Lampertheimer Chöre - Keine Konzerte, schwierige Proben – Pandemie macht Sängerinnen und Sängern weiterhin das Leben schwer

„Aber die Lust am Singen bleibt“

Von 
Stephen Wolf
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Da war Corona hierzulande noch kein Thema: der Chor Ephata im Februar 2020 bei einem Konzert in der Mannheimer Jesuitenkirche. © Ephata

Lampertheim. Die dramatisch ansteigenden Coronazahlen wirken in den Chören Lampertheims wie ein Déjà-vu. Erneut werden Konzerte und Weihnachtsfeiern abgesagt. Proben finden ohnehin unter besonderen Bedingungen statt – oder eben gar nicht mehr. Auch wenn die Chöre mittlerweile routiniert mit der Situation umgehen – von Gewohnheit kann keine Rede sein, wie etwa Sieglinde Polanski von „Chorisma“ sagt. „Wir haben uns an diesen Zustand nicht gewöhnt. Gleichwohl haben wir die Entwicklung erwartet“, sagt die Erste Vorsitzende des Frauenchors.

Die Sängerinnen, die im Sommer noch im Freien proben konnten und später zeitweise in die katholische Kirche St. Andreas übergesiedelt sind, treffen sich zurzeit in der Mensa der Alfred-Delp-Schule. Um das Infektionsrisiko zu verringern, ist der Chor mit seinen etwa 45 Sängerinnen in Gruppen aufgeteilt. An einem Wochentag proben die zwei Einheiten mit den Alt-Stimmen unter 3G-Bedingungen; in der darauf folgenden Woche sind die beiden Fraktionen der Sopran-Stimmen an der Reihe. So ließen sich die Abstände einhalten. Zwar finden Stimmübungen auch in Video-Konferenzen statt. „Das lässt sich nicht mit dem gemeinsamen Singen vergleichen“, sagt Polanski. „Aber die Lust am Singen bleibt“, fügt sie hinzu. Umso bedauerlicher sei es, dass der Chor wegen der schwierigen Situation vorerst keine Konzerte planen kann. An Einnahmen ist daher nicht zu denken; dank eines Mitgliederbeitrags von 15 Euro im Monat und einer Förderung durch die Stadt kann aber die Chorleiterin bezahlt werden, sagt die Vorsitzende.

Proben bis Jahresende abgesagt

Beim Gesangsverein Cäcilia 1873/Sängerrose 1898 sind Proben bis Ende des Jahres abgesagt, wie der Vorsitzende, Rainer-Josef Müller, sagt. „Die Sieben-Tage-Inzidenz ist zurzeit einfach zu hoch“, begründet der 65 Jahre alte Lampertheimer den Schritt. Da keine Konzerte geplant sind, sei es nicht unbedingt notwendig, die etwa 40 Sängerinnen und Sänger des fast 130 Mitglieder starken Vereins in der vereinseigenen Gaststätte Krone antreten zu lassen. Auch wenn die älteren Chormitglieder geimpft seien, müsse man kein unnötiges Risiko eingehen. Wirtschaftlich gesehen sei der Ausfall von Konzerten zu verschmerzen.

Dank des Mitgliederbeitrags von 48 Euro im Jahr – Familien zahlen 72 Euro – und großzügiger Spenden sei momentan das Überleben des Gesangsvereins gesichert. Auch häuften sich die Austritte nicht besonders. „Viele unserer Mitglieder halten den Kontakt untereinander, trotz Corona“, sagt der Vorsitzende. So hätten sich etliche der Frauen und Männer im Sommer etwa zu gemeinsamen Fahrradausflügen getroffen.

Aufgrund der Lage sind beim Chor Ephata so gut wie keine Auftritte geplant, wie Sprecher Peter Sturm sagt. Zwar soll es im Advent einen Auftritt mit 40 Chormitgliedern in der St.-Andreas-Kirche geben. Damit hat es sich dann aber auch erst einmal. „Den Termin können wir nur wahrnehmen, weil das Gotteshaus groß genug ist“, betont Sturm. Bei den Ephata-Proben gelte die 2Gplus-Regel. Damit können nur noch Geimpfte und Genesene mitsingen, die zusätzlich einen Test vorweisen können. Insgesamt gibt es etwa 90 Mitglieder bei dem Chor, der aus einer Kindergruppe, einem Ensemble von Jugendlichen und einem großen Singkreis aus Erwachsenen besteht.

Da Erwachsene und Jugendliche einen Mitgliedsbeitrag von 36 Euro beziehungsweise zwölf Euro zahlen, und auch die Stadt sowie die Kirchengemeinde Mariä Verkündigung den Gospelchor finanziell unterstützen, drohe kein wirtschaftlicher Schiffbruch, wie Sturm betont. Der 64 Jahre alte Kassenwart hat auch keine überdurchschnittliche Zahl von Abmeldungen in den vergangenen Monaten wahrgenommen. „Im Gegenteil, wir haben noch Mitglieder dazugewonnen“, sagt er.

Auch beim MGV 1840 Lampertheim fallen wichtige Chorkonzerte aus, beispielsweise das Weihnachtliche Singen in der Domkirche, das traditionell alle zwei Jahre stattfindet. „Das ist bedauerlich. Vor allem, weil man ein Weihnachtskonzert nicht einfach zu einem späteren Zeitpunkt nachholen kann“, sagt der Vorsitzende Holger Schneibel. Rund 80 der insgesamt 270 MGV-Mitglieder singen in mehreren Chören, etwa für Männer, Frauen sowie für Kinder und Jugendliche.

Bei den Proben, die aktuell noch im Darmstädter Hof stattfinden, gelte die 2G-Regel. Kein Problem, wie Schneibel sagt. So seien die erwachsenen Mitglieder doppelt geimpft, teilweise haben sie auch schon eine Auffrischungsimpfung erhalten, wie der 64 Jahre alte Vorsitzende hinzufügt, der etwa im gemischten Chor mitsingt.

Nur ein Mitglied aus dem Chor Joyful sei nicht geimpft und könne daher zurzeit auch nicht mehr an den Aktivitäten teilnehmen. Dass bei einer Verschärfung der Lage womöglich auch für Geimpfte und Genesene die Chorproben ausfallen könnten, ist Schneibel ebenso klar wie den Vorsitzenden der anderen Chöre. „Momentan wissen wir nicht, ob wir in 14 Tagen überhaupt noch proben können“, sagt er.

Redaktion

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