Spatenstich - Feldrandlage mit Aussicht

Nordstadt-Kita in Ladenburg entsteht bis Frühjahr 2024

Von 
Peter Jaschke
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Beim Spatenstich: Bürgermeister Stefan Schmutz (4.v.r.) und Stefan Lenz (5.v.l.) vom Trägerverein Postillion neben Mitarbeitenden und Stadträten. © Peter Jaschke

Ladenburg. Beim symbolischen Spatenstich für die neue Kindertagesstätte im Ladenburger Baugebiet Nordstadt-Kurzgewann sind sich alle einig: Spätestens im Frühjahr 2024, also in knapp zwei Jahren, soll Eröffnung gefeiert werden. Jedoch lässt Stefan Lenz als geschäftsführender Vorsitzender des Wilhelmsfelder Trägervereins Postillion bereits durchblicken, dass man wohl schon früher Kinder aufnehme, falls der Druck steige. Hatte doch Bürgermeister Stefan Schmutz kürzlich in einem Ratsgremium „erheblichen Mangel“ an Betreuungsplätzen für Kinder im gesamten Stadtgebiet festgestellt (diese Redaktion berichtete).

„Wir dachten, die Zahl der Betreuungsplätze mit dem Bestand abbilden zu können, doch hat sich diese These nicht bestätigt“, führt Schmutz auf der Baustelle vor Projektbeteiligten und den Ratsmitgliedern Angelika Gelle, Isabel Sohn-Frank und Ernst Peters aus. „Hinzu kam, dass sich die Planungsphase verlängert hatte, weil der Bebauungsplan anzupassen war“, erklärt Stadtbaumeister André Rehmsmeier. Er und Schmutz hoffen, mit am Ende 20 Plätzen für Kleinkinder unter drei Jahren sowie für 40 Mädchen und Jungen über drei den „Großteil der Nachfrage im Quartier abdecken zu können“. Bis es soweit ist, soll möglichst noch dieses Jahr ein Postillion-Provisorium mit Containern am Brenngässel im nahen Wohngebiet Weihergärten entstehen. Allerdings könnte es Probleme geben, wie Schmutz andeutet: „Die Absicht und der politische Wille sind da, aber der Teufel steckt im Detail.“

So sieht Schmutz an diesem Dienstagvormittag vor der Baugrube im Gänsäcker einen „symbolträchtigen Moment“ gekommen: „Wir machen hier etwas, was wir in Ladenburg schon seit Jahrzehnten nicht mehr gemacht haben.“

Postillion-Kita im Gänsäcker

  • Die Kindertagesstätte im Ladenburger Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann mit insgesamt 60 Betreuungsplätzen soll spätestens im Frühjahr 2024 öffnen.
  • Die Einrichtung des Trägervereins Postillion (Wilhelmsfeld) umfasst künftig zwei Krippengruppen für insgesamt 20 Kinder und zwei Ganztagskindergartengruppen für insgesamt 40 Kinder.
  • Noch dieses Jahr sollen Container im Brenngässel (Weihergärten) als Provisorium dienen, bis die Kita im Gänsäcker gebaut ist.
  • Die Betreuungszeiten sind noch gemeinsam mit der Stadt festzulegen.
  • Internet: www.postillion.org 

Erfahrener Partner

Dass Postillion als erfahrener Partner und seit 2020 Betreiber des Naturkindergartens Ladenburg nicht nur künftiger Träger dieser Einrichtung, sondern auch Bauherr sei, bedeute für die Verwaltung eine große Entlastung. Am Standort „in Feldrandlage mit Aussicht auf die Bergstraße“ komme ein „kreativer Entwurf“ des Schwetzinger Büros Roth-Architekten zum Tragen.

„Vor zwei Jahren wären die Bedingungen besser gewesen, aber Ladenburg hat die Zeit gebraucht, und wir sind zuversichtlich in Zeit- und Kostenplan bleiben zu können“, sagt Postillion-Chef Lenz. Dass die von Sven Schneider vertretene und mit dem Rohbau beauftragte Firma Streib bereits vor dem Spatenstich angefangen habe, sei ein gutes Zeichen. Dass man mit den Roth-Architekten Lena Knoblauch und Stefan Lutzke (Projektleiter) zuverlässige Partner an der Seite wisse, hebt Postillion-Vorstandsmitglied Christian Sauter hervor. Das dreigeschossig geplante Gebäude biete künftig auf 1000 Quadratmetern und damit einem relativ kleinen Grundstück genauso viel Nutzfläche mit Krippe im teilunterkellerten Parterre, Ganztagskindergarten im Obergeschoss und Essbereich mitsamt Terrasse im Dachgeschoss. Möglicherweise soll laut Schmutz eine angrenzende Versickerungsmulde in den Außenbereich integriert werden, um den Kindern mehr Platz für Bewegung zu bieten. Sollte das Außengelände bei einer möglichen früheren Inbetriebnahme noch nicht fertig sein, will Stadträtin Gelle als Leiterin des Anne-Frank-Kindergartens mit einem Spielraumangebot „Amtshilfe“ leisten.

Die Not ist groß

Wie diese Redaktion berichtete, ist erst mit Neubauten weiterer Einrichtungen eine wesentliche Verbesserung der momentan prekären Situation bei der Kinderbetreuung zu erwarten: Ebenso im Nordstadt-Kurzgewann will die evangelische Kirchengemeinde eine Krippe im „Vielfalt“-Wohnprojekt einrichten. Eine weitere Postillion-Kita ist im Stadtteil West vorgesehen. Dort ist derzeit bereits ein Provisorium in Betrieb. Außerdem plant die Caritas den Ausbau der St. Johannes-Kita. So groß ist die Not, dass ein Teil des Stadtarchivs am Altstadtrand zu einem Angebot der Großtagespflege der AWO Rhein-Neckar für bis zu zwölf Kleinkinder umgebaut wird.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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