Bürgermeisterwahl

So haben sich Schmutz und Habel beim Wahlforum in Ladenburg geschlagen

Rund 400 Besucher haben am Freitag das Wahlforum des „MM“ zur Bürgermeisterwahl am 2. Februar in der Lobdengauhalle in Ladenburg verfolgt.

Von 
Peter Jaschke
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Amtsinhaber Schmutz (l.) und Herausforderer Sophian Habel (r.) stellen sich den Fragen der „MM“-Redakteure Torsten Gertkemper-Besse und Hans-Jürgen Emmerich. © Marcus Schwetasch

Ladenburg. Kurz vor der Bürgermeisterwahl in Ladenburg haben sich der 47-jährige Amtsinhaber Stefan Schmutz (SPD) und sein 20 Jahre jüngerer Herausforderer Sophian Habel (CDU) den Fragen zweier Lokaljournalisten gestellt. Torsten Gertkemper-Besse und Hans-Jürgen Emmerich nahmen die Bewerber beim „MM“-Wahlforum in der Lobdengauhalle vor rund 400 Leuten ins Kreuzverhör. Dabei gab es auch humorvolle Momente: Auf die Frage nach einem „liebevollen Spitznamen“ für den Mitbewerber antwortete Schmutz „kleiner Wadenbeißer“ und Habel „Schmutzi, aber positiv gemeint“.

Das Motto des Abends: „In der Kürze liegt die Würze.“ Entsprechend knapp fiel die Vorstellung der Kandidaten aus: Habel, Bundespolizeibeamter, CDU-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat und DLRG-Aktiver, als „Ladenburger mit Herzblut“ und Politikwissenschaftler Schmutz, verwaltungserfahren und Mitglied in acht Vereinen. Spontaneität war gefragt. Zu den launigen Fragen gehörte die nach dem Lieblingslokal: „Sag‘ ich nicht, die sind alle gut“, meinte Schmutz. „Wir haben viele tolle Lokale, und alle haben ihren Mehrwert“, fand Habel.

Pro und contra „autofreie Altstadt“ in Ladenburg

Die Frage ans Publikum zur autofreien Altstadt fiel per Handzeichen ausgewogen aus. Auf dem Podium gab es Gegensätze: „Mehr Aufenthaltsqualität mit weniger Autos“ will Schmutz, aber „nur im Konsens der Beteiligten“. Er sieht eine „fantastische Ausgangsposition“ in Sachen Kaufkraft und lädt alle ein, das mit den IHK-Innenstadtberatern erarbeitete Grundkonzept zu leben. Habel würde ein „dringend notwendiges“ Parkraumkonzept umsetzen, „bevor wir über eine eventuelle Beruhigung diskutieren“, dann bei Netzwerktreffen „Sorgen und Nöte von Gewerbetreibenden“ eruieren und die Altstadt mit „innovativen Ideen wie Popup-Stores“ weiter beleben. Beide befürworten die Aussage: „Der Marienbrunnen soll saniert werden und auf dem Marktplatz bleiben.“

Anschluss an die Straßenbahn oder lieber mehr Busse?

Wie Ladenburg eine Kleinstadt bleiben könne, wenn das frühere ABB-Gelände frei werde, wollten die Reporter wissen. Schmutz: „Alles, was wir dort machen, der Mix aus Wohnen, Arbeit und Sozialem, muss zu Ladenburg passen.“ Es sei eine „gigantische Chance, über elf Hektar in zentraler Lage entscheiden zu

Amtsinhaber Stefan Schmutz. © Marcus Schwetasch

können“. So ließen sich Pflegeplätze ebenso schaffen wie eine Kulturhalle und somit ein „Mehrwert für die gesamte Stadt“. Und wenn es nach ihm ginge, „hätten wir dort den Straßenbahnanschluss schon“. Habel möchte vermeiden, dass sich auf dem ABB-Areal ein „Fehler der Stadtentwicklung“ wiederhole: Man habe die Nordstadt gebaut, ohne die Infrastruktur mitzudenken. Das Potenzial der ABB-Flächen „ganzheitlich“ auszuschöpfen, sei ein Marathon und kein Sprint. Der Idee einer Straßenbahn verschließe er sich nicht, doch halte er das momentan „nicht für realistisch“ und gut getaktete Busverbindungen zunächst für wichtiger.

Schmutz gegen die Zweckentfremdung von Garagen

Beim Ausbau von Gewerbeflächen liegt Habel auf Linie der Landwirte und würde das ABB-Areal oder Flächen entlang der Bahngleise bevorzugen, während Schmutz das Aufeld in der Weststadt favorisiert, weil dort der Stadt die meisten Grundstücke gehören und es einfacher sei, dort Gewerbetreibenden bald Angebote zu machen. Beim Thema Falschparken fehlen Habel „klare Regeln“. Man müsse den öffentlichen Raum „ordnen und sortieren, damit nicht jeder kreuz und quer parkt“. Schmutz bestätigte, dass das Thema zu den Top drei in seinen Sprechstunden gehöre. Ein beantragter Parkraumcheck soll bald Klarheit bringen. Bei Hausbesuchen erfahre er auch, dass sich das Mobilitätsverhalten allmählich ändere. Lauten Beifall hörte Schmutz für diese Aussage: „Wenn alle Garagen für ihren ursprünglichen Zweck genutzt würden, hätten wir deutlich mehr Parkraum.“

Herausforderer Sophian Habel. © Marcus Schwetasch

Habel setzt auf Tiny-Häuser gegen Wohnungsnot

Um Wohnraum ging es auch: Bezahlbar muss er für Schmutz sein, weshalb auf öffentlichen Grundstücken in der Nordstadt mindestens 25 Prozent sozial geförderte Wohnungen entstehen müssen. Habel würde eine von der Stadt moderierte Plattform ins Leben rufen wollen, über die ältere Eigentümer in viel zu großen Häusern und wohnungssuchende junge Menschen zusammenfinden. „Es kann nicht immer die Geldfrage sein, sondern es muss auch um die Ecke gedacht werden“, so Habel, der auch Tiny Häuser als Option ansieht. Apropos Ideen: Gerne würde er die Bürger-App dazu nutzen, die Bürgerschaft vor wichtigen Entscheidungen abstimmen zu lassen. Schmutz findet: „Eine App kann die Emotionen einer Bürgerbeteiligung nicht ersetzen.“ Auch sieht er die Übertragung von Ratssitzungen im Gegensatz zu Habel problematisch an.

Kein Einheitsrezept für den Bau der Mensa

Dass Schmutz und Habel auch beim Klimaschutz auseinanderliegen, wurde ebenso klar. Dabei zeigte sich immer wieder, dass Habel rednerisch glänzt, originelle Ideen in petto hat und den Finger in Wunden legt, aber Schmutz als Amtsinhaber tiefer in den teils komplexen Themen steckt, auch wenn das bisweilen Verzögerungen mit sich bringt. Wie bei der Mensafrage: Während Habel forderte, dass die Stadt „langsam ihre Hausaufgaben macht“, verdeutlichte Schmutz, dass die multifunktionale Mensa zusammen mit der Sanierung der Lobdengau-Halle kommen werde, aber noch „ein bisschen“ darauf zu warten sei.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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