Internationaler Tag des Waldes

Erholung für den Wald gab es meist in Krisenzeiten

Der 21. März ist Internationaler Tag des Waldes. Heute versucht Forstwirtschaft die Bedürfnisse von Mensch, Pflanzen- und Tierwelt in Einklang zu bringen. Holzproduktion ist nicht mehr die bedeutendste Priorität, heißt es

Von 
Dirk Timmermann
Lesedauer: 
Waldpädagoge Jürgen Heumüller (r.) gibt den Teilnehmern Tipps für eine fachgerechte Anpflanzung. © Dirk Timmermann

Lampertheim. Der 21. März ist Internationaler Tag des Waldes. Zu diesem Anlass organisieren Hessens Forstämter traditionell Pflanzaktionen. Zur Lampertheimer Initiative begrüßte Steffen Hering zwanzig engagierte Helfer bei frühlingshaftem Wetter. „Man braucht nur Spaten und Manpower“, eröffnete der neue Forstamtsleiter das Vorhaben, mit dem die Teilnehmer einen tatkräftigen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leisten.

Auf einem Anhänger verpackt in Tüten: Setzlinge dreier Sorten, die für den sandigen Boden auf Neuschlosser Gemarkung geeignet sind: „Die Salweide ist besonders spannend“, sagte Hering über eine Art, die „nicht jeder kennt“. Anders als gewöhnliche Weiden wächst sie auf trockenem Grund, blüht schon früh und bietet Insekten eine Heimat. Bei Naturschützern ist die Salweide daher beliebt. Zu den 100 Exemplaren kamen 50 Eichen und 50 Spitzahörner. Dass die zu bepflanzende Fläche entlang des Alten Lorscher Wegs umzäunt ist, sei nicht zu vermeiden, betonte Jürgen Heumüller, Waldpädagoge und bei Hessenforst zuständig für die Odenwälder Schutzgebiete: „Ohne Begrenzung würden Rehe unsere Arbeit in drei Monaten zunichte machen.“ Im Zweifel gebe man „Wald den Vorrang vor Wild“ – was nicht jedem gefalle. Herausforderungen ergeben sich außerdem durch zugewanderte Pflanzen, sogenannte Neophyten, und die Grundwasserabsenkung.

Steffen Hering bot derweil einen Einblick in die Waldgeschichte der Kurpfalz: In mehreren Phasen sei die Bewaldung verlaufen. Nach der vorerst letzten langen Eiszeit vor 12 000 Jahren habe sich zunächst eine Tundra-Vegetation herausgebildet, gefolgt von Birken und Eichen.

Kiefer noch prägend

Zur Zeit Jesu Christi sei die Kiefer hinzugekommen, die noch heute prägend ist. Besondere Bedeutung erlangte sie ab dem 18. Jahrhundert in den Ebenen, während in höheren Lagen Fichtenwälder gepflanzt wurden. Ein wesentlicher Faktor für das Gedeihen des Forstes sei von jeher der Mensch: So habe bereits in der Römerzeit erheblicher Holzbedarf geherrscht, etwa für den Thermenbau. Im Mittelalter übte das Aufkommen von Köhlereien neuen Druck auf den Wald aus, mit dem es im Zuge der Industrialisierung weiter abwärts ging. Erholungsphasen für die Natur gab es meist in Krisenzeiten, so in den Bauernkriegen, im Dreißigjährigen Krieg und infolge von Pest-Epidemien.

Heute ist Forstwirtschaft den Experten zufolge „multifunktional“: Nach diesem Ansatz werden die unterschiedlichen Ansprüche von Mensch und Natur in Einklang gebracht. Die bei der Bewirtschaftung des Waldes zu bedenkenden Aspekte betreffen Umweltschutz, Klimaschutz, Bodenschutz, Wasserschutz, Holznutzung und die Erholung. Jedenfalls diene der Wald „längst nicht mehr ausschließlich der Holzproduktion“, fasste Steffen Hering den Wandel zusammen.

Spätfrost ist ein Problem

Die neu gesetzten Bäume befinden sich inmitten eines Bereichs, der von bis zu 120 Jahre alten Kiefern gesäumt ist. Während die einst „wasserverwöhnten“ Bestandspflanzen an der zunehmenden Trockenheit litten, seien die Setzlinge nun von Anfang an daran gewöhnt, erklärte Hering. Auf mediterrane Sorten zurückzugreifen, gelinge hingegen nur sehr begrenzt. Mehrere Versuchsflächen mit südlichen Gewächsen würden zwar betrieben, doch zeige sich ein anderes Problem: Spätfrost.

Aber auch zwei positive Entwicklungen wollten die Forstexperten den Teilnehmern nicht vorenthalten: Der Wald wird immer älter, der Anteil der Nadelhölzer sinkt.

Copyright © 2025 Südhessen Morgen