Klimaschutz

Die Stadt Lampertheim bereitet die Wärmewende vor

Auch die Stadt Lampertheim steht vor der Mammutaufgabe, eine kommunale Wärmeplanung aufzustellen. Wie dies gelingen kann, hat Dietmar Lidke vom Fachbereich Immobilienmanagement erläutert

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Stephen Wolf
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Rauch einer Heizung zieht aus dem Schornstein eines Mehrfamilienhauses. © dpa

Lampertheim. Das Thema Klimaschutz nimmt nach und nach immer mehr Ressourcen der Kommunen in Anspruch. Besonders anspruchsvoll dürfte in den kommenden Jahren die kommunale Wärmeplanung werden. Sie betrifft alle Städte und Gemeinden, somit also auch Lampertheim. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen Kommunen in den kommenden Jahren Pläne für klimafreundliches Heizen vorlegen, da fossile Brennstoffe wie Erdgas, Erdöl oder Kohle nur noch bis 2045 genutzt werden sollen. „Unsere Planung muss wohl bis Anfang 2028 abgeschlossen sein“, sagt Dietmar Lidke vom städtischen Fachbereich Immobilienmanagement.

Ende des Jahrzehnts soll der Ausbau schließlich beginnen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat das Bundeskabinett im August durchgewunken, der Bundestag debattiert aktuell die geplante Richtlinie. „Die kommunale Wärmeplanung stellt einen wesentlichen Baustein des Klimaschutzes dar. Denn auf den Wärmesektor geht ein erheblicher Teil der Treibhausgasemissionen zurück, sagt der Fachbereichsleiter.

Anspruchsvolle Aufgabe

Doch wie sieht die mittelfristige Planung konkret aus? Schließlich geht es bei der Umstellung auch um den Abschied von Strukturen, die in den Städten und Gemeinden seit Jahrzehnten bestehen.

Wie Dietmar Lidke sagt, geht es für die Stadtverwaltung und Unternehmen zunächst darum, eine Bedarfsanalyse zu erstellen. Im nächsten Schritt gelte es herauszufinden, in welchen Straßen künftig beispielsweise die Fernwärme-Versorgung eine realistische Alternative sein könnte, wo Nahwärme, etwa über Biomassekraftwerke, verfügbar sein könnte oder wo die Energie aus der Sonne für warme Wohnungen sorgen könnte.

Bei einer solchen Potenzialanalyse gehe es indes nicht nur um die Frage, welche klimaschonenden Energieträger künftig in den Quartieren genutzt werden. Auch die Herausforderung, möglichst viel Wärme beziehungsweise Energie zu sparen oder wie sich etwa Abwärme künftig effizienter nutzen lässt, bestimmt die Agenda der kommunalen Wärmeplanung. „Dass es dabei auch um den Zustand von Wohnhäusern sowie von, kommunal und gewerblich genutzten Gebäude geht, verkompliziert eine solche Aufgabe“, betont Lidke. So gehe es bei der Untersuchung nicht nur um physikalische Details. Auch das Thema Datenschutz dürfte den Mitarbeitern der Stadtverwaltung noch Kopfzerbrechen bereiten. Klappt alles, könnte dem Land nicht nur mit Blick auf den Klimaschutz ein wichtiger Schritt gelingen.

