Ried und Viernheim. Bald ist Frühling, die Eis-Saison rückt näher. In Südhessen werden bereits wieder beliebte Eissorten im Becher oder in der Waffel verkauft. Klassiker wie Schokolade, Stracciatella oder Vanille gibt es bei Eis-Oberfeld in Lampertheim sowieso, aber auch exotische Sorten bietet die bekannte Eisdiele im Herzen der Stadt an. „Oftmals ist es ja so, dass die Leute eine ausgefallene Eissorte einige Mal ausprobieren. Früher oder später bestellen sie dann aber wieder die Sorte, die ihnen von jeher gut schmeckt“, sagt Kurt Oberfeld und schmunzelt. Auch anderswo in Südhessen, etwa im Bürstädter Eiscafé Kilian, dürfte die Lieblingssüßigkeit vieler Menschen in den kommenden Monaten wieder tausendfach über die Theke gereicht werden.
Dabei sind in den vergangenen Jahren nicht nur die Preise für Milch- oder Fruchteis gestiegen, wie es in den Eisdielen heißt. Auch Personalkosten und schwankende Energiepreise machen sich bei der Kostenkalkulation bemerkbar. „Während wir die Preise in den vergangenen Jahren recht stabil halten konnten, müssen wir in diesem Jahr die Preise erhöhen“, sagt Oberfeld, der seit mittlerweile 46 Jahren in der Branche tätig ist.
„Kakao ist beispielsweise deutlich teurer geworden, die Preise haben sich verdreifacht“, sagt er. Tatsächlich ist seit Monaten zu beobachten, dass die Schokoladenpreise zeitweise in die Höhe geschnellt sind. Einige Hersteller hatten schon Anfang 2024 angekündigt, die Preise zu erhöhen. Als Ursache wurden etwa schlechte Ernten und ein knappes Angebot in den Kakao-Anbauländern infolge von Trockenheit, Starkregen und Pflanzenkrankheiten genannt.
Kakao-Anbauländer leiden unter Ernteausfällen
Auch der Krieg in der Ukraine habe für Knappheit bei Zutaten gesorgt, die zeitweise sehr hohe Inflation habe die Kosten „explodieren“ lassen, wie Oberfeld sagt. Dennoch habe man die Preise lange stabil halten können. „Uns ist es wichtig, dass der Preis für eine Spachtel Eis im Rahmen bleibt“, betont der Eismann, der gemeinsam mit seiner Frau, seiner Tochter und deren Mann sowie mit seinem Schwager das Traditionsgeschäft betreibt. Wie stark die Preise anziehen, werde sich in den kommenden Tagen zeigen.
Wie bei Eis-Oberfeld in Lampertheim, hat auch das Eiscafé Kilian in Bürstadt am Sonntag die Saison gestartet. „Wir hoffen auf beständiges Sommerwetter“, sagt Tamara Stumpf, die gemeinsam mit ihrem Mann Marco das Café im vergangenen Jahr übernommen hat. Sicher, der im Januar auf 12,82 Euro gestiegene Mindestlohn und die spürbar gestiegenen Preise für die Zutaten hätten gesorgt, dass die Eheleute ihr Angebot neu kalkulieren mussten.
„Den Preis für die Eiskugel werden wir in diesem Jahr trotzdem nicht erhöhen. Es bleibt also bei 1,50 Euro“, sagt die 39 Jahre alte Frau. Es sei eine Frage der Abwägung gewesen, begründet sie die ausbleibende Erhöhung. Schließlich sei es auch wichtig, dass die Kunden weiterhin kommen, andererseits müssten die Geschäftsleute auch von ihrer Arbeit leben können.
Hohe Transportkosten sorgen für Einbußen
Auch bei der Firma Gelato Marra in Viernheim machen sich die schwankenden Preise bemerkbar. „Beispielsweise bei den Personalkosten und der Energie“, hebt Geschäftsführer Salvatore Marra hervor. Das 1978 gegründete Unternehmen beliefert Gastronomen deutschlandweit mit Eis-Spezialitäten. Mit einem Anteil von 80 Prozent sind die Eisdielen die Hauptabnehmer. Wie beispielsweise bei Eis-Oberfeld in Lampertheim, so werden nach eigenen Angaben die Süßspeisen auch in Viernheim ohne künstliche Aromen und Zusatzstoffe zubereitet. Daher bekomme man zwar auch die hohen Preise für Milchprodukte, Kakao und Nüssen zu spüren, wie der Geschäftsführer sagt.
Vor allem aber wirkten sich die gestiegenen Kosten für den Transport der süßen Ware aus. „Mit unserem Standort in Viernheim haben wir den Vorteil, dass wir Kunden in Hessen ebenso einfach beliefern können, wie etwa in Baden-Württemberg oder in Rheinland-Pfalz“, betont Marra. Trotz geografisch günstiger Lage in Südhessen seien allerdings die hohen Spritpreise ein großes Problem.
Auch das habe zu einer Preiserhöhung im Verkauf geführt. So sei der Preis für Eis um sieben bis acht Prozent gestiegen. Eine Kugel der Süßspeise koste mittlerweile in den Eisdielen Mannheims zwischen 1,80 Euro und 2 Euro. „Im Odenwald sind die Preise etwas geringer, gestiegen sind sie dort aber auch“, fügt Marra hinzu.
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