Lampertheim. Jedes Jahr machen sich auf der ganzen Welt Zugvögel auf den Weg zu ihren Winterquartieren. Im Frühling kehren sie wieder ihn ihr Brutgebiet zurück. Doch nicht alle ziehen in den warmen Süden, sondern bleiben den ganzen Winter über bei uns. Peter Petermann, Naturschutzwart am Altrhein, konnte auf dem Biedensand einige interessante Vogelbeobachtungen machen. „Als noch mildes Winterwetter herrschte und die Wasserstände wegen der vorher herrschenden Trockenheit niedrig waren, gab es kaum gefiederte Wintergäste zu sehen“, berichtet er. Mittlerweile aber sind die Wasserstände gestiegen und auch die Temperaturen sind um einige Grade gesunken.
Enten und Drosseln unterwegs
So tauchten sehr schnell wieder alle möglichen Entenarten auf, die im Naturschutzgebiet überwintern. Etwa ein paar hundert Krick- und Stockenten, dutzende Pfeif-, Schnatter- und Tafelenten, sowie einzelne Spieß- und Löffelenten und ein Paar Gänsesäger. Inzwischen seien auch die Wacholder- und Rotdrosseln zahlreicher, die sich gern über die Weißdornbeeren in der Bonaue hermachen. Besonders seltene Arten waren aber bisher nicht dabei – die tauchen meist erst im Februar wieder auf. Besonders reizvoll ist auch der Blick auf den Silberreiher. Am Flachwassersee „Welsches Loch“ kann der aufmerksame Naturfreund den Wintergast beobachten. Auch außerhalb des Naturschutzgebiets sind Wintervögel zu sehen. Sobald es richtig kalt wird, beginnt auch für Singvögel wie Meisen, Amseln, Rotkehlchen, Drosseln und Finken eine harte Zeit. Die Kost wird knapp. Kritisch wird es, wenn nach Regen plötzlich Frost einsetzt und Zweige und Rinden mit einer dicken Eisschicht überzogen sind.
Auch eine über Tage andauernde strenge Kälte und eine geschlossene Schneedecke machen den Vögeln zu schaffen. So verlieren Meisen etwa in einer einzigen Nacht mit Minustemperaturen bis zu zehn Prozent ihres Gewichtes. Wer ein Futterhäuschen besitzt, kann ihnen helfen. Früher habe es für die Wintervögel viel mehr Futter durch Abfälle aus der Landwirtschaft, Unkräuter oder Brachäcker gegeben. „Also Nahrung, die indirekt auch von Menschen bereitgestellt wurde, wenn auch nicht absichtlich“, sagt Petermann.
Zur Fütterung gebe es unterschiedliche Meinungen. So werde etwa argumentiert, dass es in unseren Breiten nicht notwendig sei, Vögel im Winter zu füttern. Denn dies sei auch die Zeit der natürlichen Auslese, und die Natur sorge damit für gesunde und starke Populationen. „Mit Winterfütterung allein wird unsere Artenvielfalt nicht zu retten sein, aber ich kenne keine Untersuchung, die tatsächlich einen negativen Effekt nachweist“, so Petermann. In England sei sogar das ganzjährige Füttern üblich und das Vogelbeobachten, „Birding“ genannt, sei dort weit verbreitet.
Futterstelle muss sauber sein
Wichtig sei das Sauberhalten der Futterstelle, sonst könnten sich dort Krankheiten leicht ausbreiten. Auch der Lampertheimer Vogelschutzexperte Gerd Will füttert die Piepmätze in seinem Garten. „Bisher waren aber fast keine Vögel am Futterhäuschen“, berichtete er. Ein paar Meisen und Spatzen sowie eine einzige Amsel hätte er beobachten können. „Buchfinken, Kernbeißer und Grünfinken sind noch nicht aufgetaucht“, fügt er hinzu. Möglicherweise sei dies auf die lange Trockenheit im Sommer zurückzuführen. Die erschwerte Nahrungssuche habe sich womöglich – je nach Region – auf die Brut ausgewirkt.
Eine weitere Ursache könne das Insektensterben sein. Viele Vögel seien auf fette Insektenbeute von Frühjahr bis Herbst angewiesen. Fehle sie, gebe es weniger Vögel. „Ich habe noch vom letzten Jahr Vogelfutter-Restbestände“, so Will. Den neuen Sack mit Vogelfutter habe man noch nicht anbrechen müssen.
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