Pünktlich zum Unterrichtsbeginn nach den Sommerferien am kommenden Montag sind die Schulbaustellen in Ladenburg abgearbeitet. Zumindest soweit, dass Schüler und Lehrkräfte loslegen können. Das ist auch an der Werkrealschule (WRS) Unterer Neckar möglich - allerdings weiterhin in Containern auf der großen Wiese im Schulzentrum. Voraussichtlich dauert es ein weiteres Jahr, bis das eigentliche Schulgebäude aus dem Jahr 1871 wieder bezugsfähig ist. Das war zu erfahren bei einem Pressetermin mit Bürgermeister Stefan Schmutz und Götz Speyerer, dem städtischen Abteilungsleiter für Hochbau, Bauunterhaltung und Denkmalschutz.
„Die gute Nachricht ist: Wir bekommen ein nach neustem Standard energetisch saniertes Schulgebäude, aber die schlechte Nachricht lautet, dass Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte die Leidtragenden sind“, sagt Schmutz. Er könne sich „nur bedanken und der Schulgemeinschaft ein großes Kompliment machen für die Bereitschaft, diese Aufgabe anzunehmen, die nicht leicht ist“. Wegen Schadstoffen, und zwar in größerem Ausmaß als zunächst von externen Fachleuten angenommen, wurde das denkmalgeschützte Bauwerk in den Rohzustand zurückversetzt (diese Redaktion berichtete). Inzwischen gilt es zudem, die bislang zuverlässige Statik an heutigen Vorschriften auszurichten. Was als Renovierung der sanitären Anlagen und der Heizung für eine halbe Million Euro begann, wuchs sich zur Generalsanierung aus. Inzwischen liegt die Kostenschätzung bei fünf Millionen Euro.
Da mehr als 70 Prozent der Schüler von außerhalb kommen, will sich Schmutz „intensiv mit dem Urteil des Verwaltungsgerichtshofes auseinander setzen, das eine Möglichkeit eröffnet, benachbarte Gemeinden, die Schüler an der WRS haben, an den Kosten zu beteiligen“. Der Aufwand für das unerwartete Mammutprojekt hat weitere Folgen: „Die große Sanierung der Dalberg-Grundschule wird erst Fahrt aufnehmen können, wenn die Maßnahme in der WRS abgeschlossen ist“, verdeutlicht Schmutz.
Er meint damit Wasserleitungen und Toiletten, die in der Altstadt-Grundschule aus dem Jahr 1864 zu erneuern sind. Um Ähnliches wie beim sogar noch etwas jüngeren WRS-Gebäude zu vermeiden, sei erst weitere Kosten- und Planungssicherheit zu erlangen. Auch aufgrund der Haushaltslage lasse sich derzeit „noch nicht sicher sagen, dass wir in den kommenden Sommerferien 2025 mit der Dalberg-Schule anfangen“, so Schmutz.
Neue Brandschutzauflagen erfordern zusätzliche Treppe
Jedoch ist es in den zurückliegenden Ferienwochen gelungen, die sanitären Anlagen und Klassenzimmer im aus dem Jahr 1911 stammenden Nebengebäude der Dalberg-Schule fertig zu sanieren. „Wir haben es von oben nach unten umgekrempelt“, sagt Speyerer. Dabei seien auch noch ein Wasserrohrbruch samt Folgen zu beseitigen gewesen. Allerdings sind für einen zweiten Rettungsweg noch eine Treppe und eine zweite Außentür einzubauen. Dies ist neuen Brandschutzauflagen geschuldet, obwohl die bisherigen mit einem eigens eingebauten Rettungsschlauch erfüllbar waren. Um innerhalb des Gebäudes einen Treppenschacht bauen zu können, wurden nun Klassenzimmer verkleinert.
„Die Abstimmung mit der Schulleitung lief absolut konstruktiv“, betont Speyerer. Er ist auch froh über die Möglichkeit, das Problem inhäusig lösen zu können und nicht auf dem öffentlichen Hof zwischen Lobdengau-Museum und Sebastianskapelle etwas bauen zu müssen. „Bitter“ sei das dennoch, so Schmutz auf Nachfrage dieser Redaktion, wie sinnvoll die Auflage sei. Genau das habe die Verwaltung mehrfach mit der Kreis-Baurechtsbehörde erörtert. Leider habe die Stadt nicht nur deren Entscheidung zu akzeptieren, sondern auch die Extrakosten dafür zu bezahlen. Allein die genannten Maßnahmen kosten rund 400 000 Euro. Insgesamt sind für Haupt- und Nebengebäude bislang rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Das Land schießt 317 000 Euro zu.
Gebäude werden für digitalen Unterricht fit gemacht
Auch in Carl-Benz-Gymnasium und Merian-Realschule sind noch bis zum letzten Ferientag Handwerker fleißig. „Es wurden - noch im Zusammenhang mit dem Digitalpakt Schule - jeweils 14 Kilometer Kabel verlegt, damit die Vernetzung in den Häusern und digitaler Unterricht möglich ist“, sagt Speyerer. Die aufwendigen Verlege- und Anschlussarbeiten hätten insgesamt rund 150 000 Euro gekostet. Schmutz fügt hinzu, dass es dabei um einen gleichen Standard in allen Klassenräumen gehe, den man in den vergangenen Jahren mit den Schulen und technischer Beratung erarbeitet habe. „Die Schulen wissen das zu schätzen, denn es steckt viel Arbeit dahinter“, weiß Schmutz aus Gesprächen. Doch äußert er auch Kritik: „Der Bund fördert den Digitalpakt mit einer knappen Millionen Euro, aber beim Land ist noch völlig offen, wie die Folgefinanzierung aussieht.“ Er warte immer noch auf Antwort darauf, was in zehn Jahren sei, wenn sich Standards änderten oder Geräte kaputt gingen. „Bei dieser Frage gucken alle weiter auf den Boden“, bedauert Schmutz.
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