Lampertheim

Ärztlicher Notdienst in Lampertheim schließt zum 1. April

Weil die Mediziner den Standort im Marienkrankenhaus nicht mehr aufrecht erhalten können, schließt der Ärztliche Notdienst in Lampertheim zum 1. April seine Pforten. Was Patientinnen und Patienten dann beachten müssen

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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Der Eingang zum Ärztlichen Bereitschaftsdienst am Lampertheimer Marienkrankenhaus, hier ein Bild vom vergangenen Jahr. © Berno Nix

Zum 1. April stellt der Ärztliche Bereitschaftsdienst (ÄBD) in Lampertheim seinen Dienst ein. Dann müssen Patientinnen und Patienten, die außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten oder am Wochenende einen Hausarzt konsultieren möchten, zum Notdienst nach Heppenheim oder Lindenfels fahren oder den Ärztlichen Bereitschaftsdienst an den Kliniken in Mannheim oder Worms aufsuchen. Bisher war der ÄBD, der seine Räume im St.-Marienkrankenhaus, Neue Schulstraße 12, hat, ohnehin nur noch an Wochenenden sowie an Brücken- und Feiertagen von 8 bis 16 Uhr besetzt.

Wie der Lampertheimer Allgemeinmediziner und Obmann des Bereitschaftsdienstes, Matthias Früh, erklärt, ist die Schließung dem Fachkräftemangel und dem demografischen Wandel geschuldet. „Das ist eine ganz normale Folge der Entwicklung. Wir haben einen Mangel beim ärztlichen wie beim nichtärztlichen Personal, was schon in der Vergangenheit dazu geführt hat, dass wir die Zeiten verkürzen mussten und manchmal gar nicht öffnen konnten“, berichtet er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Grundsätzlich seien die niedergelassenen Hausärzte verpflichtet, die medizinische Versorgung rund um die Uhr zu gewährleisten. Das müssen sie eigenständig organisieren und dafür sorgen, dass Kranke oder Verletzte 24 Stunden am Tag einen Arzt erreichen können. In der Vergangenheit sei das auch immer gut gelungen – mit einem Pool an Ärzten, die ausschließlich für Bereitschaftsdienste angestellt wurden, und niedergelassenen Ärzten, die bereit waren, regelmäßig solche Dienste zusätzlich zu ihrem Praxisalltag zu übernehmen.

Bereitschaft nimmt ab

„Wir Hausärzte mussten in jüngster Vergangenheit immer öfter einspringen, weil Pool-Ärzte fehlen“, berichtet Früh. Da viele seiner Kollegen aber inzwischen die Altersgrenze von 65 Jahren, bis zu der Notdienste übernommen werden müssen, überschritten haben, sei es schwierig geworden, die Zeiten zuverlässig abzudecken. Hinzu komme, dass jüngere Kollegen immer weniger bereit seien, Bereitschaftsdienste zu übernehmen.

Während das für Ärzte seiner Generation ein willkommener Zuverdienst gewesen sei, achte die nachfolgende Generation mehr auf die Work-Life-Balance, beschreibt Früh, wie sich gesellschaftliche Veränderungen eben auch in der Ärzteschaft bemerkbar machen. Deswegen sei es ja auch so schwer, junge Kollegen zu finden, die sich selbstständig machen und eine Praxis übernehmen wollen.

Ärztlicher Bereitschaftsdienst

  • Die Dispositionszentrale des Ärztlichen Bereitschaftsdiensts ist telefonisch montags, dienstags und donnerstags von 19 bis 7 Uhr, mittwochs und freitags von 14 bis 7 Uhr und am Wochenende von Samstag, 7 Uhr, bis Montag, 7 Uhr, unter der zentralen Nummer 116 117 zu erreichen.
  • Medizinisches Fachpersonal nimmt den Anruf entgegen und koordiniert die Versorgung.
  • In Lampertheim ist der ÄBD im St. Marienkrankenhaus, Neue Schulstraße 12, noch bis Ende des Monats samstags und sonntags sowie an Feier- und Brückentagen von 8 bis 16 Uhr besetzt.
  • Die ÄBD-Zentrale in Heppenheim, Viernheimer Straße 2A, ist montags, dienstags und donnerstags von 19 bis 24 Uhr, mittwochs und freitags vo 14 bis 24 Uhr sowie samstags und sonntags von 8 bis 24 Uhr besetzt.
  • In lebensbedrohlichen Notfällen sollte der Rettungsdienst unter Telefon 112 gerufen werden. 

Nun müssen sich Patienten aus dem Ried also auf weitere Wege einstellen. Der ärztliche Bereitschaftsdienst in Heppenheim ist umfassender als der bisherige in Lampertheim besetzt, und zwar täglich bis 24 Uhr. Zwischen 0 und 6 Uhr gibt es einen Fahrdienst. Um 7 Uhr öffnen unter der Woche bereits wieder zahlreiche Hausarztpraxen, am Wochenende ist die ÄBD-Zentrale in Heppenheim ab 8 Uhr besetzt.

Matthias Früh ist überzeugt, dass die Kapazitäten am Standort Heppenheim ausreichen werden. In Lampertheim seien bisher an Wochenenden zwischen 60 und 80 Patienten am Tag versorgt worden, an den Abenden unter der Woche maximal zehn. Die meisten Patienten, denen es abends schlecht gehe, warteten doch oft bis zum nächsten Morgen, um dann zu ihrem Hausarzt zu gehen. In eine Hausarztpraxis kommen laut Früh am Tag durchschnittlich bis zu 200 Patienten.

Mit längeren Wartezeiten müssten Patienten eher rechnen, wenn sie in die Kliniken Mannheim oder Worms fahren. Für ihn und seine niedergelassenen Kollegen werde sich die Lage durch die Schließung des Lampertheimer ÄBD entspannen. Sie werden künftig in der Notfallpraxis in Heppenheim, Viernheimer Straße 2a, Dienste übernehmen. Dort können bis zu drei Ärzte gleichzeitig behandeln. Langfristig solle der ÄBD in Heppenheim an das dortige Kreiskrankenhaus angegliedert werden – so wie es in Mannheim und Worms bereits ist, berichtet Früh. Das werde manches vereinfachen.

Versorgung laut KV sichergestellt

Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen bestätigt die Schließung der Bereitschaftsdienstzentrale in Lampertheim. „Hintergrund für die Schließung ist ein eher geringes Patientenaufkommen in Lampertheim, so dass sich die Versorgung im Ärztlichen Bereitschaftsdienst zukünftig auf die Zentralen in Heppenheim und Lindenfels konzentriert“, schreibt Pressesprecher Alexander Kowalski auf Anfrage dieser Redaktion, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Durch den Weiterbetrieb der beiden genannten Standorte sei die ärztliche Versorgung der Patientinnen und Patienten auch nach dem Wegfall der Zentrale in Lampertheim weiterhin sichergestellt. Die Öffnungszeiten in Heppenheim sollen in diesem Zuge erweitert werden, heißt es weier. Zusätzlich zum Betrieb der ÄBD-Zentralen bleibe, wie gewohnt, der ÄBD-Hausbesuchsdienst bestehen.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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