Müllsammelaktion (mit Fotostrecke)

Vermoderte Parkbank in Ladenburg aus dem Fluss gefischt

Es waren zahlreiche Freiwillige, die sich auf den Weg gemacht hatten, um die Flussufer in Ladenburg und Ilvesheim vom Müll zu befreien. Eine vermorderte Parkbank war dabei nicht der einzige kuriose Fund

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Martin Tangl
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Es bedurfte einiges an Arbeit, um die vermoderte Sitzbank aus dem Fluss zu fischen. Am Ende wurden die Finder für ihr Engagement ausgezeichnet. © Martin Tangl

Ladenburg. „Erstaunlich sauber an Neckar und Kandelbach“, lautet das Fazit der Müllsammler am Samstag in Ladenburg. Und trotzdem kommt bei der Aktion der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) und der freiwilligen Helfer säckeweise Unrat zusammen: viele Flaschen, unzählige Zigarettenkippen, Papier, Plastik und einige Kuriositäten wie eine vermoderte Parkbank, ein Bonsai-Bäumchen, ein Werbeschild für Reitunterricht sowie ein Spitzen-Tanga. „Jeder Müll, der in der Gegend rumliegt, ist zu viel“, betont Ruth Retterath vom River Clean Project, das am Samstag die Putzaktion am und im Wasser in Ladenburg und Ilvesheim betreut.

„Sauberkeit genießt in Ladenburg hohe Sensibilität“, lobt Bürgermeister Stefan Schmutz die Initiative am weltweiten „World-Clean-Up-Day“ (Welt-„Saubermach“-Tag). Auf Einladung von Marius Wenzel („Ladenburg kehrt“) betreut das 2018 preisgekrönte River Clean Project diesmal die Müllsammler am Fluss. Schon am Vormittag sind Irene Niethammer, Michael Janke und Peter Petersen vom BUND an der Bacherlebnisstation zum Aufräumen an den Zuflüssen zum Neckar gestartet - und bringen gegen 15 Uhr zum Finale am Wasserturm neben anderem Abfall Schnuller und Spielzeug sowie acht Meter Kabel mit. Außerdem hat Peter Petersen am Kandelbach ein „grünfüßiges Teichhuhn“ entdeckt, wie er unserer Redaktion von dieser sehr seltenen Vogelart berichtet.

Umwelt

Freiwillige sammeln in Ladenburg Müll

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Mit Greifzangen ausgerüstet

Mit Eimer und Greifzangen ausgerüstet machen sich die Helfer am Wasserturm um die Mittagszeit auf dem Weg. Jochen Knausenberger mit seinen zehn Männern und Frauen der DRLG unterstützten mit Schlauchboot und zwei Kanus die Aktion vom Wasser aus. „Und wir begleiten und beraten“, erklärt Meike Tobien vom Clean River Project. Sie sei begeistert, wie die Ladenburger am Ufer zwischen Freibad und Eisenbahnbrücke und die Ilvesheimer in der Neckar-Flusskurve „enthusiastisch“ zu Werke gingen.

Mit Eimer, Greifzange und Müllbeutel machen sich Stephi Meissl aus Ladenburg und Falk Brockmann aus Mannheim auf die Abfall-Sammeltour an Land: „Wir sind gespannt!“ Auch Inna Blahonravina mit ihren Töchtern Olivia (6) und Oleksandra „Sascha“ (8) sind engagiert bei der Sache. Im März sind sie vor dem russischen Angriffskrieg aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew geflohen, mussten dort den Vater zurücklassen - und stellen sich am Samstag gerne in die Reihen der Ladenburger Flussreiniger. „Hat viel Spaß gemacht“, berichtet die Mutter. Zusammen mit den Mädchen habe sie Zigarettenstummel, Scherben, Schnuller und Plastik gesammelt. Auch Stephi Meissl und Falk Brockmann sind zurück - unter anderem mit einem einzelnen Schuh, Socken und zahlreichen, immerhin geschlossenen, Hunde-Kotbeuteln in ihren Müllsäcken.

Kurioseste Fundstück wird prämiert

Besonders ärgerlich ist für die Sammler übers Ufer verstreutes Metall-Glitzerkonfetti. „Die goldglänzenden Streifen und Herzchen werden oft bei Feierlichkeiten am Wasser durch Konfettikanonen in die Luft geschossen, der Wind verteilt das Konfetti dann - und das ist kaum aufzusammeln“, kritisiert Ruth Retterath die Gedankenlosigkeit so mancher Partygänger. Aber auch die vielen Zigarettenkippen, die an diesem Tag in einem extra Behälter zur Dokumentation landen, sind ein Ärgernis und „ein Riesenthema“ nicht nur für die Flussreiniger des River Clean Projects. „Das Wegwerfen der Kippen ist kein Kavaliersdelikt“, warnt auch Bürgermeister Schmutz.

Am Ende der Sammelaktion wird das kurioseste Fundstück des Tages prämiert. Sebastian Ockenfuss hat mit seinen Kumpels Jochen und Volker die vermoderte Parkbank mit viel Mühen und Hilfe der DLRG aus dem Neckar gezogen. Aber auch das Werbeschild für die Reitstunden, das Hennig Neumann gefunden hat, gerät in die engere Auswahl, zusammen mit dem Bonsai-Bäumchen und dem Spitzen-Tanga. Parkbank und Schild liegen schließlich gleichauf - und die Finder erhalten eine Trinkflasche. Ein Sonderpreis geht an Georg und Philipp in Heidelberg. Ihre Flaschenpost mit einem Briefchen aus dem Juni 2022 haben die Müllsammler ebenfalls aus dem Neckar gefischt.

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