Klimawandel

Damit der Wald überlebt

Stadtverordnetenversammlung macht sich ein Bild von den Schäden im Stadtwald und diskutiert über zukünftiges Handeln

Von 
Dieter Stojan
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Forstamtsleiter Ralf Schepp und Revierförster Volker Harres (beide re. im Bild) erläutern, mit welchen Problemen der Stadtwald besonders zu kämpfen hat. © Berno Nix

Lampertheim. Zu einem Sorgenkind hat sich der Lampertheimer Stadtwald entwickelt. Langanhaltende Dürreperioden, hohe Schädlingspopulation und zu starke Grundwasserentnahme haben zu einem Erscheinungsbild des Waldes geführt, das nur noch teilweise dem von früher entspricht. Mit Sorge betrachtet auch die Stadt die Veränderungen, die sich im Waldbericht des Forstamts manifestieren werden.

Die Stadtverordnetenversammlung führt jedes Jahr eine Waldbegehung durch, um sich vor Ort ein Bild von den Schäden zu machen und um Erkenntnisse über das zukünftige Handeln zu gewinnen. Der Themenkatalog für die jüngste Besichtigung reichte von Schadflächen, Sanierungsflächen, Waldbrandschutz und Wiederaufforstung bis zu Biodiversität, Waldverjüngung und Baumartenwahl. Stadtverordnetenvorsteher Franz Korb hatte unter dem Aspekt „Die Zukunft des Stadtwaldes unter den Bedingungen künftiger Klimaerwärmungen“ eingeladen. Trotz des regnerischen Wetters hatten sich viele interessierte Mitbürger und Stadtverordnete eingefunden, darunter auch Bürgermeister Gottfried Störmer. Empfangen wurde die Gruppe von Revierförster Volker Harres und Forstamtsleiter Ralf Schepp, die die fachliche Führung übernahmen.

Erstes Ziel war eine fünfjährige Pflanzung. Schon hier wurde aus den Aussagen von Volker Harres deutlich, dass der Wald nicht mehr ausschließlich der Holzproduktion dient, sondern seine Funktion als Klimaverbesserer bei weiter steigenden Hitze-und Dürreperioden erreichen muss – abgesehen von der Erholfunktion für die Bevölkerung.

Nachhaltige Lösung gesucht

Die Mischung der Bestände mit Laubhölzern soll eine nachhaltige Lösung bringen, wobei nach den passenden Baumarten noch gesucht wird. Gute Aussichten hat dabei die Hainbuche aus Nordamerika, die hartes Holz bringt und genügsam ist. Die Fachleute experimentierten mit verschiedenen Baumarten und versuchten mit Verjüngung, den Waldproblemen Herr zu werden, erklärten die Förster. Erst die kommende Generation werde beurteilen können, ob die derzeitigen Entscheidungen richtig waren. Dabei sind auch Rückschläge zu verzeichnen: So fiel eine teure Containerpflanzung mit Wurzelballen komplett dem Wassermangel zum Opfer.

Bei den weiteren Stationen wurde deutlich, dass der Borkenkäfer sich während der zurückliegenden Trockenperioden zum Leidwesen der Förster gut entwickelt hat. Die Kiefern sind besonders stark befallen. Auch Pilzbefall bei geschwächten Bäumen ist ein weiteres Thema bei der Belastung des Waldes. Die Buche wird wahrscheinlich aus dem Wald verschwinden, da sie Trockenheit nur schwer übersteht. Entsprechende Baumruinen ragen mittlerweile auch im Lampertheimer Wald bizarr in den Himmel und dokumentieren den Wassermangel.

Es gibt allerdings eine Art, die mit allen Widrigkeiten gut zurecht kommt: die Traubenkirsche. Sie ist holztechnisch wertlos, wie es heißt, verdrängt aber alle anderen Bäume. Nur Herausreißen helfe hier, was aber zeitaufwendig und teuer sei. Damit kommt auch die geforderte Renaturierung von Waldflächen ins Spiel. Zwanzig Prozent sollen es werden, gerade mal zwei Prozent davon sind realisiert. Aus der Größe der Fläche resultieren auch letztendlich Ökopunkte, welche für andere Bauvorhaben wieder dringend benötigt werden. Hier fürchten die Förster die unkontrollierte Verbreitung der Traubenkirsche, sodass doch wieder manuell eingegriffen werden muss.

Auch der Schaden durch Wildverbiss ist enorm. Jana Lichtblau vom Dezernat Umwelt will die Jägerschaft zu einem kleineren Bestand an Rehwild bringen, um die Verbissschäden zu minimieren.

In der Nähe von Neuschloß wurde auch der Brandschutz angesprochen. Bürgermeister Störmer verwies dabei auf den vorbeugenden Brandschutz für den Ortsteil. Hier stehen überwiegend Roteichen, die eine so dichte Baumkrone haben, dass kein Unterholz entstehen kann. Ein Bodenfeuer ist damit unwahrscheinlich. Anlegen von Brandschneisen sowie die Errichtung von Tiefbrunnen zur Wasserversorgung sind weitere Präventionsmaßnahmen. Dazu gehört auch eine entsprechende textile Ausrüstung der Feuerwehr, ergänzte der Bürgermeister.

Abstimmung mit Fachbereichen

Der Betriebshof am Forstamt war die letzte Station der Exkursion. Der baufällige Geräteschuppen mit fehlenden Sozialräumen für die Mitarbeiter bedarf dringend einer Erneuerung, erklärte Jana Lichtblau. Wahrscheinlich werden die Mittel erst 2024 bereitstehen, sagte Störmer. Franz Korb dankte am Ende der Begehung Harras und Schepp für die umfassenden Informationen. Die Entscheidung, welche Flächen zur Stilllegung kommen, wird nur in enger Abstimmung mit den Fachbereichen erfolgen.

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