Viernheim und Ried

Afrikanische Schweinepest: Schwierige Jagd auf den Erreger

Die Afrikanische Schweinepest sorgt für Nervosität. Bisher wurden sechs infizierte Tiere im Kreis Groß-Gerau entdeckt. Noch ist offen, ob die Viruserkrankung ihren Weg in Richtung Süden findet

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Das Ausbreitungsrisiko der Tierseuche ist im Wildschweinbestand besonders hoch, heißt es vom hessischen Landwirtschaftsministerium. © dpa

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) kommt näher. Nachdem Mitte Juni erstmals die Viruserkrankung bei einem toten Wildschwein in Hessen nachgewiesen wurde, sind die Behörden in Habachtstellung. Mittlerweile wurde der Erreger bei insgesamt sechs toten Wildschweinen nachgewiesen. Allesamt wurden innerhalb der 7300 Hektar umfassenden Kernzone im Kreis Groß-Gerau - südlich von Rüsselsheim - entdeckt. „Wir haben ein Krisenzentrum eingerichtet, die angrenzenden Landkreise befinden sich in Alarmbereitschaft“, ergänzt eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums in Wiesbaden.

Schweinepest in Hessen: Restriktionszone eingerichtet

Um den Fundort herum wird nun in einem Radius von circa 15 Kilometern eine sogenannte Restriktionszone eingerichtet. Neben Drohnenflügen, die verendete Tiere aufspüren sollen, sind beispielsweise auch speziell ausgebildete Kadaver-Suchhunde im Einsatz. „Wir hoffen, dass es sich bei der Häufung im Kreis Groß-Gerau um ein lokales Geschehen handelt“, fügt die Sprecherin hinzu. Ein generelles Jagdverbot in der besagten Zone soll dennoch dazu führen, Wildschweine nicht aufzuschrecken.

Die Suche nach möglichen Kadavern im Umkreis der Fundstellen ist bereits angelaufen. Und wie sieht es im Kreis Bergstraße aus? Noch sei offen, ob die Viruserkrankung ihren Weg in Richtung Süden findet: Wie es von der Kreisverwaltung heißt, besteht ein hohes Risiko, dass die Viruskrankheit auch in der südlichsten Region Hessens, mithin im südlichen Ried und in Viernheim, auftritt. Bislang sei dies aber nicht der Fall gewesen.

Afrikanische Schweinepest

  • Erstmals wurde die Afrikanische Schweinepest 1921 in Kenia beschrieben. Sie ist besonders südlich der Sahara bei Warzenschweinen verbreitet. Die Tiere erkranken nicht, übertragen aber die Seuche. 2007 gab es erste Fälle in Europa.
  • Die Erkrankung betrifft alle Altersklassen und Geschlechter von Schweinen und führt meist innerhalb einer Woche zum Tod.
  • Infiziertes Fleisch oder Wurst ist für Menschen ungefährlich, weggeworfene Speisereste werden aber oft von Wildschweinen gefressen und können die Ausbreitung der Seuche befördern: „Bitte werfen Sie daher Speisereste nur in verschlossene Müllbehälter!“, lautet ein Appell des Kreises Bergstraße.
  • Die Infektionsgefahr für lebende Schweine geht vor allem von infizierten Kadavern aus, da die Tierseuche bereits über kleinste Mengen an Blut oder bluthaltigem Gewebe übertragen wird. Die Körper verendeter Wildschweine verwesen relativ langsam.
  • Wer einen Kadaver entdeckt, sollte umgehend die Behörden informieren, so dass das Tier möglichst schnell auf das Virus untersucht werden kann. wol

„Da es sich bei der ASP um ein sehr dynamisches Seuchengeschehen handelt, kann sich die Situation jedoch jederzeit ändern“, teilt der Erste Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf (Grüne) auf Anfrage mit.

Als Folge des Ausbruchs hat das Veterinäramt sowohl die Schweinehalter als auch die Jäger über erforderliche „Biosicherheitsmaßnahmen“ informiert. Durch die Nähe des Kreises zu den Sperrzonen wurden die Jäger zusätzlich darum gebeten, möglichst viele Wildschweine aus dem Kreisgebiet auf ASP zu untersuchen. Eine vermehrte Kadaversuche wurde zudem empfohlen.

Schweinepest in Südhessen: Strenge Auflagen für Landwirte und vor allem für Schweinehalter

Darüber hinaus gebe es Schulungen über die „Bergung von Wildschweinkadavern im Seuchenfall“. „Weiterführende Schritte wie die Einrichtung einer zentralen Kadaversammelstelle beziehungsweise verwaltungsrechtliche Anordnungen werden für den Ernstfall vorbereitet.“

Betroffen von ASP sind zunächst vor allem Wildschweine. Kommen sie in Kontakt mit Hausschweinen, können sie das hochansteckende Virus leicht übertragen. An die Bevölkerung werde weiter appelliert, keine eigenständigen Suchaktionen zu unternehmen. Vor allem Landwirte, die Schweinezucht betreiben, müssen entsprechenden Sicherheitsvorgaben folgen. Der einzige Schutz für Hausschweinebestände ist die konsequente Einhaltung der Biosicherheit in den Betrieben.

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Von
Martin Oversohl
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Vorrangiges Ziel ist es, den Kontakt von Hausschweinen mit Wildschweinen zu verhindern: „Der Landwirt muss seinen Bestand so abschotten, dass jedweder Kontakt mit Wildschweinen unmöglich gemacht wird“, heißt es auf der Internetseite des Kreises Bergstraße. Die Regeln gebieten beispielsweise, den Kontakt der Schweine zu Wildschweinen zu verhindern. Dazu gehört es etwa, nicht nur die Ställe abschließen, auch das Futter für die Schweine muss „wildschweinsicher“ gelagert werden.

Das Virus ist so aggressiv, dass Landwirte ihre Schuhe beim Betreten und Verlassen des Stalls wechseln sollen. „Am besten ist ein kompletter Kleidungswechsel“, heißt es. Weil die Afrikanische Schweinepest auch über andere Tiere übertragen werden kann, sollen die Landwirte auch Nager und Schädlinge bekämpfen. Die regelmäßige Reinigung und Desinfektion des Stalls sowie von Gerätschaften und Fahrzeugen ist ebenfalls vorgeschrieben.

Forstamt Lampertheim besonders alarmiert wegen Schweinepest

Auch Mitarbeiter des Forstamts Lampertheim nehmen die Tierwelt in diesen Tagen intensiv in den Blick. Gleichwohl dürfte es nicht einfach sein, verendete Tiere in dem 8750 Hektar großen Staatswald zwischen Lampertheim, Bürstadt und Viernheim zu entdecken. Außerdem ist das Forstamt für etwa 5400 Hektar Kommunalwald und ungefähr 1800 Hektar Privatwald zuständig.

Ob sich die Tierseuche am Ende eindämmen lässt, ist bisher noch offen. Für Menschen und für andere Tierarten ist die Viruserkrankung nach Behördenangaben nicht ansteckend oder gefährlich - bei Haus- und Wildschweinen ist sie dagegen unheilbar und verläuft fast immer tödlich. Eine Impfung gibt es nicht. Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände wie Kleidung und Schuhe sowie Futter durch den Menschen übertragen werden.

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