Ladenburg

Überraschende Wendung nach Anzeige gegen Biberdamm-Entfernung in Ladenburg

Vor einigen Wochen erstattete ein Fachmann Anzeige gegen Unbekannt. Der Grund: In Ladenburg war Gehölze eines Biberdamms entfernt worden. Jetzt wurde die Anzeige zurückgezogen, aus einem überraschenden Grund

Von 
Peter Jaschke
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Biber sind als Landschaftsgestalter bekannt, mit ihren Holzbauten stauen sie unter anderem Flüsse. © dpa

„Willkommen beim Biber in Ladenburg.“ So heißt es auf einer Infotafel der Stadt in der Auenlandschaft am Römerstadion. An den streng geschützten Nagern scheiden sich die Geister: Die einen erfreuen sich an den seit wenigen Jahren wieder heimisch gewordenen Landschaftsgestaltern. Den anderen missfällt, dass diese dazu Bäume im Winter umlegen und Wasser aufstauen. Im Dezember war ein Dammbau am Kandelbach in der Auenlandschaft in Höhe der Tennisplätze beschädigt worden (wir berichteten).

Jetzt stellt sich heraus, dass damals kein mutmaßlicher Bibergegner am Werk war. Vielmehr hat die Stadt Ladenburg selbst die „Entfernung eines Teils des Dammes veranlasst“, ohne zuvor jedoch das örtliche Bibermanagement zu informieren. Dies bestätigt Rathaussprecherin Nicole Hoffmann auf Nachfrage dieser Redaktion.

Es lagen bei der kommunalen Gewässeraufsicht offenbar gute Gründe vor rasch zu handeln: Die diensthabenden Verantwortlichen sahen „Gefahr im Verzug, da das zurück gestaute Wasser sehr nah an der Uferkante stand und Häuser gefährdet waren“, teilt Hoffmann mit. Es habe in den Tagen „zwischen den Jahren leider keine Rücksprache“ mit örtlichen Fachleuten gehalten werden können. In einem Gespräch mit dem ehrenamtlichen Biberberater Dieter Nährig habe man dann im Januar geklärt, wie man „künftig besser abgestimmt reagieren“ könne.

An dieser Stelle wurde Holz entfernt, was Biberberater Dieter Nährig zunächst zu der Anzeige gegen Unbekannt veranlasste. © Dieter Nährig

Hintergründe besprochen

Dies bestätigt der seit 1981 im ehrenamtlichen Naturschutzdienst für den Rhein-Neckar-Kreis tätige Biologe Nährig, der seit 2020 auch zu einem der beiden Ladenburger Biberberater bestellt ist: „Wir haben die Hintergründe im Rathaus eingehend besprochen, und das hat mich anschließend auch veranlasst, die Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei zurückzunehmen.“ Dass es sich bei der Panne lediglich um ein Abstimmungsproblem gehandelt habe, bekräftigt der Biologe Ulrich Weinhold als der hauptamtlich in dieser Region tätige Biberbeauftragte des Regierungspräsidiums Karlsruhe: „So etwas kann passieren, und dem Biber ist nichts passiert“, sagt der Experte aus Heiligkreuzsteinach. Diese Sache sei „bereinigt und erledigt“, so Weinhold. Die Kommune sei als Akteur des Bibermanagements und aufgrund ihrer Aufgaben bei der Gewässerpflege befugt, so zu handeln wie sie gehandelt habe.

„Wir wollen doch nicht, dass Keller volllaufen“, sagt Weinhold. Ebenso betont er, dass der örtliche Biberberater alles richtig gemacht habe: „Unbefugte Eingriffe an Biberdämmen bringen wir regelmäßig zur Anzeige – auch um Zeichen zu setzen, weil es da sehr viel unerlaubte Hilfe zur Selbsthilfe gibt und Biberbauten illegal zerstört werden.“ Mangelndes Verständnis für artenschutzrechtliche Regelungen könne teuer werden: „Es werden Bußgelder in dreistelliger Höhe verhängt“, weiß Weinhold. Der Biber sei wieder eine heimische Art geworden, mit der man nun leben müsse.

Mindestens drei Reviere

Mindestens drei Reviere gebe es an Ladenburgs Bächen. Wertvolle Bäume seien mit Drahthosen zu schützen. Auengehölze helfe der Biber zu verjüngen. Dem Bibermanagement sei jedoch ein gutes Miteinander wichtig. So sei ein Biberkonzept in Vorbereitung. „Der teils überschwemmte Rundweg am Römerstadion soll wieder komplett begehbar werden“, sagt Weinhold zu einem entsprechenden Mehrheitsantrag aus dem Gemeinderat.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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