Ausstellung

Ausstellung zu Migration in der Alfred-Delp-Schule Lampertheim

Noch bis zum 6. Oktober ist das interaktive Programm "Youniworth" in der Alfred-Delp-Schule zu sehen. Dabei geht es um das Zusammenleben von jungen Menschen aus unterschiedlichen Nationen in Deutschland

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Dirk Timmermann
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Marion Persson (l.) und Petra Popp eröffneten die interaktive Ausstellung „Youniworth“ in der Alfred-Delp-Schule. © Dirk Timmermann

Viernheim. „Es ist ein Thema, das aktueller nicht sein könnte“, sagte Lampertheims Erster Stadtrat Marius Schmidt zur Eröffnung der Ausstellung „Youniworth“. Noch bis zum 6. Oktober ist das interaktive Programm in der Alfred-Delp-Schule zu sehen. Dabei geht es um das Zusammenleben von jungen Menschen in Deutschland. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Perspektiven jugendlicher Migranten.

„Millionen sind derzeit auf der Flucht“, erklärte Marion Persson, Bereichsleiterin Migrationsdienste beim Diakonischen Werk Bergstraße. „Zu uns kommen Menschen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, Somalia und nicht zuletzt aus der Ukraine“, zählte Persson auf. Als Fluchtberaterin beim Jugendmigrationsdienst Lampertheim unterstützt Persson bei Anliegen wie Behördengängen und Wohnungssuche. Auch junge Geflüchtete seien betroffen. Ein Austausch mit anderen jungen Menschen gelinge am besten in der Schule. Umso mehr freute sich die Sozialarbeiterin, dass „Youniworth“ im Rahmen der interkulturellen Woche in der Alfred-Delp-Schule startet.

Dort gibt es für Schülerinnen und Schüler ein multimediales Angebot: Ein Film erklärt Migration, Jugendliche stellen sich per Video vor, im Selbsttest können eigene Vorurteile identifiziert werden. „Was nehme ich mit?“, lautet die Frage im „digitalen Kofferspiel“, „Wie wollen wir zusammenleben?“, steht auf Wunschkarten.

Didaktisches Begleitmaterial ermöglicht die Einbindung in den Unterricht. Dass Integration an der Schule ein Thema ist, verdeutlichte Petra Popp: „Knapp die Hälfte unserer 760 Schüler hat Migrationshintergrund, vertreten sind 40 Nationalitäten“, betonte die Konrektorin. Zur Vermittlung von Sprachkenntnissen hat man drei altersübergreifende Intensivklassen eingerichtet. Wer keinerlei Deutsch spricht, besucht die Alphabetisierungsklasse. Fortgeschrittene bereiten sich in zwei Stufen auf die Regelklasse vor. Für ukrainische Kinder steht ein separater Kurs zur Verfügung.

Trotz aller Anstrengungen steht die Integration vor großen Herausforderungen: „Unsere Leistungsfähigkeit droht überfordert zu werden“, warnte Matthias Schimpf. Der hauptamtliche Kreisbeigeordnete verwies auf die Situation im Kreis Bergstraße. Während schon 2022 mehr als 4000 Menschen, darunter 2800 aus der Ukraine, aufgenommen worden und weitere 1236 bis August dieses Jahres hinzugekommen seien, stiegen die Zuweisungen nun drastisch an. Seit September kämen 60 Personen pro Woche.

Weil die Kapazitäten erschöpft sind, wurde eine Zeltstadt in Bensheim geschaffen, ein Hotel in Heppenheim erworben und Container in Bürstadt errichtet. „Sprache, Arbeit und selbstbestimmtes Wohnen“ zu gewähren, gelinge immer weniger. Schimpf appellierte daran, ein „warmes Herz mit kühlem Kopf“ zu verbinden.

Als unverständlich stuften die Organisatoren der Ausstellung die geplanten Mittelkürzungen der Bundesregierung ein. Persson kritisierte, dass das Programm der „Respect Coaches“, das auch in Lampertheim demokratische Werte vermittelt, zum Jahresende eingestellt wird. Einsparungen beträfen auch den Erwachsenensektor. Stabile, gewachsene Strukturen drohten damit wegzubrechen. Einen Lichtblick sieht Marius Schmidt: Jüngst eröffnete das Jugendbüro – in der Alfred-Delp-Schule.

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