Ladenburg. Vor 28 Jahren geboren in Frankfurt am Main, lebt der CDU-Fraktionsvorsitzende Sophian Habel seit seinem dritten Lebensjahr in Ladenburg. Der frühere Jugendgemeinderat war bei der Ladenburger Bürgermeisterwahl im Februar knapp Amtsinhaber Stefan Schmutz (SPD) unterlegen. Der Polizeibeamte engagiert sich in seiner Freizeit als Rettungsschwimmer.
Herr Habel, Hat sich die Atmosphäre im Gemeinderat seit der Bürgermeisterwahl verändert?
Sophian Habel: Nein, der Wahlkampf ist vorbei. Ladenburg hat entschieden, und das akzeptieren wir in der CDU-Fraktion. Im Rat herrscht ein gutes Klima, weil alle wissen, dass es stets um die Stadt geht. Man darf auch mal hart in der Sache um die beste Lösung streiten, aber mir ist wichtig, dass das immer auf einer sachlichen Ebene bleibt. Ab und zu gibt es Themen, wo wir uns seitens der Verwaltung eine transparentere Kommunikation wünschen..
Was wäre die beste Lösung für die Stadt bei der geplanten Freibadsanierung ab Ende Juli 2026?
Habel: Wir wollen zwei Alternativen, um über die beste Lösung zu entscheiden. Bislang wurde uns eine Kompromissvariante als beste Lösung präsentiert, aber wir hätten gerne gewusst, was es konkret mehr gekostet hätte, das Freibad so zu sanieren, wie es ist.
Die Fachplaner sagten, es wäre eine Million Euro teurer, wenn die Wasserfläche nicht verkleinert würde.
Habel: Richtig, aber wir hätten gerne eine detaillierte Aufschlüsselung der Mehrkosten. Diese Zahlen wurden uns auch zugesagt. Wenn es sich mit Fakten begründen lässt, akzeptieren wir die Verkleinerung der Becken. Die CDU steht hinter dieser Einrichtung, denn es gibt ein Freibadsterben in Deutschland, und immer weniger Kinder lernen schwimmen. Da gilt es gegenzusteuern. Natürlich müssen die Fördermittel greifen können. Doch eine Verkleinerung der Schwimmfläche wäre ein Attraktivitätsverlust, den wir der Öffentlichkeit transparent erklären müssen.
Was halten Sie vom kommunalen Wärmeplan im Konvoi mit Nachbargemeinden, um eine klimaneutrale Versorgung zu erreichen?
Habel: Wichtig ist, Synergien zu nutzen, denn allein wäre das kaum zu schaffen. Doch es ist jetzt schon klar: Ohne eine Unterstützung des Landes und des Bundes wird die Stadt das nicht realisieren können. Wir haben uns ja das Ziel gegeben, die Stadtverwaltung schon bis 2040 klimaneutral zu machen.
Polizist und Rettungsschwimmer
Alter: 28, geboren in Frankfurt/Main.
Beruf: Als Bundespolizist war Habel kürzlich an einer internationalen Polizeimission zum Thema Sekundärmigration in Ungarn beteiligt.
Mitglied des Gemeinderats seit 2019. Habel befindet sich in seiner zweiten Amtsperiode .
Fraktion: Habel führt die – bei insgesamt 22 Ratsmitgliedern – seit 2024 achtköpfige und damit zahlenmäßig stärkste CDU-Fraktion seit Jahrzehnten an.
Freizeitgestaltung: Habel ist DLRG-Rettungsschwimmer und übernimmt in seiner Freizeit regelmäßig Schwimmaufsichten im Ladenburger Freibad.
Bei der Bürgermeisterwahl am 2. Februar unterlag Habel mit 46,3 Prozent der Stimmen Stefan Schmutz (53,5 Prozent). pj
Obendrein sind die Kommunen verpflichtet, ab September 2026 den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung umzusetzen.
Habel: Genau. Dabei haben wir es mit einer riesigen finanziellen Kraftanstrengung erst jetzt geschafft, den seit 2013 bestehenden Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz zu erfüllen. Deshalb fordern wir eine Bedarfsanalyse, wer sein Kind in Ganztagsbetreuung geben möchte. Eine langfristige Lösung ist eine Ganztagsschule, weil das die Eltern nichts kosten würde. Das halten wir für den effizientesten Weg, um den Anspruch bis 2029 in allen Klassenstufen der Grundschule umzusetzen.
Das Kostenthema bekommt für kommunale Schulträger eine neue Dimension, weil sich Nachbarkommunen finanziell stärker an Schulsanierungen beteiligen müssen.
