Lampertheim. Die evangelischen Kirchengemeinden in der Lampertheimer Kernstadt sowie in den Stadtteilen Neuschloß und Hüttenfeld haben sich gemeinsam auf den Weg gemacht – hin zu einer Großgemeinde. Sichtbares Zeichen war das erste gemeinsame Erntedankfest.
Die Notwendigkeit zur Strukturreform erklären die Verantwortlichen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit dem zunehmenden Mitgliederrückgang sowie mit finanziellen Herausforderungen und dem Mangel an Fachpersonal. Doch wie geht es Lampertheimer Gläubigen damit? Unsere Redaktion hat nachgefragt:.
Ruth Rupp (67): Ich sehe im Zusammenschluss der vier Lampertheimer Gemeinden für alle klare Vorteile. So kann dem Mitgliederschwund begegnet werden und es werden die notwendigen Aufgaben für die einzelnen Gemeinden reduziert. Gerade für eine kleine Gemeinde wie Neuschloß sind die bürokratischen Anforderungen der Kirchenverwaltung enorm. Wie schön, dass dies künftig an einer Stelle gebündelt wird. So erhoffe ich mir mehr Zeit für Dinge, die ich als Beitrag für eine aktive Gemeinde sehe. Das sind in Neuschloß etwa unsere Spaziergänge in Gottes schöner Natur, die wir einmal im Monat anbieten.
Klaus Feldhinkel (65): Die Zahl der Kirchenbesucher sinkt, die der Austritte steigt. An dieser harten Realität kommen die evangelischen Gemeinden nicht vorbei. Das lässt sich nicht wegdiskutieren. Man kann die Tatsachen verdrängen und versuchen so weiterzumachen wie bisher. Aber das bedeutet den Kopf in den Sand zu stecken. Dabei braucht man gerade in der momentanen Situation so viel Weitblick wie irgend möglich. Es gilt die Kräfte zu bündeln und die Probleme gemeinsam zu lösen. Ein Zusammenschluss ist vielleicht nicht für jeden toll, aber den Umständen geschuldet und notwendig. Und er bietet auch neue Chancen. Wer jetzt noch in der Kirche engagiert ist, der steht wirklich dahinter und ist gerne da.
Adrian Zähringer (31): Es ist längst an der Zeit, dass die evangelische Kirche Reformen anstrebt. Hier ist uns die katholische Kirche, wie beispielsweise die große Pfarrei Alfred Delp, um einiges voraus. Trotzdem ist auch dort das Ende von Kürzungen noch lange nicht in Sicht. Demnach muss es zu straffen Schritten kommen. Doch man muss auch das Potenzial sehen und nutzen. Das Bisherige soll nicht etwa vergessen werden. In Gesprächen habe ich oft herausgehört, dass die Kirche in Teilen veraltet ist – Kirchenvorstände, Strukturen und Denkweisen. Wenn die Kirche nicht zeitgemäß ist, dann haben es junge Menschen oft schwer, sich in die Gemeinde einzufinden und dort Glaube zu erleben. Durch die Nachbarschaftsräume können verschiedene Gottesformen gefeiert werden. Taizé-Gesänge, Mixtape-Formate, familiengerechte Varianten und Outdoor-Gottesdienste. Da kann erlebt werden, wie lebendig Glaube sein kann. Veränderungen werden immer kommen. Davor darf man nicht die Augen verschließen, sondern muss den Mut aufbringen, diese mitzugestalten.
Stefanie Eichler (55): Mit der Nachbarschaft der vier evangelischen Gemeinden Lukas, Luther, Neuschloß und Hüttenfeld wagen wir einen notwendigen Schritt in die Zukunft. Das ist sicherlich kein leichter und als Mitglied der Steuerungsgruppe weiß ich, dass es noch viel zu tun gibt bis zur Fusion am 1. Januar 2027. Hier wachsen vier Gemeinden zusammen – mit unterschiedlichen Schwerpunkten, Talenten und Arbeitsweisen. Es gilt, das Gemeinsame zu stärken, ohne das Eigene ganz aufzugeben. So profitieren am Ende alle von dem, was die große fusionierte Gemeinde zu bieten hat - wie von einem größeren Verkündigungsteam, unterschiedlichen Gottesdienstformen, mehr Angeboten im Gemeindeleben, neuen Impulsen durch die Zusammenarbeit aller Aktiven. Packen wir's an!
So sieht die Zukunft der evangelischen Kirche in Lampertheim aus
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