Lampertheim. Eine junge Mutter wählt in der Kleiderstube für ihre kleine Tochter einen hübschen, bunten Anorak aus. Für nur zwei Euro. Die Mutter ist glücklich über das Schnäppchen und Walburga Jung freut sich mit: „So soll es sein.“ Jung ist die Vorsitzende des Awo-Ortsvereins Lampertheim, der die Kleiderstube betreibt.
Immer mittwochs für Käufer und Spender geöffnet
Mittwochnachmittags sind die Räumlichkeiten in der Blücherstraße 26 geöffnet. Zahlreiche Interessenten kommen, die in den Verkaufsräumen nach Damen-, Herren- und Kindersachen stöbern. Außerdem kommen viele Spenderinnen und –spender mit einer Tasche oder einem Karton voller Kleidung. Sie kennen sich in der Kleiderstube schon aus und laufen gleich in den hinteren Raum. Dort werfen die Frauen einen kritischen Blick auf die Sachen, sortieren diese und räumen sie in die Regale. Die gebrachte Kleidung ist fleckenlos und ordentlich gefaltet. „So sind die Lieferungen für uns perfekt. Wir wünschen uns als Textilien- und Schuhspenden saubere und gut tragbare Ware, damit wir diese weitergeben können“, erklärt Jung und fügt hinzu: „Wenn beispielsweise die Outfits Flecken haben oder Knöpfe fehlen, dann werden diese nicht gekauft.“
Und das, obwohl die Sachen der Kleiderstube zu einem Preis von nur 50 Cent bis 5 Euro pro Teil angeboten werden. Die Awo-Vorsitzende berichtet auch, dass die Kleiderstube zwar von den Spenden lebt und sich die Ehrenamtlichen über die Spendenbereitschaft freuen, aber die Textilien und Schuhe sollten eben ansprechend sein.
Außerdem sollten die Zuwendungen nicht in großen Mengen gebracht werden. „Es kommt vor, dass Leute mit mehreren Säcken, gefüllt mit Textilien, vor der Tür stehen. Mancher Inhalt ist von schlechter Qualität“, so Jung. Sie ergänzt: „Die große Fülle erfassen und gegebenenfalls entsorgen, das können wir Ehrenamtlichen nicht leisten. Wir sind fast alle über 80 Jahre alt. Noch dazu reicht der Platz im Verkaufsraum nicht aus“, sagt Jung.
Die Vorsitzende selbst ist 86 Jahre alt und engagiert sich mit dem Helferinnenteam seit vielen Jahren für das Wohl der Menschen. Mit den Erlösen aus verkaufter Ware konnten die Awo-Mitglieder schon Vereine und Projekte unterstützen. „Nur wird derzeit mehr Kleidung gebracht als verkauft“, resümiert Jung. Dass das so ist, schiebt sie unter anderem auf die schnelllebige Mode der Gegenwart. Die Bekleidungsketten brächten stetig neue Kollektionen in den Handel. Mancher Kleiderschrank sei gut gefüllt und es werde heute schneller als früher ausgemistet, beobachtet sie.
Was nicht verkauft wird, holt ein Recyclingunternehmen ab
„Kleidung, die nicht an die Frau oder an den Mann gebracht werden konnte, holt ein Alttextilrecyclingunternehmen ab“, sagt Jung. Während des Gesprächs sind die Ehrenamtlichen fleißig am Sortieren. Die Helferin Elli Klotzbach hält eine modische Winterjacke in die Höhe und stellt fest: „Die ist leider stark verschmutzt. Schade.“ Und Irene Neundorfer hängt Oberhemden auf Bügel und bedauert: „Die Hemden sind schön, aber wir müssen sie auf der Kleiderstange zusammendrücken.“
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