Lampertheim. Aus dem Schulzentrum-West wird nun doch kein Biedensand-Campus. Das hat Landrat Christian Engelhardt (CDU) jetzt im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt. Weil der Kreis nicht mehr mit dem Planungsbüro zusammenarbeite, das 2015 die ersten Vorbereitungen übernommen und den Begriff geprägt hatte, werde er nun nicht mehr verwendet.
Doch nicht nur der Name ist weg, auch die Planung ist obsolet. Für den Biedensand-Campus war die Devise ausgegeben worden: alles weg, alles neu. Hieß: Altrheinhalle, Lessing-Gymnasium (LGL) und Alfred-Delp-Schule (ADS) sollten nach und nach durch Neubauten ersetzt werden. Das habe sich damals als wirtschaftlich beste Variante dargestellt, so Engelhardt. Weitergehende Planungen hätten aber inzwischen gezeigt, dass es wirtschaftlicher sei, die Alfred-Delp-Schule zu modernisieren, und dass eine solche Sanierung durchaus machbar sei. Außerdem passe das besser in den Zeitgeist, weil es nachhaltiger sei, meint der Landrat.
Deswegen müssen die Planungen für die Schulen neu konzipiert und angepasst werden. Dafür soll ein neues Planungsteam gebildet werden. Durch dieses Umdenken hat sich laut Engelhardt nun auch die Reihenfolge geändert, wie gebaut werden soll.
Nun soll mit dem Neubau des LGL auf der jetzigen Sport-Freifläche des Areals begonnen werden. Sobald dieser Bau fertig und das Gymnasium dorthin umgezogen ist, kann die ADS in das alte LGL-Gebäude umziehen und mit der grundhaften Sanierung der Haupt- und Realschule begonnen werden. „Wir halten es für sinnvoll, einen Teil der Bausubstanz der Alfred-Delp-Schule weiter zu nutzen“, sagt der Landrat.
Altrheinhalle bleibt in Benutzung
Sobald die ADS dann in ihre runderneuerten Gebäude zurückgezogen ist, soll das alte LGL abgerissen werden. Wenn dieses komplexe Vorhaben abgeschlossen ist, soll Engelhardt zufolge neu bewertet werden, ob die Altrheinhalle saniert werden kann oder durch einen Neubau ersetzt werden muss. Dass sie erweitert werden müsse, stehe fest. Doch bis dahin bleibt sie im aktuellen Zustand für Schul- und Vereinssport nutzbar. Für die ursprüngliche Neugestaltung des Biedensand-Campus waren einmal 60 Millionen Euro veranschlagt worden. „Das wird deutlich teurer werden“, sagt Engelhardt, auch wenn nicht beide Schulen neu gebaut würden. Wegen der aktuellen Krisen sei es zurzeit aber nicht möglich, seriöse Zahlen zu nennen. Dafür müssten die neuerlichen Planungen abgewartet werden.
Noch in diesem Jahr soll das neue Planungsteam die Arbeit aufnehmen. „Aber es wird sicher noch mindestens zwei Jahre dauern, bis die Bauleistungen dann tatsächlich ausgeschrieben werden“, sagt Engelhardt und spricht von einem „immensen Bauvorhaben, das aber auch Chancen bietet“.
So steht für ihn immer noch die Überlegung im Raum, ob nicht im Zuge der Umgestaltung die Lampertheimer Musikschule und die Stadtbücherei in das Schulzentrum-West integriert werden könnten. „Ich bin schon vor Jahren der Stadt hinterhergelaufen, ob es da nicht Synergien geben könnte“, lässt er seinen Frust über die Lampertheimer Kommunalpolitik ein wenig durchklingen. Persönlich fände er es gut, wenn die kommunale Bücherei mit der schulischen Mediathek zusammengelegt würde. Ein attraktiver Medienbestand sowie längere Öffnungszeiten wären aus seiner Sicht die Vorteile einer solchen Bündelung, wenn die Etats der Stadt und des Kreises zusammengelegt würden. Grundsätzlich hält Engelhardt es für sinnvoll, wenn öffentliche Gebäude möglichst intensiv genutzt werden – „aus Gründen der wirtschaftlichen Vernunft und der Nachhaltigkeit“, wie er sagt. Deswegen könne er sich auch vorstellen, den Unterricht der Musikschule in die neuen Gebäude des Schulzentrums zu integrieren.
Er habe der Stadt jetzt noch einmal angeboten, den Vorschlag zu prüfen. Später, wenn die Planungen konkretisiert würden, ginge das nicht mehr, betont der Landrat. Für die Lampertheimer Stadtverwaltung sieht Engelhardt den Vorteil, dass ein Auszug der Bücherei aus dem Haus am Römer deren Raumnot entlasten würde.
Wie Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) auf Anfrage mitteilt, beraten die städtischen Gremien in ihrer aktuellen Sitzungsrunde über mögliche Synergien. Das Thema steht auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung des Sozial-, Bildungs- und Kulturausschusses, die am Donnerstag, 6. Oktober, 19 Uhr im Sitzungssaal des Stadthauses stattfindet.
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