Lampertheim/Worms. Ein Stück Lampertheim war dabei, als Kult-Blondine Daniela Katzenberger am vergangenen Wochenende beim Dresdner Semperopernball über den Roten Teppich schritt. Genau genommen ein Stück Stoff - für Katzenbergers Verhältnisse gar ein recht großes: ein schwarzes Ballkleid, hochgeschlossen, bodenlang, mit langen Ärmeln. Entworfen und genäht von der Lampertheimer Designerin Kathleen Bürckholdt.
Die kann selbst noch nicht richtig glauben, wie sie - im zweiten Jahr, nachdem sie sich als Modedesignerin selbstständig gemacht hatte - zu dem Job gekommen ist. Dabei hatte sie selbst den Kontakt aufgenommen: "Ich bin ein Fan von Daniela Katzenberger, ich finde sie witzig und authentisch", sagt die 42-Jährige. Und so schrieb sie im Dezember eine E-Mail an Katzenbergers Management - mit Hinweis auf ihre Homepage und mit der Frage, ob Katzenberger nicht Lust habe, mal ein Kleid von ihr zu tragen. Sie drückte den Sendebutton und das war's. Denn mit einer Antwort rechnete Bürckholdt nicht.
"Voll aufregend"
Und erst recht nicht damit, dass Katzenberger sich schon wenige Wochen später samt Kamerateam in ihrem Atelier im Wormser Kunsthaus einfinden würde. "Voll aufregend" war das, berichtet Bürckholdt, "so etwas macht man ja nicht alle Tage". Ihren Producer, einen Kameramann und einen Tontechniker brachte Katzenberger mit - und die drehten "einfach drauflos", wie die Lampertheimerin erzählt. "Da war nichts gestellt, wir haben nichts wiederholt."
Bürckholdt hatte sich zu der Zeit schon genau überlegt, was sie Katzenberger für den Ball schneidern wollte. Und dieser Auftrag war eine echte Herausforderung. Denn während die Kleidung der schrillen Blondine meist reichlich bunt und auffällig ist, bevorzugt die Lampertheimer Designerin eher das Gegenteil: klassische, schlichte Schnitte. Und bei ihrem Stil wollte sie bleiben.
Katzenberger schaute sich im Atelier um, Bürckholdt nahm Maß, stellte ihre Ideen vor und wählte gemeinsam mit ihrem prominenten Gast den Stoff mit Glanzstrukturen aus. In der Drehpause plauderten sie ein wenig. Es habe viel zu lachen gegeben, sagt Bürckholdt, Katzenberger habe sie etwa "freches Ding" genannt, weil die Lampertheimerin sie einfach geduzt hatte. Eine Woche später kam Katzenberger zur Anprobe - alles passte, alles gefiel. Schließlich war das Resultat von sechs Stunden Arbeit auch nicht "zu züchtig", sondern komplett rückenfrei. Einen Tag später holte die Blondine ihr Kleid bei Bürckholdt ab.
Die verbrachte dann allerdings noch schlaflose Nächte - mit der Frage, ob Katzenberger das Kleid wirklich zum Ball anziehen würde. Nervös saß die Lampertheimerin dann am vergangenen Wochenende vorm Fernseher - und sah ihr Kleid. Im Interview fiel dann sogar Bürckholdts Name.
Das tut der Designerin gut, denn so glänzend, wie Katzenbergers Kleid ist, läuft es für sie nicht immer. 2010 beschloss die Mutter, sich einen Jugendtraum zu erfüllen und noch einmal ganz von vorn anzufangen: in der Modebranche, mit einem eigenen Atelier. Dass das nicht einfach werden würde, war Bürckholdt klar. Das spürt sie jeden Tag. "Ich muss kämpfen, aber ich lasse mich nicht unterkriegen", sagt sie. Und dass sie noch immer mit aller Liebe dabei ist. Manchmal kommt sie vor Begeisterung für ihren Job, vor lauter Engagement auf kühne Ideen - etwa, Katzenberger eine E-Mail zu senden. Sie konnte nicht ahnen, dass die Blondine Kathleens gleichnamiges Label gleich auf dem Opernball präsentieren würde. Und die Ludwigshafenerin wird "Kathleen" schon bald wieder ins Fernsehen bringen. Es ist willkommene Werbung für Bürckholdt, wenn der Besuch der Ludwigshafenerin im Wormser Atelier demnächst in der Vox-Serie "natürlich blond" läuft. Katzenbergers Interesse für die Modestrecken gibt der Lampertheimerin aber auch Hoffnung, dass sie im Großen und Ganzen das richtige Schnittmuster angelegt hat. Denn so schnell wie ein Ballkleid lässt sich ein Neuanfang als selbstständige Designerin nicht zurechtschneidern.
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