Ladenburg

Wie die Ladenburger ihren Neujahrsempfang begehen

Traditioneller Neujahrsempfang der Stadt Ladenburg: Bürgermeister Stefan Schmutz nutzt die Gelegenheit zu einem klaren Bekenntnis gegen Antisemitismus und Rassismus.

Von 
Peter Jaschke
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Betrübt geht Ladenburg ins neue Jahr. Das ist beim Empfang der Stadt am Sonntag im Carl-Benz-Gymnasium noch einmal spürbar: Angesichts des tödlichen Wohnungsbrandes vom 3. Januar sieht sich Bürgermeister Stefan Schmutz immer noch außerstande, „unbeschwert gute Wünsche auszusprechen“. Bis heute mache das Unglück fassungslos. Tröstlich sei allein die Art und Weise, wie die Gemeinschaft auf dieses tragische Ereignis reagiert habe. „Es macht Mut, dass wir zusammenhalten, wenn es darauf ankommt“, so Schmutz angesichts der überwältigenden Spendenbereitschaft.

Ebenso Tröstliches bergen glänzende Beiträge zum Programm in der proppenvollen Aula. Da ist zum einen der wirklich schöne Gesang der Frauen, Männer und Jugendlichen vom Liederkranz. Zum anderen ist es der Applaus für die 1981 in Russland geborene und seit 1992 in Deutschland lebende jüdische Schriftstellerin Lena Gorelik (München). Ihre aufrüttelnde Ansprache geht über die übliche Länge eines Impulsvortrags hinaus. Doch macht sie den diszipliniert Lauschenden sprachlich brillant überdeutlich, dass erneut „Rechtsradikale unsere Demokratie an den Kragen wollen und die Macht zu ergreifen suchen“.

Historische Verantwortung

Als Schmutz Autorin Goreliks eindrückliche Rede lobt, kommt nochmals Beifall auf. Er selbst erntet Zustimmung, als er festhält: „In Ladenburg gibt es keinen Platz für Rassismus.“ Es sei das richtige Signal, dass drei örtliche Schulen dieses Jahr gemeinsam mit dem Verein „Gegen das Vergessen“ eine Ausstellung im öffentlichen Raum vorbereiteten, die durch großformatige Porträts das Schicksal von Holocaust-Überlebenden in den Mittelpunkt rücke. Alle seien aufgefordert, Deutschlands besondere Verantwortung vor der Geschichte wach zu halten und sich einzusetzen für „Nie wieder ist jetzt“, das Motto der aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. Beifall.

Im sportlichen Bereich engagiert

Als Moderatorin liegt es an Nicole Hoffman, der persönlichen Referentin von Bürgermeister Schmutz, diesmal die ehrenamtlichen Leistungen derer zu würdigen, die sich großenteils seit Jahrzehnten überdurchschnittlich im sportlichen Bereich engagieren. Pointiert fasst sie jeweils zusammen, was die Persönlichkeiten ausmacht.

Zum Foto versammeln sich Werner Rapp (Gewichtheben), Herbert Maier (Ringen, beide ASV), Elly und Richard Düll (LSV-Tischtennis), Richard Seipp, Martin Strauß (Budoclub), Didier Ngobana, Thomas Thieme (FV 1903), Günter Bläß, Kurt W. Zepf (LSV-Leichtathletik und Triathlon) sowie Lorena Baumann, Cécile Bläß und Victoria Pech (Trainerteam der LSV-Rope-Skipper.

Was 2024 in Ladenburg von Bedeutung sein wird, führt Bürgermeister Schmutz aus. Dass er erneut für dieses Amt kandidieren will, sagt er zwar nicht ausdrücklich, doch dürften es aufgrund seiner Präsentation viele für wahrscheinlich halten.

Zählt Schmutz doch auch auf, was er sich zugutehält, nämlich „mehr Betreuungsplätze, Reform der Kindergartengebühren, Ausbau der Schulkindbetreuung, mehr Klassenräume, bessere Spielplätze, aktiver Jugendgemeinderat und attraktives Jugendzentrum“. Zu seinen Zielen: Die Freiwillige Feuerwehr sei als „Rückgrat in Krisen“ weiter adäquat auszurüsten. Unabhängig davon werde das Stadtgebiet mit einer Sirenenanlage ausstattet.

Bis 2040 klimaneutral

Zum Klimaschutz betont er die Absicht, „bis 2040 klimaneutral zu werden.“ Ein konkreter Schritt sei die klimaneutrale Dreifeldsporthalle. Der Spatenstich erfolge im Frühjahr. Die Wasserversorgung könne schon 2024 klimaneutral werden. „Wenn es das Land erlaubt, am Wasserwerk eine Photovoltaik-Anlage zu errichten, könnte der Wassergewinnungsverband Lobdengau mehr als 50 000 Menschen klimaneutral mit Wasser versorgen“, so Schmutz. Es benötige auch die Bürgerschaft, um die Stadt klimaneutral zu gestalten. Was die Wärmeversorgung angehe, sollten „ergebnisoffen Möglichkeiten wie Flusswärme, Geo- und Solarthermie geprüft werden.“

Sichere Schulwege

Was den Verkehr betrifft, will Schmutz „nicht nachlassen zu beantragen, dass wir für einen sicheren Schulweg zwei Zebrastreifen in der Neuen Anlage für zwingend erforderlich halten“. Starker Beifall, als Schmutz sagt: „Sollte sich der Eindruck verfestigen, dass sich der Rhein-Neckar-Kreise eine pragmatische Lösung nicht vorstellen kann“, sei ernsthaft zu prüfen, ob die Stadt solche Entscheidungen als untere Straßenverkehrsbehörde besser selbst übernehme.

Den Ausbau der Kinderbetreuung stemme die Stadt ohne finanzielle Unterstützung des Landes und des Bundes. Es könne jedoch so nicht weitergehen, dass die Kosten allein bei den Kommunen hängen blieben. Dies gelte auch bei der anstehenden Einführung des Rechtsanspruchs auf eine Ganztagsbetreuung ab dem Schuljahr 2026/2027.

Mit Ladenburgs Teilnahme am Förderprogramm werde noch keine Entscheidung über die Frage getroffen, ob es vor Ort „eine Ganztagsgrundschule oder zwei oder keine geben“ werde. Schmutz hält es für „wichtig, dass sich alle Beteiligten intensiv mit der Frage auseinandersetzen, welche Ziele wir mit der Einlösung des Rechtsanspruches verbinden“. Auch wenn die finanzielle Lage 2024 „nicht die beste“ sei, will Schmutz weiterhin in der Partnerregion Garango (Burkina Faso) helfen. Auch dafür hört er Beifall.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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