Habel: Ich glaube nicht, dass das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs der Weisheit letzter Schluss ist. Es kann nicht sein, dass Kommunen auf Dauer nur noch die Möglichkeit sehen, Nachbarkommunen an ihren Projekten zu beteiligen. Dennoch muss Ladenburg prüfen, ob wir bei der Sanierung der Werkrealschule, die viele Schüler aus Umlandgemeinden hat, andere Kommunen finanziell beteiligen. Das macht uns keinen Spaß, weil wir daran interessiert sind, dass es allen Kommunen gut geht.
Geht es der Stadt besser, seit sie Gebühren für Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünfte erhöht hat?
Habel: Das ist ein sensibles Thema, weil wir über Schicksale sprechen. Es macht weder Verwaltung noch Gemeinderat Spaß, diese Gebührensätze zu erhöhen. Ziel ist es, die Kosten zu decken. Die Sozialträger übernehmen die Gebührenerhöhung zu 100 Prozent. Langfristig müssen wir die Menschen in normale Mietverhältnisse bringen. Wir fördern sozialen Wohnungsbau für Menschen, die ihre Integrationschance nutzen, aber nicht genügend finanzielle Mittel haben. Härtefallregelungen sind uns zugesagt worden.
Wie sollte das ehemalige ABB-Gelände in zehn bis 15 Jahren aussehen?
Habel: Es gibt viele Wünsche, aber wir müssen das ordnen. Ich bin deshalb froh, dass die CDU als stärkste Fraktion endlich auch einen Sitz im Aufsichtsrat der Stadtentwicklungsgesellschaft Ladenburg bekommen hat. Die Steg ist eine der größten Investitionen in Ladenburg. Wir entwickeln die Fläche so, dass wir die Stadtentwicklung voranbringen und die Investitionssumme reinholen. Wir haben uns auf ein Werkstattverfahren geeinigt, um die Nutzung der Flächen zu erarbeiten. Die Hemmer-Halle ist ein Rohdiamant, der ein gutes Nutzungskonzept bekommen soll. Wir brauchen Investoren, aber Ladenburg muss seinen Kleinstadt-Charakter behalten.
Es ist keine Lösung, Autos zu verbannen, denn viele Pendler sind darauf angewiesen.
Warum sollen die Altstadt und angrenzende Straßen ein Parkraumkonzept bekommen?
Habel: Das Thema bewegt die Leute seit Jahren, und sie wollen Lösungen. Ich bin froh, dass wir es jetzt angehen. Es wird eine neue Stabsstelle für Mobilität im Rathaus geschaffen. Wir möchten, dass sich alle Verkehrsteilnehmer auf Augenhöhe begegnen. Es ist keine Lösung, Autos zu verbannen, denn viele Pendler sind darauf angewiesen. Mit Bürgerbeteiligung werden wir auf positive Resonanz stoßen.
Was erwartet die CDU vom Glasfaserausbau?
Habel: Wir sind froh, dass die Digitalisierung vorangeht. Natürlich gibt es bei solchen Baumaßnahmen Probleme. Wir glauben, dass die Digitalisierung in Ladenburg einen höheren Stellenwert haben sollte. Bei der Bürger-App gibt es noch Potenzial, z.B. durch ein Ticketingsystem, das dem Bürger rückmeldet, was mit seinem Anliegen passiert. Wir können unsere Verwaltung effizienter machen.
Was hat sich die stärkste Fraktion im Ladenburger Gemeinderat noch vorgenommen?
Habel: Wir wollen die Wirtschaftsförderung voranbringen. Es wäre sinnvoll, ein Gewerbegebiet im Gewann Hundert Morgen zu erschließen, um Betriebe anzulocken. Wir brauchen Einnahmen, um unsere Infrastruktur auszubauen. Wir treten für eine Stabsstelle zur Wirtschaftsförderung ein. Diese könnte sich um eine Kooperation mit einer digitalen Plattform wie „Ladenburg erleben“ kümmern.
Was ist mit dem Thema Hitzeschutz?
Habel: Wir sehen Handlungsbedarf und haben mit den Grünen einen Prüfauftrag für Wasserspender durchgesetzt, um Widerstandsfähigkeit gegen Hitzewellen zu schaffen. Dazu gehören auch Maßnahmen wie das Thema Schwammstadt, also Flächen, die Niederschlagswasser länger zurückhalten können. Wir müssen über Entsiegelung von Flächen nachdenken. Einen Hitzeschutzplan benötigen wir nicht.
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