Auszeichnung

Alfred Delp-Preis: Joachim Gauck kommt nach Lampertheim

Von 
Stephen Wolf
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In Lampertheim erinnern verschiedene Orte an den berühmten Jesuitenpfarrer, der auch in der Stadt wirkte. Diese Säule steht auf dem Alfred-Delp-Platz. © Berno Nix

Lampertheim. Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck kommt am 15. September nach Lampertheim, wo er den Alfred-Delp-Preis für Freiheit und Demokratie entgegennimmt. Die Auszeichnung wird an diesem Sonntag erstmals vergeben. Künftig will die Stadt jährlich Personen oder Organisationen auszeichnen, die sich um eine friedliche und demokratische Gesellschaft verdient gemacht haben.

Der 15. September ist nicht nur der Geburtstag des Jesuitenpfarrers und Widerstandskämpfers Delp. Auch steht dieses Datum für den Internationalen Tag der Demokratie. Nach Angaben der Stadt erhält Gauck eine Plakette, die ein Relief von Alfred Delp und einen entsprechenden Schriftzug zeigt. Mit der Preisverleihung wolle die Stadt das Vermächtnis Delps würdigen und für die Demokratie einstehen, hob Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) hervor. Sowohl der Rathauschef als auch Mitglieder des Delp-Gremiums gingen am Dienstag auf die Symbolik des Preises ein und nahmen Bezug auf den Erfolg der in Teilen rechtsextremen AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen vergangenen Sonntag.

In schwierigen politischen Zeiten will die Stadt mit der neuen Auszeichnung auch ihre demokratische und liberale Haltung unterstreichen. © Berno Nix

Delp stehe beispielhaft dafür, wie sich ein Mensch für den Bestand der Demokratie eingesetzt habe, „und Freiheit als Teil der eigenen Verantwortung definiert hat“, hob etwa Peter Kern, Vorsitzender der Alfred-Delp-Gesellschaft, hervor. Im Gegensatz dazu sei es „kein verantwortungsvolles Handeln, wenn Menschen bei einer Wahl für rechtsextreme Organisationen stimmen“, fügte Bürgermeister Störmer hinzu.

Der von den Nazis ermordete Delp, der in Mannheim geboren wurde und im Lampertheimer Ortsteil Hüttenfeld aufwuchs, wirkte als Priester in der südhessischen Stadt. „Alfred Delp ist ein hervorragender Repräsentant, der wichtige Werte verkörpert“, sagte Störmer mit Blick auf dessen Einsatz gegen Unterdrückung.

Zur Preisverleihung in der St.-Andreas-Kirche erwartet die Stadt geladene Gäste. Kinder und Jugendliche der Lampertheimer Alfred-Delp-Schule werden das Rahmenprogramm ebenso mitgestalten, wie die Singgruppen Ephata Juniors und der Ephata Chor. Eine größere Feier unter Anteilnahme der Bevölkerung könne die Kommune aus Platzgründen nicht ausrichten, hieß es.

Alfred Delp

  • Alfred Delp wurde am 15. September 1907 in Mannheim geboren, wuchs aber in Lampertheim auf. Er wandte sich nach seiner Konfirmation der katholischen Kirche zu. 1926 trat Delp in den Jesuitenorden ein, 1937 wurde er in München zum Priester geweiht.
  • Seit 1942 hatte Delp im Kreisauer Kreis mitgearbeitet. Im Widerstand gegen das NS-Regime entwickelte er Gedanken zu einer künftigen Gesellschaftsordnung für die Zeit nach dem Krieg. Delp stellte Kontakte zu anderen Oppositionsgruppen her. Anfang Juni 1944 besuchte er den späteren Hitler-Attentäter Oberst Graf Stauffenberg. Acht Tage nach dessen Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Delp verhaftet. Im Prozess vor dem gefürchteten Volksgerichtshof wurde Delp wegen Hoch- und Landesverrats zum Tode verurteilt. Am 2. Februar 1945 wurde er in Berlin-Plötzensee gehängt.
  • 2023 hatte der Lampertheimer Magistrat beschlossen, den Alfred-Delp-Preis von 2024 an zu verleihen. Die Jury setzt sich wie folgt zusammen: Bürgermeister Gottfried Störmer, Erster Stadtrat Marius Schmidt, Rolf Hecher und Carmen Daramus (Stadt Lampertheim), Erich Maier (Bürgerstiftung Lampertheim), Peter Kern (Alfred- Delp-Gesellschaft), Pfarrer Christian Rauch (Kirchengemeinde St. Andreas), Petra Popp (Alfred-Delp-Schule), Fritz Delp (Neffe Alfred Delps, Pfarrer im Ruhestand).

