Gesellschaft

"Nein zur Todesstrafe": Ladenburg und Schriesheim machen bei Amnesty-Aktion mit

Weltweit beteiligen sich Städte am Donnerstag an der Aktion "Städte für das Leben" von Amnesty International und sagen nein zur Todesstrafe. Erstmals sind in diesem Jahr auch Ladenburg und Schriesheim dabei

Von 
Peter Jaschke
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Am Ladenburger Ort der Menschenrechte sollen an diesem Donnerstagabend aus Protest gegen die Todesstrafe Kerzen brennen. © Peter Jaschke

Ladenburg/Schriesheim. Rund 300 deutsche Städte und etwa 2400 weltweit sagen am Donnerstag, 30. November, „Nein zur Todesstrafe“. Seit 2002 gibt es diese Aktion unter dem internationalen Motto „Cities for Life“ (Städte für das Leben). Erstmals beteiligt sich die Ladenburg-Schriesheimer Ortsgruppe von Amnesty International (AI) daran. In beiden Städten gibt es dazu tagsüber Infostände. Am Abend sollen jeweils Lichter an markanten Plätzen Zeichen setzen für die Abschaffung der Todesstrafe, die noch immer in 55 Staaten der Erde praktiziert wird.

Wie sie gegen die Unmenschlichkeit dieser Praxis mitdemonstrieren wollen, erläutern Eva Hestermann-Beyerle, Marie Leicht-Bott und Bärbel Luppe im Namen der aus rund 20 Mitgliedern bestehenden Ortsgruppe. Sie wurde Ende der 1970er Jahre von Reinhard Christmann gegründet. Als „große alte Dame“ der hiesigen Gruppe galt Marie-Luise Pohrt. Regelmäßig treffen sich heute bis zu zwölf Aktive. Sie beteiligen sich an Kampagnen wie „Briefe gegen das Vergessen“.

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Diese Schreiben sind eine der ältesten Aktionen der 1961 gegründeten Menschenrechtsorganisation und geben politischen Gefangenen sowie willkürlich Inhaftierten Hoffnung. Mit dem gerade wieder laufenden „Briefmarathon“, der größten Menschenrechtsaktion der Welt, bewegt Amnesty weltweit Menschen dazu, an Regierungen zu appellieren, die Menschenrechte zu achten.

„Das ist erfolgreich“, freut sich Marie Leicht-Bott aus Heidelberg, die zuvor 38 Jahre lang in Schriesheim gewohnt hat und dort immer noch für die Gruppe aktiv ist. Sie werde oft gefragt, ob das alles überhaupt Sinn mache, und sie könne immer mit Ja antworten.

Auch die Schriesheimer Künstlerin Eva Hestermann-Beyerle weiß: „Diese Briefe sind für die Inhaftierten total wichtig.“ Auf Anregung des ai-Bezirks Rhein-Neckar beteilige man sich nun also auch an der internationalen Städtekampagne. Zum ersten Mal veranstaltet wurde dieser Welttag von der christlichen Laienbewegung „Gemeinschaft Sant’Egidio“ am 30. November 2002.

Das Datum erinnert an die erste Abschaffung der Todesstrafe durch das Großherzogtum Toskana im Jahr 1786. Inzwischen haben 112 Staaten weltweit die Todesstrafe vollständig abgeschafft. In 32 weiteren Ländern ist sie zumindest ausgesetzt.

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Martin Vögele
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„Gerne wirken wir daran mit, dass es noch mehr Gegner werden“, sagt die Ladenburgerin Bärbel Luppe. Denn oft sei Vergeltung das Motiv für die grausamste und unmenschlichste aller Strafen. Es gebe viele Justizirrtümer. Und bekanntlich wirke die gegen die Menschenwürde verstoßende Todesstrafe keineswegs abschreckend.

Deshalb will die Gruppe um 18.30 Uhr auf Vorschlag von Bürgermeister Stefan Schmutz am Ladenburger „Ort der Menschenrechte“ (Bleiche nahe Neckartorplatz) Kerzen entzünden. Um 19 Uhr folgt im Domhofsaal (Hauptstraße 9) eine musikalische Lesung. Die von den Frauen sorgfältig und feinfühlig ausgewählten Texte zum Thema Todesstrafe lesen Ulrike Christmann (Ladenburg) und Eva Martin-Schneider, die freischaffende Künstlerin, Autorin, Schauspielerin und Regisseurin sowie Projektleiterin der IG Kultur und Literatur in Heddesheim.

„Man soll gut zuhören können“, erklären die drei AI-Organisatorinnen. Das ebenso Amnesty-freundliche Jazzduo Katrin und Marcus Armani (Ladenburg) steuere dazu passende Klänge bei. Der Eintritt ist frei.

Bereits zwischen 10 und 12 Uhr informiert die Gruppe unter den Arkaden am Alten Rathaus (Nähe Römerstadt-Marktplatz). Petitionsschriften liegen zum Unterschreiben bereit. Ein Banner vor der Sebastianskapelle führt zudem Positionen von Amnesty zur Todesstrafe auf.

In Schriesheim steht der Infostand von 16 bis 18 Uhr am Alten Rathaus, das mit Einbruch der Dunkelheit ebenso gegen die Todesstrafe leuchtet ist, und ein Bauzaundreieck mit Hinweisen vor dem Café „mittendrin“. Mitte Januar ist eine Lesung in der „Rose“ geplant.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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