundert auch bereits Frauen Gesänge komponiert und es im Rückblick „unheimlich viele komponierende Frauen“ gegeben haben, so wurden ihre Werke entweder größtenteils vergessen, unter anderen Namen veröffentlicht oder gezielt unterdrückt.

„Gott sei Dank ist das heute anders“, sagt die Organistin mit Blick auf Musik von Komponistinnen, was das Konzertprogramm mit Werken von Maria Anna Martinez, Ellizabeth Stirling, Elfrida Andrée, Cécile Chaminade, Nadia Boulanger, Jeanne Demessieux, Elsa Barraine, Marianne Auenbrugger, Johanna Senfter oder Fanny Hensel bezeugt. Auch die in Neckarhausen lebende Komponistin Andrea Csollány ist mit einem Stück vertreten, das für Heike Ittmann geschrieben und das von der Organistin 2001 in der Mannheimer Christuskirche uraufgeführt wurde. Ittmann hat es auf ihr Konzertprogramm gesetzt, das am letzten Sonntag im August erklingt.

Dominiert wird die Konzertreihe aber nicht ausschließlich durch Werke von Komponistinnen. Die Besucher können sich überdies auf Werke von Dietrich Buxtehude, Johann Sebastian Bach, Louis Vierne oder Max Reger freuen. Eröffnet wird der Orgelsommer von einer weiteren zeitgenössischen Komponistin, Improvisatorin und Organistin: Christiane Michel-Ostertun aus dem Mannheimer Stadtteil Feudenheim. Gefolgt vom Speyerer Kirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald, dem Dresdner Domorganisten Johannes Trümpler und dem an der Mannheimer Christuskirche tätigen Organisten Carmenio Ferrulli.

Das Finale bestreitet Heike Ittmann teilweise mit Werken für Orgel und Trompete. An ihrer Seite musiziert Rüdiger Kurz vom Mannheimer Nationaltheaterorchester. Dafür steht die Orgelempore in diesem Jahr nicht für Konzertbesucher zur Verfügung. Ein Zugeständnis an die besonderen Umstände in Pandemiezeiten, aber bei weitem kein Hinderungsgrund.

16. Orgelsommer

2. August: Christiane Michel-Ostertun (mit Werken von Bach, Stirling, Buxtehude, Chaminade, Michel-Osterun, Vierne).

9. August: Jochen Steuerwald (Martinez, Rinck, Boulanger, Vierne).

16. August: Johannes Trümpler (Bach, Karg-Elert, Demessieux, Vierne).

23. August: Carmenio Ferrulli (Mozart, Landmann, Senftner, Auenbrugger, Reger).

30. August: Heike Ittmann (Orgel) und Rüdiger Kurz (Trompete) mit Werken von Bach, Barraine Tomasi, Demessieux, Csollany, Langlais.

Die Konzerte in der Lampertheimer Domkirche beginnen jeweils um 20 Uhr.

Der Eintritt ist frei.

Anmeldung unter Angabe von Namen, Adresse, Telefonnummer und Personenzahl telefonisch unter 06206/15 73 01) oder per E-Mail: heikeittmann@gmail.com). urs

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