Lampertheim. Längst ist die durch den Ukraine-Krieg hervorgerufene Energiekrise auch in Lampertheim angekommen. Das merken die Bürgerinnen und Bürger vor allem an den gestiegenen Lebensmittelpreisen und den trotz Tankrabatts hohen Spritpreisen. Und sie werden es merken, wenn ihnen die nächste Nebenkostenabrechnung ins Haus flattert und sie für Strom und Gas mehr zahlen müssen. Experten gehen von einer immensen Steigerung aus. So prophezeit Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) inzwischen, dass sich die Preise um das Vierfache erhöhen könnten. Im ZDF empfahl sie am Freitagmorgen Verbrauchern, jetzt schon Geld zurückzulegen, um im Winter die Rechnungen zahlen zu können.
Preiserhöhungen der Versorger
Auch die Kunden vom Lampertheimer Versorger Energieried werden sich auf Preiserhöhungen einstellen müssen. Wie deren Geschäftsführer Frank Kaus auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt, musste die Steigerung der Einkaufspreise für Strom und Erdgas bereits an die nicht festpreisgebundenen Kunden weitergegeben werden. Trotz der Ausschöpfung aller Einsparpotenziale und einer Einkaufsstrategie, bei der Energieried die Rohstoffe am sogenannten Terminmarkt beschafft und dafür mit Vorlieferanten in einer gemeinsamen Beschaffungsplattform kooperiert, hätten die Tarife angepasst werden müssen. Damit befinde sich Energieried in „guter Gesellschaft“ mit allen Versorgungsunternehmen.
Privatkunden geschützt
Kaus weist aber auch noch einmal darauf hin, dass Privathaushalte zu den sogenannten geschützten Kunden gehören. Auch im Falle eines Engpasses, falls Russland seine bereits gedrosselten Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 ganz einstellen sollte, würden sie weiter versorgt, wenn die Industrie bereits Reduzierungen hinnehmen müsste. „Nur in extremen Situationen, wenn ein Gaslieferstopp und ein sehr langer und kalter Winter zusammenwirken, kann auch die Versorgung der Haushalte schwierig werden“, sagt Kaus. Dass diese Situation nicht eintritt, daran arbeiteten alle – das Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne), die Bundesnetzagentur, der Übertragungsnetzbetreiber THE und die Energieversorgungsunternehmen vor Ort wie Energieried als Verteilnetzbetreiber, versichert Kaus. Trotzdem nähmen die Anfragen von Kunden, die sich um die Versorgungssicherheit sorgen, zu, stellt der Geschäftsführer fest. Gleichzeitig ist er überzeugt, dass immer mehr Verbraucher im Ried überlegen, wie sie Energie und damit Kosten sparen können. Das sei auch dringend notwendig. „Auch wenn für die Entwicklung der Energiepreise keine seriöse Prognose möglich ist, gehen viele Wissenschaftler und Branchenkenner davon aus, dass uns hohe Energiepreise einige Jahre begleiten können“, meint Kaus.
Deswegen sollte jeder Bürger und jede Bürgerin schon im eigenen Interesse motiviert sein, den Verbrauch fossiler Energieträger zu reduzieren. „Jede eingesparte Kilowattstunde Erdgas macht Deutschland unabhängiger von russischen Gaslieferungen, führt zu spürbarer finanzieller Entlastung und hilft letztlich auch im Kampf gegen die Klimakrise“, ist Kaus überzeugt.
Fusionsgespräche nicht gefährdet
Die Gespräche mit der GGEW Bensheim über eine Fusion mit Energieried sieht Kaus durch die aktuelle Krise nicht in Gefahr. Sie würden unbeeinflusst von der Situation gemäß den inhaltlichen und zeitlichen Vorgaben der Aufsichtsräte beider Unternehmen geführt. Allerdings bestätige die aktuelle Lage die Notwendigkeit, weitere Synergien durch eine engere Zusammenarbeit beider Firmen zu heben.
Die Stadt geht übrigens hinsichtlich des Energiesparens mit gutem Beispiel voran: Mit dem kalendarischen Sommeranfang am 21. Juni wurde die Beheizung der beiden Becken im Freibad der Biedensand-Bäder eingestellt. „Das ist eine Konsequenz der derzeitigen Versorgungslage“, teilt Pressesprecher Christian Pfeiffer auf Anfrage mit. Das Beckenwasser wird über ein Blockheizkraftwerk erwärmt, das mit Gas betrieben wird.
Dieses bezieht die Bädergesellschaft von Energieried. Auch wenn die Heizung nun abgeschaltet ist, bleibt Bäder-Chef Marius Schmidt gelassen. Zum Wochenende hatte das Wasser eine Temperatur von 24, 25 Grad Celsius. „Alles also im Plan und gut schwimmbar“, teilt er dieser Redaktion mit. Das Hallenbad schließt – wie üblich – wegen Revision in den Sommerferien und wird dann ebenfalls nicht mehr beheizt. Auch in den Gebäuden der Stadtverwaltung sind die Heizungsanlagen abgeschaltet, führt der Pressesprecher aus. Das sei aber schon vor der Krise im Sommer Usus gewesen, so Pfeiffer weiter.
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