Ladenburg - Beliebte "MM"-Autorin Waltraud Brunst begeistert mit Glossen in der Stadtbücherei

Mit scharfem Auge und spitzer Feder

Lesedauer: 

Scharfes Auge, spitze Feder: Diese Eigenschaften kennzeichnen die Ladenburgerin Waltraud Brunst als Glossen-Autorin beim "Mannheimer Morgen". Ihre besten Werke sind jetzt mit Karikaturen von Lutz Backes in Buchform erschienen.

© pj

"Was sie schreibt, ist super", sagt Helga Gerlitz. Die frühere Chefin der Ladenburger Stadtbibliothek ist ein Fan von Waltraud Brunst. Ebenso wie Römerstadt-Bürgermeister Rainer Ziegler, der bekennt: "Ich mag diese Frau." Daraufhin stellt ein weiterer Besucher halblaut fest: "Wer nicht?" Und so ist im Dachgeschoss der Bücherei auch kein Stuhl mehr frei, als Frau Brunst vorzulesen beginnt. Es folgt ein höchst vergnügliches Stündchen mit lauter Glossen und einer umwerfenden Anekdote aus ihrem soeben erschienenen Büchlein.

"Worüber sich bisher noch niemand Gedanken gemacht hat": So heißt der mit Karikaturen von Lutz Backes illustrierte Band. Er enthält rund 60 satirische Betrachtungen, die fast alle in der Reihe "Zeitzeichen" des "Mannheimer Morgen" erschienen sind. Seit Anfang der 70er Jahre schreibt Frau Brunst als freie Mitarbeiterin für die Kulturredaktion dieser Zeitung. Man könnte fast sagen, dass die 1937 im pfälzischen Odenbach geborene Journalistin für viele Leser "Kult" ist. Doch würde man mit diesem umgangssprachlichen Ausdruck bei ihr fast ebenso sicher eine spöttische Betrachtung provozieren. Dass sie mit ihrem Hang zu leiser Ironie meist ins Schwarze trifft, ohne verletzend zu sein: Genau dafür wird sie besonders gemocht. Wie sehr, das beweist auch dieser heitere Abend.

Schon mit dem ersten Beitrag, in dem sich Frau Brunst in wohlgesetzten Worten selbstironisch über Erfahrungen in einem Kleidergeschäft für Korpulente auslässt, erntet sie die ersten Lacher. Zur Erklärung: Glossen sind kurze, oft ironische oder polemische Kommentare zum aktuellen Geschehen - leicht lesbar, aber schwer zu schreiben. Was Frau Brunst aber mit scharfem Auge beobachtet oder erkannt hat, das muss sie schnurstracks mit spitzer Feder zu Papier bringen. Ob es nun Unarten von "VIPs" bei Klassik-Events sind, die Pizza des schwedischen Königspaars in Ladenburg, Strafzettel-Bürokratismus, gebügelte Taschentücher oder neudeutsche Ausdrücke: Nichts Menschliches ist dieser klugen Frau fremd. Das Publikum reagiert begeistert zustimmend auf so manche humorvolle Feststellung oder Pointe.

"Sie ist ein unglaubliches Unterhaltungstalent", findet Büchereileiterin Antje Kietzmann. Frau Brunst hat selbst Spaß an ihren Werken: Einmal kann sie sich das Lachen kaum verkneifen, als das witzig gelungene Ende einer kleinen Betrachtung naht.

Was für eine Marke die passionierte Sopranistin renommierter Chöre ist, belegt eine hinreißende Anekdote über vier "Auftritte" der Brunst am Wagner-Grab in Bayreuth, die auf Wunsch ihrer Feudenheimer Verlegerin Barbara Waldkirch ebenfalls enthalten ist. Am Ende: prasselnder Applaus, viele signierte Bücher. pj

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen