Viernheim. Hinter der Europäischen Union (EU) liegen schwierige Jahre. Nach der Corona-Pandemie und dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stellt sich die Frage, in welche politische Richtung die EU steuert. Auch der Klimawandel, die Energiepolitik und der Rechtspopulismus stellen die Union vor Herausforderungen.
Mit den Wahlen in Deutschland und etwa zwei Dutzend anderen EU-Staaten endet am Wochenende der Entscheidungsprozess über die Besetzung des nächsten Europäischen Parlaments. Entscheidend ist, dass möglichst viele Menschen wählen gehen.
„Möchte, dass meine Meinung politisch vertreten wird“
Für Helmut Walter ist das eine Selbstverständlichkeit. Der 65 Jahre alte Rentner ist in Lampertheim Wahlhelfer und will seine Stimme am Sonntag abgeben. „Ich denke, dass wir in Europa vor allem im Bereich der Energieversorgung und des Klimawandels besser zusammenarbeiten müssen“, sagt der Mann. Leider entstehe der Eindruck, dass in Europa nichts vorangehe, während die Probleme immer drängender würden. „Deshalb ist es mir wichtig zu wählen, schließlich möchte ich, dass meine Meinung politisch vertreten wird.“ Auch der Krieg in der Ukraine beschäftigt Helmut Walter. Mit Blick auf die Herausforderungen für die europäischen Gesellschaften sei ein grausamer Krieg wie Gift.
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Sowohl der Klimawandel als auch Russlands Krieg gegen die Ukraine beschäftigen auch Elli Islamovic. Die in Lampertheim geborene Frau hofft, dass möglichst viele Menschen wählen gehen, um drängende Probleme anzugehen. Nach den zurückliegenden Dürrejahren und den jüngsten Überflutungen deute etwa alles darauf hin, dass der Schutz des Klimas energischer vorangetrieben werden müsse. „Ich denke, das zeigt sich immer deutlicher“, ist die 48 Jahre alte Frau überzeugt. Wählen will sie daher auf jeden Fall. „Aber ich bin mir noch nicht so sicher, wem ich die Stimme geben soll“, sagt sie nachdenklich. „Deshalb hoffe ich auf eine möglichst hohe Wahlbeteiligung“, fügt Elli Islamovic noch hinzu.
Michael ist Österreicher und lebt in Lampertheim. Wie er sagt, hat er seine Stimme bereits per Briefwahl abgegeben. „Ich wähle eigentlich immer, weil es mir wichtig ist, mein demokratisches Recht zu nutzen“, sagt der 38 Jahre alte Mann aus dem Alpenland. Sein wichtigstes politisches Anliegen? „Ich bin vor allem gegen die spalterischen Tendenzen populistischer Parteien“, sagt Michael. Die Wahl zum EU-Parlament erachtet er in diesem Jahr deshalb als besonders wichtig. „Allerdings glaube ich nicht, dass die Wahlbeteiligung sehr hoch sein wird.“
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Erstmals dürfen in Deutschland am Sonntag auch 16- und 17-Jährige ihre Stimme abgeben. Möglich wurde das durch eine Reform des Europawahlrechts, die die Bundesregierung vor einem Jahr vorgenommen hat. Davor hatte es jahrelange Diskussionen gegeben, ob Jugendliche in diesem Alter bereits in der Lage sind, solche Entscheidungen zu treffen.
Wer Jan Gärtner (16) aus Viernheim zuhört, merkt ganz schnell, dass er sich mehr Gedanken zur Europawahl gemacht hat als so mancher Erwachsener. „Ich gehe natürlich wählen, weil ich weiß, dass jede Stimme zählt und auch etwas bewirken kann.“ Man solle mit seinem Kreuz auf dem Wahlzettel das unterstützen, was man vertreten möchte. Viele Infos hat er aus dem Unterricht im Fach Politik und Wirtschaft an der Albertus-Magnus-Schule. Dort stand die Europawahl auf dem Lehrplan. Auch in den Youtube-Kanal HKCM schaut er regelmäßig. „Da geht’s eigentlich um Finanzen. Aber es wurden auch die Wahlprogramme der einzelnen Parteien erklärt. Das fand ich gut.“ Wie genau eine Wahl vor sich geht, weiß Jan Gärtner schon: „Wir haben in der Schule eine Probewahl gemacht.“
Auch zum ersten Mal wahlberechtigt ist der 17-jährige David Jung aus Viernheim. „Ich gehe am Sonntag zur Wahl, denn das, was in der Politik gerade so läuft, gefällt mir nicht“, sagt der Schüler. Wer sein Kreuz nicht mache, dürfe sich auch hinterher nicht beschweren. Gerade Europa empfinde er als wichtiges Thema, besonders auch für junge Leute: „Wir leben hier alle zusammen. Alle Staaten müssen miteinander auskommen.“ Über Parteien, Wahlprogramme und die Europäische Union hat er sich im Schulunterricht informiert und Nachrichten geschaut.
Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein hat besonders die jugendlichen Erstwähler aufgerufen, von ihrem Stimmrecht auch Gebrauch zu machen: „Nutzt die Möglichkeit zur politischen Teilhabe und begreift den 9. Juni als einen Festtag der Demokratie. Zum ersten Mal an einer Parlamentswahl teilzunehmen, ist ein ganz besonderes Erlebnis.“
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