Ladenburg. Seit 65 Jahren gibt es den St.-Johannes-Kindergarten im Ladenburger Stadtteil West mittlerweile. Jetzt steht die zweitälteste von drei Einrichtungen dieser Art in Regie der römisch-katholischen Kirchengemeinde Ladenburg-Heddesheim vor einem großen Umbau. Diese Erweiterung ist enorm wichtig, da der Betreuungsbedarf aufgrund von nahegelegenen Neubaugebieten groß ist. So ist nur einen Katzensprung entfernt gerade die Kita West des Trägervereins Postillion im Werden (wir berichteten vom Spatenstich).
Möglichst im Februar kommenden Jahres soll die seit 2018 geplante Baumaßnahme auf dem St.-Johannes-Areal in der Breslauer Straße starten. Projektsteuerer Hermann Sommer vom Karlsruher Büro Harrer-Ingenieure rechnet mit einer Bauzeit von 18 Monaten und geht davon aus, dass das zweistöckige Gebäude im Herbst 2025 bereit ist für 85 Kinder in fünf Gruppen. Doch zunächst wird der aktuelle Betrieb mit bis zu 66 Kindern in eine Containeranlage auf den früheren Standort der 2012 entweihten und 2020 abgerissenen Johannes-Kirche ausgelagert. Das 65 Jahre alte Urgebäude steht vor dem Abriss. An den 2001 errichteten Pavillon, der vorher zu entkernen ist, schließt sich später der geplante Neubau an.
„Es gibt nichts Wichtigeres als den Auftrag, für Familien mit Kindern aller Glaubensrichtungen da zu sein - da machen wir also nichts verkehrt“, sagt Pfarrer Matthias Stößer angesichts der Gesamtkosten von voraussichtlich 7,2 Millionen Euro. Daran sind Kirchengemeinde und erzbischöfliches Ordinariat Freiburg mit 1,2 Millionen Euro beteiligt. Die Stadt Ladenburg trägt 87 Prozent der Investitionskosten in Höhe von sechs Millionen Euro. Dies habe der Gemeinderat „nach intensivster Diskussion beschlossen“, teilt Bürgermeister Stefan Schmutz mit, als er am vergangenen Mittwoch mit Pfarrer Stößer und Stiftungsrätin Monika Wolf die Zusammenarbeit auch vertraglich besiegelt.
Bildungslandschaft wächst
„Wir als Stadt sind sehr dankbar und sind uns des starken Signals bewusst, dass die Kirchengemeinde sendet, indem sie an ihrer Aufgabe festhält, in Ladenburger Kindergärten zu investieren, während andernorts Angebote zurückgebaut werden“, erklärt Schmutz. In der Weststadt wachse dadurch - auch angesichts der entstehenden Postillion-Kita und der kürzlich sanierten Astrid-Lindgren-Schule - die „Bildungslandschaft“.
Die sechs Millionen Euro Zuschuss seien deshalb eine Investition in die Zukunft. Die Stadt übernimmt zudem den Großteil der Betriebskosten aller kirchlichen Kindergärten, profitiert aber freilich von den Einrichtungen - allein schon, weil diese helfen, den Rechtsanspruch der Eltern auf Betreuung zu erfüllen. Obendrein muss die Kommune diese Gebäude weder bauen und unterhalten noch das Personal bezahlen. Für die Kirchen handelt es sich dagegen um freiwillige Aufgaben. Deshalb ist das Rathaus auch bei dieser baulichen Maßnahme mit im Boot.
„Das 1958 eingeweihte Gebäude entspricht nicht länger den heutigen Voraussetzungen für Kinderbetreuung“, sagt Stiftungsrätin Wolf vom Pfarrgemeinderat. Während damals Kinder vormittags vier und nachmittags - wenn überhaupt - noch einmal zwei Stunden lang den Kindergarten besucht hätten, sei der „Betreuungsaufwand inzwischen auf bis zu 45 Stunden pro Woche angewachsen, damit Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen sind“.
Deshalb wolle man auf 3300 Quadratmetern Grundstücksfläche zwei Ganztages-Kindergartengruppen und eine mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) für über Drei- sowie zwei Krippengruppen für unter Dreijährige anbieten.
Hoffen auf Genehmigung im Herbst
„Wir sind sehr froh, Herrn Sommer als Projektsteuerer zu haben und dass wir das Großprojekt stemmen können“, betont Wolf - auch vor dem Hintergrund, dass Kirchenmitglieder, Personal und Pfarreien weniger werden und sich die Baupreise erst allmählich erholen. Sommer sieht seine Aufgabe in der „professionellen Unterstützung“ der Kirchengemeinde.
Die bisherigen Architektenleistungen von Michael Salinger führe Steffen Seiferheld als Partner in einer Arbeitsgemeinschaft fort, die bei der EU-weiten Ausschreibung im Herbst „die beste Qualität abgeliefert“ habe. Bis Juni soll der Bauantrag eingereicht sein. Wegen der zurückgegangenen Bauantragszahlen hofft er mit der Baugenehmigung im Spätherbst 2023.
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