Lampertheim. Von der Corona-Pandemie lässt sich der Kanu-Club nicht aufhalten. Und von „ein bisschen Wasser“ schon gar nicht. Schließlich haben die Ehrenamtlichen an der Saarstraße ein großes Ziel vor Augen: Der barrierefreie Ausbau des Vereinsheims soll endlich Wirklichkeit werden. Beim Sommerfest mit Live-Musik im Hof vorm Altrheindamm trotzten rund 95 Besucher auch einem heftigen Regenschauer.
Feiern in Zeiten von Corona – geht das? Die Hygienevorschriften der hessischen Landesregierung beantwortet diese Frage mit „Ja“. Zumindest unter bestimmten Voraussetzungen. Die haben sich die Verantwortlichen des Kanu-Clubs um Sportwartin Ulrike Gliem ganz genau durchgelesen und festgestellt: Für 130 Gäste reicht der Platz im Freien unter Einhaltung aller Abstandsregeln.
„Die Idee dazu ist relativ spontan entstanden“, erklärte Gliem am Rande des Festes. Bei Vorbesprechungen zur Teilnahme am Freiwilligentag, für den die Ehrenamtlichen noch Unterstützer zur Sanierung des Jugendraums suchen, sei das spezielle Sommerfest ins Leben gerufen worden.
Der Umbau des Vereinsheims für Menschen mit Einschränkungen ist bereits in vollem Gange. „Die Toilette ist fast fertig. Für den Fahrstuhl steht auch schon alles in den Startlöchern. Angebote haben wir dafür schon eingeholt, jetzt warten wir nur noch auf die Baugenehmigung. Dann kann’s sofort losgehen“, freute sich Gliem. Weil die Maßnahmen durch Brandschutzauflagen deutlich teurer als gedacht werden, kann der Verein zusätzliche Gelder wie die aus dem Sommerfest gut gebrauchen. Mit viel Aufwand und Einsatz haben etwa 15 Ehrenamtliche das Event akribisch vorbereitet, um allen Auflagen gerecht zu werden. Karten wurden nur mit Voranmeldung verkauft, Gäste haben jeweils Zehner-Tische reserviert. An Biertischen sitzen so fast 100 Besucher. Die gegenüberliegenden Bänke habe man anderthalb, die Tischgruppen zweieinhalb Meter auseinander gestellt. Kommen sich Menschen doch näher, müssen sie eine Maske tragen. Für dieses Konzept hat auch die Stadt grünes Licht gegeben.
Kritik an einigen Besuchern
Dass die Menschen nach monatelanger Pause nach Festen und Kulturveranstaltungen wie Live-Musik lechzen, war den Gästen anzumerken. Über das Benefizkonzerts der „Grand Dads“ mit einer bunten Mischung aus Schlager und Rock freuten sie sich genauso wie über einen Grund, endlich wieder im Freien entspannt feiern zu dürfen.
„Bedenken haben wir gar keine“, sagte eine Vierer-Gruppe während des Festes, „es wird ja alles eingehalten“. Ein großes Lob verteilten sie an Gliem und ihr Team, die während eines Regenschauers kurzerhand ein zweites großes Zelt aufgebaut hatten. Kulturtreibende wie Bands und einen Lampertheimer Verein, so der Tenor der Gäste, unterstütze man gerne.
Für die Veranstaltung gab es von einem Vereinsmitglied den Daumen hoch. „Ich finde es aber schade“, so die Frau, „dass sich nicht alle an das halten, was der Verein vorgibt“. Etwa als alle vor dem Regen unter einem Pavillon Schutz suchten, hätten einige Besucher auf Masken gepfiffen. Die Besucherin wünschte sich deshalb mehr Rücksicht und dachte das Szenario zu Ende: „Was wäre die Konsequenz, wenn sich keiner dran hält? Dann könnten genau solche Veranstaltungen nicht stattfinden. Das wäre für Vereine und Kulturtreibende doch fatal“.
Das beste Konzept nützt nichts, wenn sich die Menschen nicht daran halten. Ob im Urlaub, im Fitness-Studio oder bei Vereinsfesten. Da kann das Ziel einer Veranstaltung noch so hehr sein. In letzter Konsequenz wäre die Schuld dafür dann aber nicht beim Veranstalter, sondern bei jedem Einzelnen zu suchen. Ein Großteil der Besucher, so die Frau, halte sich aber an alle Vorgaben. Und so gab es von fast allen Besuchern ein positives Fazit und viel Lob für den Kanu-Club. ksm
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/lampertheim_artikel,-lampertheim-barrierefreier-ausbau-soll-wirklichkeit-werden-_arid,1676327.html