Lampertheim, Viernheim, Heddesheim. Die Vogelgrippe hat den Kreis Bergstraße erreicht. Wie das Landratsamt meldet, sind mehrere tote Wildvögel gefunden worden. Bei zwei Tieren ist der Virus nachgewiesen und vom Friedrich-Loeffler-Institut amtlich bestätigt worden. In der Lampertheimer Römerstraße wurde eine Graugans gefunden, im Ricarda-Huch-Weg in Bensheim eine Kanadagans. Bei den anderen toten Vögeln steht die Bestätigung laut Kreisverwaltung aus. Die Funde haben Auswirkungen unter anderem auf die Vogelparks in Lampertheim, Viernheim und Heddesheim.
In Viernheim haben die Betreiber des Vogelparks sofort reagiert: Der Park bleibt bis auf Weiteres geschlossen. „Das ist vor allem wichtig, damit nichts ,von außen‘ eingeschleppt wird“, erklärt der Vorsitzende des Vereins Vogelpark, Dirk Faltermann. „Erreger können auch an Autoreifen oder Schuhsohlen hängen.“ Für den Park greift das Schutzkonzept, das vor einigen Jahren mit dem Veterinäramt für solche Seuchenfälle abgestimmt wurde. Der Verein Vogelpark kann sich auf die Hilfe seiner Mitglieder verlassen, die sofort mit den Maßnahmen im Park begonnen haben.
Erster Schritt ist das „Aufstallen und Überplanen“. Mehrere Gehege im Park werden mit einer Plane überzogen, damit keine Wildvögel aus der Luft in die Anlage kommen oder ihren Kot in die Volieren ablassen können. Gerade auch in den Wasserteichen wäre dann die Gefahr groß. „Wenn erkrankte Gänse und Enten einfliegen und ans Wasser gehen, werden die Keime schnell verbreitet“, führt Faltermann aus. Deshalb wurden die Becken allesamt entleert. Einige Vögel müssen ohnehin in diesen Tagen ins Winterquartier umziehen, sodass diese Aktion einfach vorgezogen wird.
„Das war nicht so einfach, alle Vögel einzufangen oder wie die Papageien in ihr Haus zu bekommen“, fasst Nadine Heimann den Zeitdruck zusammen. So werden Kraniche und Flamingos genauso gesichert wie die Enten und Gänse. Vor einigen Gehegen sind Desinfektionswannen aufgestellt, in denen die Tierversorger ihre Schuhe desinfizieren können. „Solange noch kein akuter Fall bekannt ist, braucht es keine zusätzliche Schutzkleidung“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Damit das Risiko, mögliche Erreger im Park zu verteilen, gering gehalten wird, ist genau eingeteilt, wer welche Tiere versorgt. Zudem verstärken die Vereinsmitglieder die Kontrolle. Es werde ohnehin jeden Tag geschaut, ob es den Vögeln gut geht, ob sie auffällig aussehen oder sich anders verhalten. „Bei Gänsen und Enten wäre es ein Anzeichen für eine Erkrankung, wenn sie nur noch ruhig sind und viel schlafen“, so Faltermann.
„Die Vogelgrippe kommt jedes Jahr“
Im Lampertheimer Vogelpark zeigt sich Stephan Germann, Erster Vorsitzender des Trägervereins, gelassen. „Die Vogelgrippe kommt jedes Jahr. Wir sind vorbereitet“, sagt er. In der Anlage am Rande der Spargelstadt sind die Tiere in Volieren untergebracht. „Bei einer Aufstallungspflicht können wir sie einfach abdecken“, erläutert Germann. So könnte kein Kot in die Großkäfige gelangen, wenn infizierte Wildvögel diese überfliegen.
Außerdem gebe es feste Zuständigkeiten im Verein. Beispielsweise für die Fütterung. „Vier Leute versorgen die Vögel“, gibt der Vorsitzende Einblick. Diese seien mit Ganzkörperanzügen und Überziehern für die Schuhe ausgestattet, die sie im Falle eines Seuchengeschehens tragen würden.
Allein die Schwäne, die im Teich des Parks zu Hause sind, bereiten Stephan Germann Kopfzerbrechen. „Die könnten wir zwar vorübergehend in unserer Quarantänestation unterbringen, auf längere Sicht würde das aber schwierig“, meint der Lampertheimer. In so einem Fall würden sich die Vereinsmitglieder Rat beim Veterinäramt holen, wie mit der Lage umzugehen sei. „Und wir haben ein gutes Netzwerk mit den anderen Vogelparks in der Umgebung“, macht Germann deutlich. Gegenseitige Hilfe etwa beim Unterbringen von Tieren sei da selbstverständlich. Die Kollegen in Bobenheim-Roxheim oder Viernheim seien in solchen Belangen eine echte Stütze.
Im Heddesheimer Vogelpark ist die Lage noch entspannt
Im benachbarten Rhein-Neckar-Kreis gibt es bislang keine Einschränkungen für Geflügelhalter. Auch im Vogelpark Heddesheim sieht man die Sache noch entspannt. „Im Moment ist nichts bei uns“, sagt Ulrich Landenberger vom Verein der Vogelfreunde am Dienstag. Ungern erinnert er sich an 2023, als im Kreis eine Aufstallungspflicht herrschte. Da mussten alle Vögel eingesperrt werden. Was ihn damals besonders ärgerte: In der Stadt Heidelberg, die von Kreiskommunen umgeben ist, habe es keine Einschränkungen gegeben.
Wer den Vogelpark besuchen möchte, muss sich trotzdem sputen. Denn er ist am kommenden Sonntag, 2. November, zum letzten Mal geöffnet, und zwar von 9 bis 17 Uhr. Danach gehen die Vogelfreunde in die Winterpause. Je nach Wetter beginnt die neue Saison dann 2026 im März oder April.
Vogelgrippe
Die Vogelgrippe oder Aviäre Influenza ist eine Infektionskrankheit, die durch Viren ausgelöst wird.
Laut Friedrich-Loeffler-Institut hat sie ihren natürlichen Reservoirwirt im wilden Wasservogel.
Die Viren treten in zwei Varianten (gering/hochpathogen) und verschiedenen Subtypen (H1-16 in Kombination mit N1-9) auf. Die hochpathogene Form zeigt sich klinisch als Geflügelpest.
Geflügelpest ist für Hausgeflügel hochansteckend und verläuft mit schweren allgemeinen Krankheitszeichen.
Bei einer hohen Infektionsdosis können sie laut Friedrich-Loeffler-Institut auch auf den Menschen übertragen werden und dort tödlich verlaufende Erkrankungen auslösen. bjz
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