Lampertheim. Die Pandemie ist vorbei, die Zahl der Straftaten steigt wieder. Auf diese – zugegebenermaßen extrem verkürzte – Formel könnte man die Kriminalitätsstatistik für 2022 bringen. Hatten die Zahlen im Zuständigkeitsbereich der Polizeistation Lampertheim-Viernheim 2021 mit 3331 angezeigten Straftaten einen zwischenzeitlichen Tiefpunkt erreicht, wurden 2022 insgesamt 3438 Delikte gemeldet. Damit wurde auch die Gesamtzahl von 2020 (3400 Straftaten) wieder überschritten. 2019, im Jahr vor der Pandemie, waren bei der Polizeistation Lampertheim-Viernheim 3327 Straftaten angezeigt worden, 2018 waren es 3618 Straftaten gewesen.
Mit 3438 angezeigten Straftaten liegt die Lampertheimer Polizei also auf üblichem Niveau. Interessant ist für Florian Mohr, seit Februar Stationsleiter in Lampertheim, dass in Viernheim im vergangenen Jahr 114 Straftaten weniger angezeigt wurden. Das entspricht einem Rückgang von 6,8 Prozent. Das sei bemerkenswert, weil in allen Riedkommunen hingegen wieder mehr Delikte aufgenommen wurden. Bei der Aufklärungsquote konnte sich das Team der Polizeistation Lampertheim-Viernheim leicht von 63,7 in 2021 auf 64,4 in 2022 verbessern.
Durchgängig lasse sich beim Blick in die Statistik feststellen, dass die Zahl der angezeigten Rohheitsdelikte in allen fünf Kommunen steigt. Dazu zählen Körperverletzung und Misshandlung, auch häusliche Gewalt fällt in diese Kategorie. „Von den 183 Fällen von Körperverletzung in Viernheim geschahen 50 im häuslichen Umfeld“, merkt Mohr im Gespräch mit dieser Redaktion an. Das sei eine erschreckende Zahl, zumal von einer sehr hohen Dunkelziffer – also der Zahl der nicht gemeldeten Fälle – auszugehen sei.
Eher rückläufig waren in Viernheim im vergangenen Jahr die Zahlen beim Diebstahl (minus 6,8 Prozent), und auch die Wohnungseinbruchsdiebstähle seien weiter auf niedrigem Niveau. Trotzdem sei jeder Einbruch schlimm, findet Mohr, weil er die Opfer enorm belastet. Rückläufig waren in Viernheim im vergangenen Jahr auch die Zahlen von Fahrraddiebstählen, Betrug und Sachbeschädigung. Darüber zeigt sich Mohr allerdings verwundert, weil das nicht dem landläufigen Trend entspreche.
Gezielter Klau – auch aus Garagen
In den Riedkommunen sieht die Entwicklung anders aus. Beispielsweise haben die Fahrraddiebstähle in Lampertheim, Bürstadt, Biblis und Groß-Rohrheim im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Sie werden allerdings auch zu fast 100 Prozent angezeigt, wie Mohr weiß. Festzustellen sei, dass E-Bikes und Pedelecs inzwischen ganz gezielt gestohlen werden – auch aus Garagen, Schuppen, von Privatgrundstücken und für einen Markt in Osteuropa. „In diesem Bereich haben wir uns im ganzen Kreis konzeptionell neu aufgestellt und das zu einem Schwerpunkt-Thema gemacht“, erläutert Mohr.
Dies sei auch der Tatsache geschuldet, dass es oft um hohe Schadenssummen handelt. Oft würden auch gar nicht die ganzen Räder gestohlen, sondern nur der Akku oder der Bordcomputer abmontiert. „Sie sind der zentrale Wert des E-Bikes“, erklärt Mohr und rät, Fahrräder auch in der Garage oder im Schuppen abzuschließen oder noch besser anzuschließen. „Wir sollten es den Dieben so schwer wie möglich machen“, sagt der Erste Polizeihauptkommissar.
Das gelte im Übrigen auch bei der Sicherung von Wohnungen oder Häusern. Dass es Wirkung habe, seine Wohnung einbruchssicher zu machen, zeigte die Tatsache, dass es immer häufiger bei Einbruchsversuchen bleibt und die Täter unverrichteter Dinge abziehen müssen, weil sie Türen und Fenster nicht so leicht öffnen können wie gedacht. Insgesamt ist der Stationsleiter mit den Zahlen der Kriminalitätsstatistik für 2022 zufrieden. „Im Vergleich stehen wir präsidiumsweit gut da, und auch die Häufigkeitszahlen sind gut“, findet er. Diese geben die Kriminalitätsbelastung in einer Kommune an und wie hoch das Risiko ist, Opfer einer Straftat zu werden.
Im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südhessen lagt die Häufigkeitszahl 2022 bei 4004. Das bedeutet, dass es pro 100 000 Einwohnern innerhalb eines Jahres 4004 Straftaten gab. Das gilt als niedrig. In Viernheim lag die Häufigkeitszahl 2022 mit 4560 etwas über diesem südhessischen Durchschnitt, aber unter dem Wert von 2021 (4880). In den Riedkommunen lag die Häufigkeitszahl deutlich unter dem Wert des Polizeipräsidiums, wenn auch durchweg über dem Vorjahreswert: in Lampertheim bei 2999 (2021: 2786), in Bürstadt bei 3177 (2528), in Biblis bei 3108 (2671) und in Groß-Rohrheim bei 2470 (2297). Das zeige, dass man in der Region gut und sicher leben könne und keine Angst haben müsse, deutet Mohr diese Zahlen. „Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, ist hier geringer als anderswo.“
Prävention und Kontrolle
Damit das so bleibt, setzt die Polizei Lampertheim-Viernheim weiterhin auf Prävention und Präsenz, zumal klar festzustellen sei, dass die Gewaltbereitschaft zunimmt. Gerade auch beim Thema Sachbeschädigung – Vandalismus im öffentlichen Raum ist ein weites Feld – müsse es gelingen, „vor die Lage zu kommen“, wie es so schön heißt. „Wir kontrollieren, versuchen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, zeigen, dass wir sie im Blick haben“, sagt Polizeistationsleiter Florian Mohr und betont, dass es aber nur um die gehe, die Gewalt gegen Sachen oder andere Menschen ausüben, die sich rücksichtlos verhalten und eine kurze Zündschnur haben. „Nicht um die, die sich friedlich treffen“, sagt der Leiter der Polizeistation deutlich.
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