Anfang des Jahres haben Ladenburger Landwirte auf und an Feldern viele weitere Bienenweiden angelegt. Das Besondere: Ihre „Auftraggeber“ waren Kleinspender, die mit Beträgen von jeweils bis zu 100 insgesamt 4400 Euro zusammengebracht hatten. Genug, um auf Ackerflächen mit der Gesamtgröße von beinahe fünf Fußballfeldern den Tisch für Summer und Brummer reich mit Nektar zu decken. Das ist ökologisch wertvoll, da zunehmend bedrohte Insekten wie Bienen, Wespen, Schmetterlinge, Käfer und Motten die Lebensgrundlage vieler Wildtiere und auch der Menschen bilden, weil sie Blühpflanzen und Obstbäume bestäuben.
„Die Resonanz auf unseren Spendenaufruf hat uns echt umgehauen, und das bringt auch schon was für den Anfang, aber das Spannende ist, wie es weitergeht“, erklärte Jürgen Frank als sachkundiger Einwohner und Mitglied des Bunds für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) eingangs einer Radtour zu den Blühfeldern knapp 30 Teilnehmenden. Auch Bürgermeister Stefan Schmutz interessierte sich für die weitere Entwicklung der 2019 gemeinsam eingeschlagenen „Ladenburger Wege zur Artenvielfalt“. Unter diesem Motto setzen sich neben dem BUND auch die Ortsgruppen von Bauernverband und Bündnis 90/Die Grünen nicht nur für mehr Blühstreifen, sondern auch besseren Freiflächenschutz ein.
„Ich finde die Aktion ausgesprochen schön und habe mitgespendet, damit mehr Blühstreifen in den Feldern entstehen“, erklärt Christine Schmeling-Rößler. Von Haus aus Biologin, interessiert sie der „theoretische Unterbau“ der Initiative. Da sie vorhat, ein kleines Stück Land naturnah zu bepflanzen, waren für sie die praktischen Tipps der mitwirkenden Fachfrau Andrea Schieder – auch zur richtigen Saatmischung im trocken-heißen Oberrheingraben-Sommer – hilfreich.
Bauernsprecher Steffen Linnenbach zeigte sich ebenso begeistert: „Die Blühstreifen-Aktion finden wir ganz toll, weil wir zeigen wollen, dass wir nicht nur mit Düngerstreuer und Spritze rumfahren, sondern auch etwas machen für die Natur.“ Der Landwirt geht von einer „weiteren guten Zusammenarbeit“ aus. Dies habe nichts damit zu tun, dass die Bauern einen „kleinen Obolus“ erhielten. Vielmehr setzten sich einige auf freiwilliger Basis für Artenschutz ein. Sie wirken aber ebenso wie die anderen genannten Akteure an einem Konzept mit, mit dem der Gemeinderat der Stadt Ladenburg ein Fachbüro beauftragt hat, um bis 2030 besondere Lebensräume für Pflanzen- und Tierarten (Biotope) möglichst barrierefrei miteinander zu verbinden.
Bei diesem komplexen Prozess ist laut BUND- und Grünen-Sprecher Frank zu klären, was die Kommune tun müsse und was aus Naturschutzsicht erforderlich sei, aber auch, wie ein Interessensausgleich mit den Bauern herzustellen sei. Es sollten seiner Meinung nach „alle Interessen berücksichtigt werden, wenn in den kommenden Jahren verhandelt wird, was geht“ und – so drückte es Grünen-Stadtrat Max Keller aus – „die vorhandenden Freiflächen neuverteilt werden“.
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