Nahverkehr

Busverkehr in Lampertheim läuft noch nicht rund

Fahrgastbeirat bedauert holprigen Start. Grundsätzlich zieht dessen Vorsitzende aber eine positive erste Bilanz. Zugleich berichten Eltern von Problemen im Schulverkehr.

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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Mit fünf solcher barrierefreien Kleinbusse fährt die VRN-Flexline durch die Lampertheimer Kernstadt. © Berno Nix

Lampertheim. Die Vor- und Nachteile des neuen Busverkehrs waren Thema in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats Neuschloß. Lara Strubel, SPD-Stadtverordnete, war in ihrer Funktion als Vorsitzende des Lampertheimer Fahrgastbeirats in den Bürgersaal gekommen, um eine erste Bilanz zu ziehen. Mitte August hatte die Stadt Lampertheim ihr Linienbündel, zu dem die Verbindungen zwischen den Stadtteilen und der Busverkehr in der Kernstadt gehörten, an den Kreis Bergstraße zurückgegeben. Der hatte die Stadt dazu aufgefordert und den Linienverkehr gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) neu organisiert und in das bestehende Liniennetz eingegliedert (wir haben berichtet).

Neben den regulären Buslinien fährt noch die VRN-Flexline

Neu ist vor allem, dass in der Kernstadt zusätzlich fünf barrierefreie Kleinbusse der sogenannten VRN-Flexline fahren, die per App oder Telefon zu einer Haltestelle geordert werden können. Sie ersetzen die bisherige Stadtbuslinie und ergänzen die nach einem festen Fahrplan fahrenden Linien, die in der Kernstadt montags bis freitags in den frühen Morgenstunden (Linien 601 und 602) und von Hofheim nach Hüttenfeld ganztägig (Linien 605, 644 und 644A) unterwegs sind, sowie die zusätzlichen Schulbuslinien 603, 604 und 645.

Neuer Busverkehr

Mitte August hat der Kreis Bergstraße gemeinsam mit dem VRN das Linienbündel Lampertheim übernommen und den Busverkehr neu organisiert.

Seither fahren die Linien 601, 602 als Kernstadtlini e montags bis freitags in den frühen Morgenstunden.

Die Linie 605 pendelt ganztägig montags bis freitags zwischen Hüttenfeld und Hofheim.

Die Linie 644 fährt an allen Tagen von Worms über Rosengarten, Lampertheim, Neuschloß, Hüttenfeld nach Viernheim - und zurück. In Hüttenfeld besteht mit der Linie 644 A Anschluss in die Kreisstadt Heppenheim und zum dortigen Kreiskrankenhaus.

Nur an Schultagen verkehren zu Schulzeiten die Linien 603, 604 und 645 .

In der Lampertheimer Kernstadt ergänzt die Kleinbusse der VRN-Flexline das Angebot. Sie müssen telefonisch oder per App angefordert werden. swa

Die Vorsitzende des Fahrgastbeirats zeigte sich im Großen und Ganzen mit dem neuen System zufrieden – auch wenn es sicher gewöhnungsbedürftig sei. Gerade die Umstellung auf ein sogenanntes On-Demand-System in der Kernstadt, bei dem der Bus nur Haltestellen anfährt, wenn er dorthin bestellt wurde, sei doch eine große Veränderung. Zwar funktioniere die Bestellung auch telefonisch, ausgelegt sei das Verfahren aber auf die Nutzung der VRN-App. Wer die nicht nutzen könne oder wolle, könne sich den Bus per Telefon ordern, müsse sich dafür aber einmalig und kostenfrei registrieren.

Dass das recht kompliziert ist, räumte Strubel ein. Gleichwohl sei das neue System eine Bereicherung. Vor allem, weil in der Kernstadt nun barrierefreie Kleinbusse unterwegs seien, die auch Menschen mit Elektrorollstuhl transportieren können. Zugleich lobt sie, dass Fahrgäste in der Kernstadt nun meist kürzere Wege zur nächstgelegenen Haltestelle hätten, weil das Netz um zahlreiche virtuelle Haltepunkte erweitert wurde.

Fahrten mit der Flexline müssen telefonisch oder per Smartphone-App vorab gebucht werden. © Berno Nix

Der Start in das neue Lampertheimer Buszeitalter sei aber unbestritten sehr holprig gewesen, sagte Strubel. So sei die Kommunikation am Anfang nicht gut gewesen. Eigentlich hätte jeder Haushalt eine Info-Broschüre erhalten sollen, aber die Verteilung per Post hatte nicht funktioniert. Interessierte können sie auf der Homepage des VRN herunterladen. Auch seien die Fahrplan-Aushänge an den Haltestellen teilweise nicht rechtzeitig ausgetauscht worden und dort zu schlecht erkennbar gewesen, dass hier unter Umständen kein Bus mehr automatisch kommt und hält. „Wir als Fahrgastbeirat hätten uns eine bessere, deutlichere Information gewünscht“, sagte sie.

Bürger können an Online-Befragung des VRN teilnehmen

Strubel wies darauf hin, dass auf der Homepage des Verkehrsverbundes Bürgerinnen Bürger des Kreises Bergstraße noch bis 30. September an einer Online-Befragung zur Zukunft des Nahverkehrs im Kreis teilnehmen können. Kreis und VRN erarbeiten derzeit den neuen Nahverkehrswegeplan – mit dem Ziel, „die Mobilitätsangebote im Kreis weiterzuentwickeln und optimal an die Bedürfnisse der Bevölkerung anzupassen“.