Joachim Gauck habe sich im Laufe seines Lebens unermüdlich den Gefahren für die Demokratie entgegengestellt, heißt es in der Begründung für die Auszeichnung. Der 1940 in Rostock geborene Pfarrer und DDR-Bürger Gauck hatte vor seiner politischen Karriere etwa 1989 außerdem den kirchlichen Widerstand gegen das DDR-Regime mitorganisiert. Aus Sicht der Stadt und des Alfred-Delp-Gremiums erfüllt der Alt-Bundespräsident damit sämtliche Voraussetzungen eines würdigen Preisträgers.

Als Laudator konnte die Stadt Helmuth Caspar Graf von Moltke gewinnen. Er ist der älteste Sohn der Widerstandskämpferin Freya von Moltke und des von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfers Helmuth James Graf von Moltke.

Unter anderem auf dem niederschlesischen Gut Kreisau der Familie fanden seit 1940 Treffen einer Widerstandsgruppe statt, die als „Kreisauer Kreis“ in die Geschichte einging. Die Gruppe arbeitete im Geheimen an Plänen für einen staatlichen Aufbau Deutschlands nach Kriegsende. Helmuth Caspar Graf von Moltke wurde 1937 in Bonn geboren. Seine frühen Lebensjahre verbrachte er in Kreisau. Bis heute unterstützt er die Arbeit der Freya-von-Moltke-Stiftung und wirbt aktiv für die Ziele der Organisation.

Geplant ist, dass sich sowohl von Moltke als auch Gauck am 15. September in das Goldene Buch der Stadt Lampertheim eintragen.

Bundespräsident a.D. Joachim Gauck. © picture alliance/dpa

Fritz Delp widmete sich in einem kurzen Statement dem damaligen Verhältnis der beiden Männer. Der Neffe des berühmten Jesuitenpfarrers, wies darauf hin, dass Alfred Delp und von Moltke im Angesicht der NS-Gewaltherrschaft zusammengefunden hatten, „obwohl ihre Lebensläufe unterschiedlicher nicht hätten sein können. Es folgen Jahre intensivster Diskussionen über die geistigen und strukturellen Grundlagen für ein Deutschland nach dem Ende des Nationalsozialismus.“ Und: „Am Ende ihres Lebens waren sie Freunde und Brüder.“ Bei der Verleihung des Delp-Preises wird eine Delegation aus Lampertheims Partnerstadt Swidnica/Kreisau erwartet. Wie der frühere Bürgermeister und Vorsitzende der Bürgerstiftung Lampertheim, Erich Maier, hervorhob, liegt das frühere Landgut der Familie von Moltke wenige Minuten vom Zentrum der Partnergemeinde entfernt. Das sei einer der Gründe für das Interesse aus Lampertheim gewesen. 2006 wurden die Partnerschaftsurkunden unterzeichnet. Das Verhältnis zwischen beiden Kommunen gilt als gut, was auch der anstehende Besuch der polnischen Delegation zeigt.

Pfarrer Christian Rauch erinnerte daran, dass Alfred Delp vom kommenden Jahr an Namensgeber der neuen Großpfarrei sein wird, der die katholischen Gemeinden in Lampertheim, Bürstadt, Biblis und Groß-Rohrheim künftig angehören. „Als leitender Pfarrer ist es mir wichtig, das geistige und geistliche Erbe Alfred Delps für die Gegenwart lebendig zu erhalten“, fügte er hinzu und nannte Delp einen Märtyrer.

Redaktion

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