Lampertheim. Seit Monaten laufen Planungen für den neuen Standort der Technischen Betriebsdienste in der Lampertheimer Industriestraße. Unter anderem wurde dort das Gebäude abgerissen, das zuvor dem Unternehmen Energieried gehörte. Weil sich die Kosten für das 2020 beschlossene Projekt der Stadt mittlerweile nahezu verdoppelt haben, wollen CDU, Grüne und FDP die Notbremse ziehen. Aufgrund „der Kostenentwicklung sowie der weiteren Unwägbarkeiten des Projekts“ sollten die laufenden Planungsarbeiten eingestellt werden, heißt es in einem Antrag, den die drei Parteien in die Stadtverordnetenversammlung am Freitag eingebracht haben (wir haben berichtet).
„Kurz vor der Sommerpause erhielten wir die Kostenschätzung von der Stadt. Sie beläuft sich mittlerweile auf mehr als zwölf Millionen Euro“, begründete CDU-Fraktionschef Alexander Scholl bei einem eilig organisierten Pressegespräch das Ansinnen der Parteien. Rechne man die Kosten für das Grundstück hinzu, komme man auf 13,5 Millionen Euro, fügte Scholl hinzu. Vor allem sei das Areal nicht ausreichend groß für ein einstöckiges Gebäude, das allen Anforderungen des Betriebshofs gerecht werde. Daher müsse man zweigeschossig bauen, was sich im Arbeitsalltag jedoch als umständlich erweisen dürfte.
Zur Erinnerung: Mit den Stimmen der damaligen SPD/FDP-Koalition hatte das Stadtparlament im Februar 2020 beschlossen, dass die Technischen Betriebsdienste auf dem ehemaligen Gelände von Energieried in der Industriestraße unterkommen sollen. Das wäre in der Nähe des aktuellen Standorts, der ebenfalls in der Industriestraße liegt, allerdings mittlerweile marode ist.
„Kosten nicht vermittelbar“
Ursprünglich sollte der Gebäudekomplex 2024 stehen. CDU und Grüne, die mittlerweile koalieren, waren schon 2020 dagegen, sie hatten sich für einen Umzug ins Gewerbegebiet Wormser Landstraße ausgesprochen. Für einen Neubau vor den Toren der Stadt waren jedoch deutlich höhere Investitionskosten kalkuliert worden: So waren die Kosten für einen Neubau an der Wormser Landstraße damals noch mit 9,1 Millionen Euro beziffert worden, für den Neubau in der Industriestraße rechnete man mit Ausgaben von 6,75 Millionen Euro. Diese Kalkulation ist allerdings aufgrund von Preissteigerungen bei Material und Dienstleistungen sowie der Inflation mittlerweile überholt. „Eine Kostenverdopplung ist nicht vermittelbar“, betonte Scholl am Donnerstagabend.
Gernot Diehlmann, der Vorsitzende der FDP-Fraktion, ergänzte, man setze nun darauf, dass die Stadtverwaltung nachforscht, ob es womöglich einen günstigeren Standort für den jetzigen Bauhof gebe, der vor Jahrzehnten auf der Fläche gebaut wurde, auf der sich zwischen 1880 und 1950 die Gemeindemülldeponie befand.
Nach wie vor sehen die drei Fraktionen den Standort an der Wormser Landstraße als mögliche Alternative zum ungeliebten Areal in der Industriestraße. Gleichwohl sei auch der Standort in der Industriestraße noch nicht völlig abgeschrieben. Denkbar sei auch, so Diehlmann, dass man den jetzigen Bauhof modernisiere, auf dem Areal in der Nachbarschaft dennoch Gebäude baue und schließlich beide Standorte nutze.
Klar sei aber, dass die Stadtverwaltung möglichst rasch die Alternativen prüfen solle, merkte Stefan Nickel von den Grünen an. „Uns ist bewusst, dass der jetzige Standort alleine nicht zukunftsfähig ist. Daher ist Eile geboten“, fügte der Fraktionschef hinzu. Mit der Neuplanung werde es zu einer zeitlichen Verzögerung kommen. „Die könnte etwa sechs Monate oder etwas mehr betragen“, sagt Nickel.
Man stehe weiterhin zu einem Neubau und wolle die Phase der Unsicherheit so kurz wie möglich halten. Doch wie teuer kann und soll das neue Hauptquartier der Technischen Betriebsdienste werden? Zahlen konnten die drei Parteivertreter nicht nennen. „Uns ist bewusst, dass es eine Investition in Millionenhöhe sein wird. Wichtig aber ist, dass der Neubau zukunftsfähig ist“, sagte Scholl. Mit der aktuellen Lösung sei dieses Kriterium mitnichten erfüllt.
Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) ist nicht grundsätzlich gegen einen Wechsel des künftigen Standorts: „Für die Stadtverwaltung Lampertheim war die Wormser Landstraße immer die bessere Lösung. Die Industriestraße – mit viel finanziellem und organisatorischem Aufwand – stellte immer die zweitbeste Lösung für einen neuen Standort der Technischen Betriebsdienste dar“, sagt er. Im nun eingebrachten Antrag sehe die Stadtverwaltung die Chance, dass die – wie 2020 bereits dargelegt – bessere Lösung an der Wormser Landstraße umgesetzt werden kann.
Bewertung schon in 2020 erfolgt
Doch auch wenn so eine zukunftsfähige Lösung für die Technischen Betriebsdienste gefunden werde, die Kosten in der derzeitigen Situation würden unverändert hoch bleiben, betont der Rathauschef. Mit Blick auf den Zeitrahmen dieses notwendigen Projekts setze die Stadt allerdings darauf, „dass keine erneute Standortdiskussion und keine Diskussionen über Quadratmeterzahlen für verschiedene Gewerke oder über die Frage der Zusammenlegung aller Gewerke eröffnet wird“. Die Prüfungen für den Standort Wormser Landstraße lägen seit 2020 vor und sollten als Grundlage für den jetzigen Beschluss dienen.
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