Es ist drückend schwülwarm. Karin war schon mit Kopfschmerzen aufgewacht. Sie hat in den Wochen zuvor kaum trainieren können, doch ihr großes Ziel klar vor Augen: „Wir geben unser Bestes.“ Gemeint ist ihr Staffelteam „Women for Peace“ (Frauen für Frieden). Die frühere Ladenburger Stadtmeisterin hatte spontan zusammen mit Lucy der aus der Ukraine geflüchteten Freischwimmerin Inna den Start beim 26. Triathlon-Festival RömerMan ermöglicht (wir haben berichtet).
Ablenkung von Sorgen
Denn für die zweifache Mutter ist Leistungsschwimmen wie ein Ventil, um die Sorgen um ihren Mann in der Heimat und um die gemeinsame Zukunft der Familie wenigstens zeitweise zu dämpfen. „Es war perfekt, und die Leute haben uns toll angefeuert“, sagt Inna. Sie schwimmt nicht nur durch den Neckar, sondern auch auf einer Welle der Sympathie beim allseits gelobten Wettkampf mit insgesamt rund 1000 Teilnehmenden.
Der Neustart nach der zweimaligen Coronapause gelingt nahezu reibungslos. „Der erste Triathlon unter der Regie von Alex Rittlinger und Fabian Körner ist ein voller Erfolg“, sagt Moderator Wolfgang Grünwald vor Hunderten bei der Finisher-Party im Römerstadion unter Applaus.
Bronzemedaille als Lohn
Das Triathlon-Trio des Tages gewinnt Bronze. „Es lief super“, jubelt Karin erleichtert. Dabei hatte sie sich kurz verfahren. „Ich kenne die Strecke wie meine Westentasche, und dann bin ich trotzdem versehentlich zwei Falschfahrern gefolgt und musste umkehren, was mich Zeit gekostet hat“, berichtet sie kopfschüttelnd von der Radstrecke.
Auch Schlussläuferin Lucy hatte viel auf sich genommen: Die Ladenburger Studentin der Tiermedizin steckt an der Universität München eigentlich mitten in Prüfungen. „Es ist eine Auszeit vom Lernen und dient ja einem guten Zweck“, erklärt die gute Freundin eines Sohns von Radsportlerin Karin. Am Ende laufen alle drei strahlend gemeinsam über die Ziellinie, und Inna sieht Starts bei internationalen Schwimmrennen in Danzig und Rom entgegen.
Ebenso glücklich wirken die Stadtmeister: Mehrfachsieger Jens Riemenschneider und Bea Ellerhoff sind im breitensportlichen Fitness-Triathlon die schnellsten Ladenburger wie Beas Mann Tim Ellerhoff und Anne Vormwald im leistungssportlichen RömerMan. „Ich genieße die Stimmung und zuvor auch das Wettkampf-Feeling vor Ort sehr“, sagt Moderator Grünwald und fügt hinzu: „Beim Ausstieg der Schwimmer aus dem Neckar und beim Publikum im Römerstadion hatte ich wirklich den Eindruck: Da hat was gefehlt in den letzten beiden Jahren.“
Sieg für einen Achtjährigen
Erstmals werden am Samstag auch bei den jüngsten Startern Zeiten genommen. Das kommt überwiegend gut an und hatte Startende von weiter her angelockt. Sieger Johannes (8) aus Schwegenheim nimmt glücklich Minimedaille und Urkunde entgegen. Wer drei Starts nachweist, bekommt ein Abzeichen als Aufnäher. „Das ist eine Motivation“, weiß Stadionsprecher Fabian Bläß.
Mit Racha und Alex finden eine Mutter und ein Vater unabhängig voneinander, dass dies bei den Größeren okay sei, man bei den Jüngeren jedoch besser keinen Druck machen sollte. Das ist natürlich Ansichtssache.
Und insgesamt macht Bürgermeister Stefan Schmutz deutlich: „Das Event ist wichtig für Ladenburg, und jetzt kehrt ein Stück Normalität zurück.“ Das sieht Streckenposten Dieter Gärtner, seit langem einer der rund 450 Helfenden, ebenso. „Ich bin ein alter LSV-Fußballer, und da gehört es sich, dass man hilft“, so Gärtner.
Vor allem Rittlinger und Körner atmen am Ende auf: „Wir freuen uns, dass es so gut geklappt hat.“ Als Chefin des veranstaltenden LSV betont Petra Klodt: „Es ist perfekt wie immer und kaum zu glauben, dass die Staffelübergabe von der alten auf die neue Teamleitung problemlos funktioniert hat.“ Der frühere Verantwortliche Günter Bläß lobt seine Nachfolger auf der Bühne: „Einfach super, wie Ihr das gemacht habt.“. Großer Beifall beweist, dass es Finisher und Feiernde genauso sehen.
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