Geschichte

Ergreifende Ausstellung zum Zweiten Weltkrieg in Lampertheim

Fotos und Augenzeugenberichte: Bis zum 14. Mai können Besucherinnen und Besuchern im Lampertheimer Haus am Römer Einblicke in die Zeit des Zweiten Weltkriegs erhalten.

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Dirk Timmermann
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Noch wenige Wochen läuft die Ausstellung „Verstehen – Vergeben – Versöhnen“ im Haus am Römer in Lampertheim. © Dirk Timmermann

Lampertheim. Wenn Geschichte ein Gesicht bekommt, wird sie besonders greifbar. Nach diesem Prinzip ist die Ausstellung „Verstehen – Vergeben – Versöhnen“ aufgebaut. Noch bis zum 14. Mai bietet sich Besucherinnen und Besuchern im Haus am Römer ein bewegender Einblick in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Verschriftlichte Augenzeugenberichte und Fotografien von Kriegsereignissen zieren die Wände im Treppenhaus zwischen Erdgeschoss und zweiter Etage.

Was in Lampertheim vor sich ging, schildert exemplarisch Anneliese Schuster: „Als mein Vater mit Kriegsbeginn am 1. September 1939 eingezogen wurde, hatte ich um ihn Angst. Ich war damals acht Jahre alt und erinnere mich, dass alle bei uns in Hüttenfeld aufgeregt waren.“ Doch war er als Gutsbesitzer „unabkömmlich“, was ihm die Front ersparte. Hunger gab es im Dorf zwar wenig, doch dafür zahlreiche Fliegeralarme.

Einblicke in die Zeit des Zweiten Weltkriegs in Lampertheim: Zerstörung, Verletzte und Tote

Der erste Angriff auf Lampertheim geschah in der Nacht vom 5. auf den 6. August 1941. Bis zu 25 Flugzeuge waren beteiligt. 20 Menschen wurden getötet, 29 teilweise schwer verletzt. 38 Wohnhäuser wurden zerstört, 300 leichter beschädigt. 71 Familien mit 210 Personen verloren ihr Obdach. Weitere Angriffe folgten, so auch in der Nacht vom 29. zum 30. August 1941: „Bald nach Ertönen der Sirenen eilte man in Erinnerung an die Schrecken des ersten Angriffs in die Keller. Zum Glück gab es nur kleine Schäden“, heißt es in der Beschreibung zur Fotografie, die Sammler Ludwig Franz zur Verfügung gestellt hat.

Ein Zirkus, der abends noch seine Vorstellung gegeben hatte, verließ bei Tagesanbruch den Ort, um die Tiere zu schützen. Der dritte schwere Angriff erfolgte vom 15. auf den 16. Mai 1944. Hierbei wurde die evangelische Kirche bis auf den großen Turm zerstört, ebenso das Pfarrhaus. Vollständig vernichtet wurden zehn Wohnhäuser rund um die Domkirche. 150 Gebäude wurden schwer, 900 weitere leichter beschädigt. Auch die St.-Andreas-Kirche wurde getroffen.

Renate Hinz aus Lampertheim erzählt in der Ausstellung von ihren Erfahrungen im Weltkrieg. © Dirk Timmermann

Eingebrannt ins Gedächtnis der Augenzeugen hat sich das Bild der „Christbäume“: Die Leuchtmarkierungen markierten die Ziele, bevor die Bomben kamen. Von Lampertheim waren sie sichtbar, bombardiert wurde anschließend Mannheim. „Fast die gesamte Stadt wurde in Trümmer gelegt“, erzählt Anneliese Schuster. Vom 5. auf den 6. September 1943 traf es die Quadratestadt besonders schlimm – in Lampertheim gingen lediglich Flugblätter nieder.

Einen Schwerpunkt der Ausstellung, die in die Veranstaltungsreihe „Kriegsende und Friedensverantwortung“ eingebettet ist, bilden Berichte von Flucht und Vertreibung, außerdem Erlebnisse in Kriegsgefangenschaft. So erzählt Martin Reichelt aus Auerbach von seiner Zeit im Lager bei Gorki. Weil er als Mechaniker Autos reparierte, sei er beliebt gewesen. „Auf meine Russen lasse ich nichts kommen“, betont der Zeitzeuge. Und auch das Ende des Krieges wird dokumentiert. Den „US-Panzer in der Römerstraße“ zeigt ein Foto vom 26. März 1945. Schwere Panzer und Wagenkolonnen rückten an diesem Tag in Lampertheim ein. Zunächst reserviert, haben die Einwohner mit den „Amis“ meist gute Erfahrungen gemacht. Offiziell vorbei war der Krieg am 8. Mai 1945, als die Wehrmacht kapitulierte. Die Veranstaltungsreihe zum Weltkriegsende in Lampertheim läuft bis zum 23. Juni.

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