Kommunale Wärmeplanung

  • Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf für die Wärmeplanung vorgelegt, er soll die Grundlage für klimafreundliches Heizen werden. Konkret ist vorgesehen, dass alle Kommunen in Deutschland Wärmepläne für klimafreundliches Heizen vorlegen müssen.
  • In den Plänen soll angegeben werden, in welchen Straßen eine Fernwärme-Versorgung geplant ist oder wo Nahwärme beispielsweise über Biomasse verfügbar sein wird oder wo ein Wasserstoffnetz aufgebaut werden soll. Auch Windkraft, Solarenergie oder auch Geothermie sollen künftig die fossilen Energieträger in den Städten und Gemeinden ersetzen.
  • Für die Kommunen mit mehr als 100 000 Einwohnern ist der Stichtag der 1. Januar 2026, für alle anderen Kommunen der 30. Juni 2026. Für kleinere Gemeinden unter 10 000 Einwohner können die Länder ein vereinfachtes Verfahren ermöglichen. Außerdem ist vorgesehen, dass mehrere Gemeinden eine gemeinsame Planung vorlegen können.
  • Wie für alle andere Kommunen, so gilt auch für Lampertheim, dass etwa Bestands- und Potenzialanalysen die Voraussetzungen dafür bilden, den Weg zur lokalen Energiewende einzuschlagen. Teil der Bestandsanalyse ist etwa die Beschreibung der Netzinfrastruktur und der Verbrauchsdaten.
  • Erst aus diesen Bestandsaufnahmen lassen sich Handlungsanweisungen ableiten. Sobald mehr Informationen und Daten vorliegen, will die Stadt an die Bürger herantreten, um gemeinsam eine Strategie zu entwickeln.
  • Die finanziellen Belastungen für die Kommunen werden sich je nach Ausgestaltung der Wärmeversorgung richten. Damit die Kommunen schnell starten können, soll der der Bund die Erstellung von Wärmeplänen mit 500 Millionen Euro fördern.
  • Der Bundestag hat das Gesetz am Freitag in erster Lesung beraten. Es soll zum 1. Januar 2024 zeitgleich mit dem Gebäudeenergiegesetz in Kraft treten.

Denn die künftige Nutzung von Geothermie, Solarenergie, Wasserstoff oder etwa auch Abwärme oder Biogas sorgen dafür, dass neue Märkte und Produktionen entstehen. Zwar werden auch alte Strukturen nach und nach verschwinden, die heute noch für hohe Gewinne der Unternehmen sorgen. Aber - so die Hoffnung - man könne davon ausgehen, dass nachhaltige Ressourcen wie grüner Wasserstoff oder Sonnenenergie im Endeffekt wirtschaftlicher seien als die bisher rege genutzten fossilen Energieträger.

Indes ist das Gesetz noch nicht verabschiedet. Am Freitag fand im Bundestag die erste Lesung für das Gesetz zur Wärmeplanung statt. Es soll das bereits beschlossene Gebäudeenergiegesetz - oft als Heizungsgesetz bezeichnet - ergänzen. Erst wenn eine Wärmeplanung vorliegt, sollen Eigentümer verpflichtet werden, mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien zu heizen, wenn ihre alte Erdgas- oder Ölheizung irreparabel defekt ist - wobei es Übergangsfristen gibt. Nur in Neubaugebieten gilt bereits ab 2024 die Pflicht, dass nur noch Heizungen installiert werden dürfen, die auf 65 Prozent erneuerbaren Energien basieren. Die Union und der Stadtwerke-Verband haben Nachbesserungen am geplanten Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung gefordert. Dabei ging es etwa um längere Fristen für die Planung der Kommunen.

Dennoch, in Lampertheim ist das Thema angekommen. „Gerade für Photovoltaik-Anlagen gibt es in Lampertheim durchaus Potenzial“, sagt Lidke. Auf Gebäuden lassen sich die Anlagen ebenso installieren wie etwa auf Parkplätzen. „Natürlich gibt es in der Stadt völlig verschiedene Gegebenheiten“, räumt der Fachbereichsleiter ein.

So gebe es naturgemäß etwa große Unterschiede zwischen einem Neubaugebiet und den Bestandsbauten in der Kernstadt, in der es zahlreiche alte Gebäude gibt. Um den anspruchsvollen Job in den kommenden Jahren erledigen zu können, ist die Stadt auf Partner aus der Wirtschaft angewiesen: „Am liebsten wäre uns natürlich die Zusammenarbeit mit einem regionalen Energieversorger, da es dort die entsprechende Expertise gibt.“ Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Noch gebe es viele offene Fragen, etwa wenn es um die Vergabe von Aufträgen geht.

GGEW steht bereit

Wie es von der Bensheimer GGEW heißt, ist für Mitte November eine Infoveranstaltung zum Thema Wärmeplanung geplant. Dazu habe man Vertreter der Kommunen eingeladen, wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilt. „Die Erarbeitung der kommunalen Wärmeplanung liegt in der Verantwortung der Städte und Gemeinden, aber natürlich steht die GGEW bereit, hier bestmöglich und umfassend zu unterstützen“, heißt es weiterhin.

Schon heute arbeite man einer Strategie zur Dekarbonisierung des eigenen Netzbetriebs. Damit leiste das südhessische Unternehmen einen wichtigen Beitrag und könne seine Erfahrungen für die kommunale Wärmeplanung nutzen.

Redaktion

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