Lampertheim. Wenn am Freitag das Stadtparlament tagt, steht auch die geplante Fusion der beiden Versorger Energieried und GGEW aus Bensheim auf der Tagesordnung. CDU, Grüne und FDP haben nun bei einer gemeinsamen Veranstaltung ihren Willen bekräftigt, dem Vorhaben zuzustimmen. „Die CDU vertritt seit längerer Zeit die Meinung, dass eine Fusion sinnvoll ist“, bekräftigte Alexander Scholl die Zustimmung seiner Partei zur Fusion.
Aus Sicht des Fraktionschefs ist die Energieried, die 2006 aus dem Zusammenschluss der Stadtwerke Lampertheim und Bürstadt entstand, ein zu kleines Unternehmen, als dass sie im schwierigen Energiemarkt alleine bestehen könnte.
Gemeinsam mit den Bensheimern könne das Unternehmen aus dem hessischen Ried langfristig etwa den Wettbewerbsdruck im Vertrieb, den Kostendruck in den Netzen und schließlich nötige Investitionen erfolgreich stemmen.
Alternativloser Schritt
Auch Stefan Nickel, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sprach sich für die Fusion aus. Das Verfahren im Vorfeld sei transparent gewesen. Mit Blick auf Chancen und Risiken sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine Alternative zur Fusion gebe: „Als kleiner Fisch hätte Energieried keine Chance gehabt.“ Ähnlich hatte sich übrigens zuletzt auch die SPD im Haupt- und Finanzausschuss geäußert.
Gernot Diehlmann von der FDP sprach sich ebenfalls dafür aus, dass die beiden südhessischen Energieversorger zusammengehen. Auch formal gebe es keine Alternative, auch wenn es noch andere mögliche Partner für eine Fusion mit Energieried gegeben habe. „Das liegt an den gesellschaftsrechtlichen Verträgen, die die Eigentumsverhältnisse der Energieried regeln.“ Demnach könne ohne die Zustimmung jedes einzelnen Partners keine andere Alternative gefunden werden.
In der Tat sind an Energieried die Stadt Lampertheim mit 40,4 Prozent, die Stadt Bürstadt mit 25,1 Prozent und die GGEW mit 34,5 Prozent beteiligt. Im Gegenzug hält Lampertheim vier Prozent an der GGEW. Aus Sicht Diehlmanns hätte die Bensheimer Firma kaum einer Fusion der Energieried mit einem anderen Partner zugestimmt. Dennoch sei die FDP überzeugt, dass man den richtigen Weg eingeschlagen habe. Die GGEW behält ihren Sitz in Bensheim, der Standort Lampertheim bleibt aber ebenfalls erhalten. Die Produktmarke „Energieried“ soll noch drei Jahre fortgeführt werden.
Trotz Bereitschaft, die Fusion zu befürworten, legte Diehlmann einmal mehr den Finger in die Wunde und wies auf die finanzielle Schieflage hin, in die Energieried 2021 geraten war. Damals musste der Versorger einen Verlust in Höhe von 4,6 Millionen Euro verbuchen, von wenig erfolgreichem Gaseinkauf war die Rede. Daher hatte es 2021 keine Ausschüttungen an die Gesellschafter gegeben. Dies, so Diehlmann, sei überhaupt der Anlass gewesen, dass es zu Fusionsgesprächen gekommen war. „Das war ja kein freiwilliger Gang.“ Anlass sei der große Verlust von 2021 gewesen. Die damit verbundene Aufnahme von Darlehen habe dafür gesorgt, dass der Wert des kleinen Versorgers daraufhin gesunken sei und die Stadt Lampertheim somit weniger Anteile an dem nun entstehenden Unternehmen erhalten habe. Zudem hätten Kunden der Energieried – schon vor Ausbruch des Ukrainekriegs und damit verbundenen Preissteigerungen – zum Jahr 2022 wesentlich höhere Gaspreise zahlen müssen.
FDP kritisiert Geschäftsführer
Mit Blick darauf, so Diehlmann, habe man sich eine Reaktion von Geschäftsführer Frank Kaus erhofft: „Er trägt für die Geschäftspolitik gemeinsam mit dem Aufsichtsrat die Verantwortung.“ Daher vermisse man die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Diehlmann kritisierte zudem, dass Kaus in der neuen GGEW nun auch eine führende Position einnehme: „Das hätte die FDP anders entschieden.“ wol
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