Ladenburg. Erst kürzlich war Thomas Lohmann wieder tanzen. Und zwar beim Musikfestival Love Family Park, diesmal in Frankfurt am Main. Der neue Stadtrat der erstmals angetretenen Wählervereinigung Bürger für Ladenburg (BfL) ist großer Fan der elektronischen Musikrichtung Minimal Techno. Doch wandert der 61-jährige Hobbypianist auch gerne - wenn er nicht gerade am Rechner programmiert, wie er beim Treffen für diese Serie im Garten hinter seinem Haus im Aufeld-Viertel erzählt.
„Wir sind total froh, dass sich die Arbeit seit unserer Gründung vor einem Jahr gelohnt hat und wollen gemeinsam mit den anderen Ratsmitgliedern alles fördern, was das Gemeinschaftsgefühl steigert und den Bürgern das Gefühl gibt, mehr beteiligt zu sein“, sagt Lohmann zum Einzug der BfL mit einem weiteren Ratssitz für Frank Kresse. Mit dem selbstständigen Handwerker als Schlagzeuger macht Keyboarder Lohmann privat Musik. Er ist im nordrhein-westfälischen Paderborn aufgewachsen und hat dort Chemie studiert. „Irgendwann wollte ich doch mal was anderes sehen“, erzählt er launig, wie er vor gut 25 Jahren durch eine passende Arbeitsstelle in Mannheim nach Ladenburg gekommen war. Inzwischen ist der mathematisch-technisch interessierte Chemiker, der seine Promotion jedoch im Maschinenbau gemacht hat, seit 13 Jahren in einem Industrieunternehmen für die Erforschung und Entwicklung von Wärmedämmstoffen zuständig.
„Dämmung von Gebäuden ist auf jeden Fall wichtig für den Klimaschutz“, bestätigt Lohmann auf Nachfrage. Dass er im Rat aber mögliche Maßnahmen der Stadt wie beispielsweise Trinkbrunnen oder Hitzeschutzräume dennoch ablehnen würde, erklärt der Naturwissenschaftler so: „Es überfordert eine Kommune, das zu institutionalisieren.“ Es sei wichtiger, dass man Eigenverantwortung für sich übernehme, indem man etwa genügend Wasser trinke.
Hitzeschutzräume habe er bei einem Aufenthalt in der Wüstenstadt Dubai kennengelernt. „Da braucht man das, weil man da stirbt, wenn man auf der Straße ist, aber wenn jemand hierzulande an Hitze leidet, dann muss er erst einmal sehr viel selber tun wie ein Kopfbedeckung tragen“, sagt Lohmann.
„Ja, ich bin Mitglied“, antwortet er auf die Frage, ob er nach wie vor bei der Kleinpartei Die Basis aktiv sei. Diese gilt seit den bundesweiten Protesten gegen Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie, die bis heute in Ladenburg durch Montagsspaziergänge Ausdruck finden, als politischer Arm der „Querdenker“-Bewegung. „Ich bin aktiv in der Ortsgruppe Neckar-Bergstraße Süd, weil sich diese Partei für Basisdemokratie einsetzt“, erklärt er. In der Coronazeit sei der „Dialog mit Andersdenkenden verweigert“ worden. Das sei in der Wissenschaft anders: „Da kommt man nur weiter, wenn man miteinander spricht und nicht auf seiner eigenen Meinung beharrt.“ Letzteres habe zwar auch der eine oder andere Querdenker getan, „aber das fand ich ebenfalls nicht gut“, räumt Lohmann ein.
„Zu gemeinsamen Lösungen kommt man nur, wenn jeder gehört und an der Diskussion beteiligt wird“, findet Lohmann. Für ihn können „bessere Lösungen nur durch Dialog zustande kommen“. Dazu müsse man „auch mal aushalten, dass einer eine komische Meinung hat“. Das lohne sich seiner beruflichen Erfahrung nach: Wer sich gehört fühle, mache nachher bei der Umsetzung besser mit, auch wenn er sich mit einer exotischen Meinung nicht durchgesetzt habe. Deshalb möchte Lohmann „dafür sorgen, dass wir in Ladenburg bei wichtigen Entscheidungen wirklich auch die Bürger entscheiden lassen“.
Im Wahlkampf habe er oft den Eindruck gewonnen, dass sich „trotz viel Bürgerbeteiligung viele Leute von den Stimmungsbildern, die bei solchen Veranstaltungen erzeugt werden, nicht repräsentiert fühlen“. Das Problem erscheint ihm „leicht lösbar, indem man die Bürger über Richtungsentscheidungen abstimmen lässt“. Wenn der Gemeinderat das Ergebnis akzeptiere, hätten die „Bürger praktisch selbst entschieden“. Als Beispiel nennt Lohmann die künftige Nutzung des früheren ABB-Geländes an der Wallstadter Straße: Er stellt sich das so vor, dass Experten drei vernünftige Alternativen zur Auswahl erarbeiten.
„Das Thema hat so großen Einfluss auf das Leben hier in den nächsten Jahren, dass ich eine Bürgerentscheidung für angemessen halte.“ Das sei auch über ein wirklich repräsentatives Meinungsbild machbar. Denn er weiß, dass der Gemeinderat nur mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmen aller Mitglieder einen Bürgerentscheid beschließen kann. Andernfalls sei zunächst ein Bürgerbegehren zu organisieren.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg_artikel,-ladenburg-was-der-ladenburger-neu-gemeinderat-thomas-lohmann-vorhat-_arid,2244303.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html