Lampertheim. In der Stadt spitzt sich ein Interessenskonflikt zwischen dem Angelsportverein 1920 (ASV) Lampertheim und der kommunalen Verwaltungsspitze zu. Hintergrund ist das städtische Vorhaben, hinter dem Freibad einen Jugendtreffplatz anzulegen. Davon ist auch ein etwa 640 Quadratmeter großes Areal betroffen, das der Stadt gehört, seit Jahren aber vom ASV genutzt wird. Das Gelände grenzt direkt an das eigentliche Grundstück der Angler an, das in Erbpacht genutzt wird.
Nachdem die Stadt den Pachtvertrag für das kleine Gelände Ende September gekündigt hat, erheben die Fischer massive Vorwürfe gegen Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos). Der habe den Verein nicht ausreichend eingebunden. Die Angler drohen gar mit rechtlichen Schritten. „Wir möchten anmerken, dass wir mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, gegen dieses Vorhaben angehen werden“, heißt es in einem Schreiben, das dieser Redaktion ursprünglich als Leserbrief zuging. Im Interesse einer ausgewogenen Berichterstattung, wurde indes der Rathauschef mit den Vorwürfen konfrontiert.
An anderer Stelle des Schreibens heißt es nämlich von den erzürnten Anglern, man appelliere an den Bürgermeister und die Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung, die Pläne zu überdenken, „endlich den Dialog mit dem ASV Lampertheim zu suchen und gemeinsam eine Lösung zu finden“. Es sei kaum nachzuvollziehen, dass der Bürgermeister Pläne vorantreibe, „die den Vereinsbetrieb erheblich beeinträchtigen würden“, ohne den Dialog mit dem Verein gesucht zu haben.
Vorwürfe der Angler richten sich vor allem gegen den Bürgermeister
„Uns ärgert die Art und Weise, wie wir mit geplanten Änderungen konfrontiert wurden“, sagt Jürgen Fritzsche vom Vorstand des Vereins. „Wussten die Parteien überhaupt, dass für den geplanten Jugendtreff eine Fläche vorgesehen ist, die seit vielen Jahren vom ASV gepachtet ist?“, fragt Fritzsche. „Das war natürlich bekannt“, bekräftigt der Rathauschef und weist auf diverse E-Mails hin, die seit Mai 2023 zwischen Stadthaus und Verein kursierten. Dabei sei es darum gegangen, die Pläne für das etwa 640 Quadratmeter große Areal zu diskutieren.
Darüber hinaus sei das Thema breit in der Öffentlichkeit diskutiert worden. Auf Gesprächsangebote sei der Vorstand des ASV nicht eingegangen, habe zuletzt lediglich deutlich gemacht, man sei gegen den geplanten Jugendtreff. Recherchen dieser Redaktion sprechen für die Version Störmers. So oder so, die Angler wurmt, dass die fragliche Grünfläche dem Verein vor Jahren von der Stadt noch großzügig angeboten wurde, nun aber wieder abgegeben werden soll: „Dieses Grundstück pflegen wir seit Jahrzehnten, und es hat sich zu einem wertvollen Teil unseres Vereinsgeländes entwickelt.“ Abgesehen davon habe der Verein eine Belüftungsanlage für den Badesee gekauft und trage damit zur guten Wasserqualität bei.
Geplanter Jugendtreffplatz
- Zwischen dem Altrhein und den Biedensand-Bädern soll ein Jugendtreffplatz entstehen. Im Sommer hatte Sabine Vilgis, Leiterin der Technischen Betriebsdienste, mit ihren Mitarbeitern bereits das Areal besucht, um die Planung voran zutreiben.
- Der Platz ist Teil eines Stadtumbau-Programms, das 2018 formuliert wurde und auch ein Basketball-Feld bieten soll.
- Für den künftigen Jugendtreff muss nicht nur der ASV Gelände abtreten, auch die Biedensand-Bäder verlieren 1500 Quadratmeter. Es muss geklärt werden, wie das Treiben auf dem Jugendtreffplatz mit Veranstaltungen im Freibad zu vereinbaren sein kann. wol
Dass der Verein den Verlust einer Fläche hinnehmen soll - wie übrigens auch die Biedensand Bäder - ist aus Sicht des Vorstands nur einer von mehreren kritischen Aspekten. „Angeln erfordert eine ruhige Umgebung - diese Ruhe würde durch den täglichen Lärm und die Aktivitäten eines benachbarten Jugendtreffs massiv gestört.“ Zudem befinde sich das geplante Bauvorhaben direkt neben einem Naturschutzgebiet, was kritisch sei. „Bei der für den Jugendtreff benötigten Fläche handelt es sich um einen Bereich, der seit Jahren nicht genutzt wird“, betont wiederum Störmer. Die Container der Angler, die ansonsten auf dem Gelände stehen, seien nicht das Problem. Darüber hätte man sich einigen können, wenn es denn zu Gesprächen gekommen wäre.
Im Sommer kritisierte allerdings auch SPD-Fraktionschef Jens Klingler, dem Stadtparlament sei ein fertiges Konzept vorgelegt worden, ohne im Vorfeld eine Diskussion zu ermöglichen. Bei einem Besuch der Lampertheimer SPD bei den Anglern forderte er, man müsse Betroffene mitnehmen, um einvernehmliche Lösungen zu erreichen, keine Ad-hoc-Entscheidungen treffen.
Gleichwohl lässt sich kaum behaupten, der Prozess, der vor drei Jahren startete, sei intransparent gewesen. Darauf weist der Vorsitzende des Stadtparlaments, Franz Korb (CDU), hin. Das parlamentarische Prozedere sei korrekt gewesen, das Thema sei in mehreren Sitzungen diskutiert worden. Auch die jüngste Beschlussvorlage für den „Jugendtreffplatz Biedensand Bäder“ führt sämtliche Stationen des politischen Prozesses auf. So hieß es im zuständigen Ausschuss bereits im September 2021, das Areal am Freibad sei besser als andere vorgeschlagene Gebiete für den Jugendtreff geeignet. So wird die Beteiligung des Jugendbeirats in dem Papier ebenso erwähnt wie ein Treffen mit dem ASV.
Am Ende nur Anglerlatein, das den geregelten Ablauf der Kommunalpolitik stört? Mitnichten. Stadtverordnetenvorsteher Korb erinnert daran, dass es für Betroffene nicht nur ein Recht auf Informationen gibt. Auch gebe es für sie eine Pflicht, sich über entsprechende Vorgänge zu informieren. Gleichwohl gibt sich Korb salomonisch, wenn er sagt: „Es wäre es besser gewesen, man wäre aufeinander zugegangen und hätte das Problem direkt besprochen.
Dafür ist es wohl zu spät. Dass die Angler mit Hilfe von Juristen den Verlust der Fläche aufhalten können hält zumindest Bürgermeister Störmer für ausgeschlossen. Die Kündigung sei fristgerecht erfolgt und rechtlich nicht zu beanstanden.
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