Ladenburg

So will die Stadt Ladenburg ihre Vereine unterstützen

Klingt bürokratisch, soll aber den Ladenburger Vereinen helfen: die Förderrichtlinie „für eine systematische und nachhaltige Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements“. Was sich dahinter verbirgt

Von 
Peter Jaschke
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Von der neuen Förderrichtlinie für Vereine könnte ab 2024 auch der Türkisch-Islamische Kulturverein auf Antrag profitieren, hier die Kindertanzgruppe auf einem Foto beim Sommerfest von 2019. © Peter Jaschke

In Ladenburg soll die Förderung der Vereine auf ein wesentlich breiteres Fundament gestellt werden. Die bisherige Praxis – so sieht es Bürgermeister Stefan Schmutz – beschränkt sich zumeist auf Sportvereine. Viele dürfen zum Beispiel kostenlos in städtischen Sportstätten trainieren, was sich – auf allerdings leistbarem Niveau – wohl erst ab 2025 ändern wird. Im Sinne einer Gleichbehandlung sollen nun auch Vereine aus dem kulturellen und sozialen Bereich mehr städtische Unterstützung bekommen können.

Deshalb plant Schmutz, ab 2024 eine Förderrichtlinie „für eine systematische und nachhaltige Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements“ einzuführen. Um dieses „nachhaltig zu sichern und in seiner ganzen Breite zu unterstützen“, bedürfe es eines nachvollziehbaren und transparenten Rahmens, der im Rathaus erstellt worden ist. Darüber soll der Gemeinderat am Mittwoch, 19. Juli, um 18 Uhr im Domhofsaal abstimmen. Gemäß der vorgeschlagenen Förderrichtlinie erhält künftig jeder Verein, der die Voraussetzungen erfüllt, eine jährliche Förderung von sechs Euro pro Mitglied sowie zusätzlich einen Nachwuchsbonus von zwölf Euro für Mitglieder unter 19 Jahren. Das bedeutet, dass die Stadt attraktive Vereins- und Jugendarbeit honorieren will.

Kooperation und Fusion

Neben dieser Basiszuwendung gibt es weitere Unterstützungsmöglichkeiten. Zum Beispiel ist auch eine finanzielle Hilfe für unverschuldet in Not geratene Vereine möglich. Gefördert werden sollen auf begründeten Antrag auch Maßnahmen, die ehrenamtliche Kräfte sinnvoll bündeln. Als Beispiele nennt das Papier Vereinsfusionen. Aber auch Kostenbeteiligungen an Kooperationen und Investitionen in vereinseigene Anlagen sind vorgesehen.

Auf zwei wichtige Bedingungen macht die Verwaltung aufmerksam: „Vereine haben sich für den Erhalt der Förderung im Jahr 2024 bis zum 1. Oktober 2023 über ein entsprechendes Online-Verfahren anzumelden.“ Über die Aufnahme entscheidet der Gemeinderat. Auch über die Höhe der verfügbaren Vereinsförderung für das Jahr 2024 entscheidet der Gemeinderat im Rahmen seiner Haushaltsberatungen.

Außerdem betont Bürgermeister Schmutz, dass traditionelle Formen der Vereinsförderung – wie etwa Altstadtfest und bestehende vertragliche Vereinbarungen – erhalten bleiben.

Es gilt so gut wie sicher, dass das Gremium für die neue Richtlinie stimmt. Hat doch der Gemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung im Juni den Start einer breit angelegten Vereinsförderung begrüßt. Dieser Vorentscheidung war ein zweijähriger, intensiver Abstimmungsprozess vorangegangen, bei dem Schmutz den Sportvereinen entgegengekommen ist. Wie diese Redaktion noch im Februar berichtete, hatte der Bürgermeister anfangs auch nahezu kostendeckende Mieten fürs Training in städtischen Hallen und Anlagen im Sinn gehabt. Dies hatte er auch deshalb für erforderlich gehalten, um Investitionskosten für die geplante Sporthalle im Römerstadion zu senken. Dazu hatten sich beim örtlichen Dachverband der Sportvereine vier Delegierte kritisch geäußert. Zwei weitere hatten das Vorhaben begrüßt.

Dass die Förderung schon in Richtung Ausgleich gehen müsse, „damit nicht nur ein Bruchteil unserer Kosten abgedeckt wird“, hatte Thomas Thieme (FV 03) vor fünf Monaten betont. Neben dem Fußballer hegten damals auch die Mehrspartenvereine ASV und LSV Befürchtungen, bald Beiträge erhöhen zu müssen und dadurch Mitglieder zu verlieren. Denn bisher war das Training zumindest für die größeren Sportvereine in städtischen Liegenschaften unentgeltlich. Dagegen hatten in der selben Zusammenkunft zwei Vertreter kleinerer Vereine unterstrichen, dass sie schon immer für ihre Sportstätten bezahlten: „Diese Ungleichheit aus der Welt zu schaffen“ forderte Motorsportler Holger Knögel.

Mehrfach diskutiert

Nach Informationen dieser Redaktion ist diese Vorstellung inzwischen jedoch einem Kompromiss gewichen, der Mieten zum Beispiel für Römerstadion, Lobdengauhalle und städtische Turnhalle auf ein für die Vereine voraussichtlich erträgliches Maß im niedrigen vierstelligen Bereich reduziert. „Es muss für alle Vereine leistbar sein“, hatte Schmutz schon damals gesagt. Er hatte deshalb im Februar ebenso erstmals Sportfördermittel in Aussicht gestellt, die den Vereinen strukturelle Sicherheit geben sollen. Allein dies stellt er jetzt zur Abstimmung und betont in der von ihm verfassten Beschlussvorlage: „Die Förderrichtlinie wurde mit Vereinsvertreterinnen und Vereinsvertretern auf der Grundlage praxiserprobter Vereinbarungen aus anderen Städten und Gemeinden erarbeitet und in unterschiedlichen Runden mehrfach diskutiert.“

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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