Ladenburg

Spielraum-Studie: Wenig Klasse, viel Masse in Ladenburg

Von 
Peter Jaschke
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Spaß an Bewegung beginnt dort, wo sich Kinder und Jugendliche selbst Spielraum schaffen. Professor Rolf Schwarz plädiert für mehr Klasse statt Masse. © Peter Jaschke

Ladenburg wächst, und damit steigt auch der Bedarf an Spielplätzen – oder nicht? Dass es oft weniger an der Zahl solcher Freiflächen als vielmehr an deren Qualität mangelt, zeigt Rolf Schwarz auf. Der dafür bekannte Forscher von der Pädagogischen Hochschule (PH) Karlsruhe hat im Auftrag der Stadt ein Konzept erarbeitet, das weniger Spielplätze, aber dafür besseren Spielraum bedeutet und Umdenken erfordert. Verblüffende erste Ergebnisse gab es im Gemeinderat zu hören.

„Ich kenne keine Kommune dieser Größe, die so viele Spielplätze pro Quadratmeter und pro 1000 Bürger wie Ladenburg hat“, stellt der PH-Professor fest. Insgesamt 37 hat er bei seiner aktuellen Erhebung gezählt. „Das ist irre und das Dreifache des Bundesdurchschnitts“, so Schwarz. Jedoch erachtet er nur 20 Spielorte davon als gelungen (2) oder ausbaubar (18). Sich künftig darauf zu konzentrieren und „die anderen lieber weglassen“, schlägt Schwarz vor. Für unter Sechsjährige gebe es wenig, und für über 13-Jährige biete die Stadt im Vergleich zu anderen Kommunen „sehr viel“. Wertvoll sei ein Waldstück am Pumptrack, so Schwarz, der auch mit Jugendlichen gesprochen hatte. Bis 2032 ließe sich mit jährlich 180.000 Euro an Investitions- und Betriebskosten ausreichend Spielraum schaffen. Weitere Erkenntnisse des Fachmanns lauteten: Um mancher Fremdfirma bei der Platzpflege „auf die Finger zu klopfen“, sei ein Organigramm hilfreich, das aufzeige, wer eigentlich was mache. Mehr Details werde Schwarz bei einer geplanten öffentlichen Veranstaltung im Domhof vortragen, kündigte Bürgermeister Stefan Schmutz an. Alle Ratsfraktionen zeigten sich begeistert.

Wohnraum wird verdichtet

„Flächensparen“ sieht Martin Müller als Zukunftsaufgabe an. Dafür wirbt der Raumplaner in den Ratsgremien der Region. „Sein“ Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim steuert für 18 Kommunen in der Umgebung die Siedlungs- und Freiraumentwicklung. Die starke Nachfrage an Wohnraum habe man vor 20 Jahren nicht kommen sehen. Heute seien „Weichen für den Perspektivwechsel“ zu stellen und „mehr Wohnraum auf weniger Fläche zu organisieren“ als früher, denn der Bevölkerungsdruck bleibe „sehr stark“. Inzwischen werde etwa „Mitten im Feld“ (Heddesheim) mit 33 Wohneinheiten pro Hektar (WE/ha) „kompakter gebaut“ als einst in Ilvesheims „Mahrgrund“ (21). Der Trend gehe zu durchschnittlich 40 WE/ha. Obwohl noch nicht erfasst, werde Ladenburgs Nordstadt-Kurzgewann darüber liegen.

Bei der Innen-Entwicklung erreiche der Index auf Ladenburgs Hockenwiese bereits den Wert 50 und in den Martinshöfen 117 WE/ha (Bahnstadt Heidelberg: 106). „Wir werben dafür, dass sich das weiter verstetigt und bieten Unterstützung an“, so Müller.

Unterkünfte für Geflüchtete

Knapp über 100 aus der Ukraine Geflüchtete sind derzeit in städtischen und privaten Wohnungen in Ladenburg untergebracht. Zurzeit seien 36 Wohnungen belegt, davon 24 private. Diese Zahl wachse aufgrund der Bereitschaft, Räume für Menschen aus der Ukraine zur Verfügung zu stellen, stetig an. Für Bürgermeister Schmutz ist das ein „klares Bekenntnis der Solidarität“.

Zwar hätten Menschen aus der Ukraine formal Anspruch auf Sozialleistungen, erhielten aber wegen Personalproblemen bei der zuständigen Behörde teilweise keinerlei finanzielle Unterstützung und wären deshalb „nicht in der Lage Miete zu zahlen“. Deshalb trete die Stadt als Mieterin auf und gehe in Vorleistung, was Vermietern sichere Zahlungen gewähre. Die Rückerstattung erfolge ab 1. Juni durch Jobcenter.

Vor diesem Hintergrund hat der Gemeinderat die Satzung über die Benutzung von Unterkünften für Flüchtlinge und Obdachlose aktualisiert. Aufgrund betriebswirtschaftlicher Rahmendaten berechnete die Stadtkämmerei eine kostendeckende Gebühr von 10,85 Euro pro Quadratmeter Wohnraum (einschließlich Nebenkosten), die jedoch nicht mit Miete gleichzusetzen sei. Private Mietverhältnisse seien freilich ebenso möglich und nicht an diese Satzung gebunden, so Schmutz.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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