Die Sichtweisen der Bürger sollen in den Planungsprozess einfließen. Deswegen sind sie aufgefordert, ihre Erfahrungen und Erwartungen an den ÖPNV im Kreis über die Umfrage mitzuteilen. „Das ist eine gute Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen“, so Strubel. Zudem sei der neue Busverkehr auch Thema in der nächsten Sitzung des Umwelt-, Mobilitäts- und Energieausschuss am kommenden Mittwoch, 24. September, ab 19 Uhr im Lampertheimer Stadthaus. Die Sitzung ist öffentlich, allerdings haben Besucher kein Rederecht.

Winterfahrplan wird weitere Veränderungen bringen

Der Fahrgastbeirat schaue gespannt auf die Fahrplanumstellung Mitte Dezember, bei der laut Strubel Veränderungen im Linienbündel Ried geplant sind. Dann soll es eine durchgängige Linie nach Heppenheim geben, sodass der Umstieg in Hüttenfeld von der 644 in die 644A entfällt. „Mit dem Winterfahrplan soll für Neuschloß auch der 30-Minuten-Takt kommen“, ergänzte Ortsbeiratsmitglied Michael Bayer. „Ich glaube, wir haben viel gewonnen“, lobte Carola Biehal, Vorsitzende des Ortsbeirats, den neuen Busverkehr. Sie selbst sei sehr skeptisch gewesen und hätte bei der Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung nicht dafür votiert, das Lampertheimer Linienbündel an den Kreis zurückzugeben. Jetzt aber sei sie zufrieden, auch weil die Anbindung in den Abendstunden sich verbessert habe. Das sei vor allem für die Jugendlichen im Ort wichtig.

Schüler aus Neuschloß, die mit dem Bus ins Schulzentrum West fahren, kommen nicht immer pünktlich in den Unterricht. Das berichten Eltern. © Berno Nix

Nach dem offiziellen Ende der Sitzung wurde den Gästen noch Gelegenheit für Fragen gegeben. Da meldete sich Mirja Mietzker-Becker zu Wort. Die Neuschlösser Stadtverordnete von der Fraktion Bündnis90/Die Grünen berichtete, dass die Schüler, die mit der Linie 605 ins Schulzentrum-West fahren, morgens regelmäßig zu spät kämen. Laut Fahrplan fahre der Bus um 7.18 Uhr am Ulmenweg ab und erreiche das Schulzentrum um 7.46 Uhr. Da der Bus aber oft schon in Neuschloß Verspätung habe, käme er nie pünktlich an den Schulen an. So erschienen Schüler aus Neuschloß zu spät zum Unterricht.

Mietzker-Becker berichtete, dass Schüler des Lessing-Gymnasiums (LGL) deswegen regelmäßig getadelt würden. Verschärft worden sei die Situation dadurch, dass das Gymnasium seine Anfangszeit mit Beginn dieses Schuljahres von bisher 7.55 Uhr auf 7.50 Uhr vorverlegt hatte. Da reiche die Zeit einfach nicht für den Weg vom Bus ins Klassenzimmer. Das sei ein großes Thema beim Elternabend in der vergangenen Woche gewesen, so die Mutter, die selbst Kinder am LGL hat.

LGL-Schulleiterin ist das Problem noch nicht bekannt

Das sei ihr noch nicht bekannt, sagte Lara Strubel vom Fahrgastbeirat. Die Abstimmung mit den Schulen sei ein zentraler Punkt bei der Fahrplanerstellung. LGL-Schulleiterin Silke Weimar-Ekdur hatte von dem Problem ebenfalls noch nichts erfahren, wie sie dieser Redaktion auf Anfrage sagte. Ziel der Vorverlegung des Schulbeginns sei gewesen, den Vormittag zu entzerren und eine Pause verlängern zu können. Vor der Entscheidung seien alle Busverbindungen geprüft worden. „So wie sie auf dem Papier standen“, so Weimar-Ekdur.

Der frühere Beginn sei noch in der Versuchsphase, sie werde den Hinweis aufnehmen und prüfen, erklärte die Schulleiterin. Nicht ganz optimal läuft es wohl auch an der Pestalozzischule. Dort hätten die Grundschüler, die Arbeitsgemeinschaften besuchen, um 14.15 Uhr Schluss. Der nächste Bus komme aber erst um 15 Uhr. Keine akzeptable Wartezeit für Erst- bis Viertklässler, weshalb nun mittags viele Fahrgemeinschaften zwischen Neuschloß und dem Rosenstock unterwegs seien, so Mietzker-Becker.

Auch dem VRN liegen in dieser Sache noch keine Beschwerden vor

Dem VRN liegen bislang keine Beschwerden oder Meldungen zu Verspätungen auf der morgendlichen Schulbusverbindung ab der Haltestelle Ulmenweg in Neuschloß zum Schulzentrum West vor. Dies teilt die Pressestelle des Verkehrsunternehmens auf Anfrage dieser Redaktion mit. Die aktuelle Fahrplangestaltung sei auf einen Unterrichtsbeginn um 7.55 Uhr am Lessing-Gymnasium ausgerichtet – eine Vorverlegung sei nicht mitgeteilt worden, heißt es weiter in der Stellungnahme des VRN.

Die Situation werde nun, nach dem Hinweis durch diese Redaktion, gemeinsam mit dem zuständigen Verkehrsunternehmen geprüft. Grundsätzlich seien Fahrgäste aufgefordert, Hinweise zu Verspätungen oder Beschwerden möglichst konkret über das Kontaktformular auf der VRN-Webseite einzureichen – idealerweise mit Angabe von Datum, Uhrzeit, Liniennummer und Haltestelle.

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Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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