Ladenburg - Schnuppertag an der Draußenschule mit Eltern und Kindern aus der ganzen Region

„Mama, darf ich in diese Schule gehen?“

Von 
Peter Jaschke
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Schnuppertag an der Draußenschule: Carolin Rückert (r.) zeigt mit ihren Schülern großen und kleinen Gästen, wie Unterricht im Freien funktioniert. © Peter Jaschke

„Wir haben eigentlich keine Fächer, sondern Themen“, sagt Carolin Rückert. Das wissen freilich die Sieben- bis Neunjährigen, die vor ihr auf Bänken im Freien sitzen. Doch für die jüngeren Gäste und vor allem deren Eltern mag das neu sein. Um „Brücken, Türme und Mauern“ geht’s zurzeit im Mathematik-Unterricht an der Draußenschule Ladenburg. Es ist „Schnuppertag“. Schulleiterin Rückert demonstriert an einer von vier Stationen, wie es auch an normalen Tagen abläuft.

„Und wenn das Wetter mal nicht so schön ist?“ Das fragt ein Gastvater beim Sachkunde-Unterricht im Schatten an der Wiese. „Wir gucken immer, was mit der richtigen Kleidung draußen geht, aber bei Regen bleiben wir eher drin“, antwortet Robert Kramer. Bei ihm steht „stabil und hoch bauen mit Alltagsmaterialien“ auf dem Plan. Spielerische und handelnde Elemente spielen dabei eine große Rolle. „Ich empfinde es sehr positiv, ein alternatives Schulkonzept kennenzulernen“, sagt der 34-jährige Jakob. Der Heidelberger und seine Frau kennen das Grundkonzept aus dem Waldkindergarten, den Sohn Gabriel besucht. „Dort wird bereits Handwerkliches vermittelt, was ich selbst gefühlt schon nicht mehr in der Schule gelernt habe, und das sind so praktische Sachen, wo ich mir erhoffe, dass mein Sohn davon ein Leben lang profitiert“, sagt Jakob.

Ja, das Interesse an der privaten Draußenschule nach dänischem Vorbild ist ungebrochen seit der Eröffnung vor acht Monaten mit 26 Mädchen und Jungen im Waldpark: Die nächste Generation fürs Schuljahr ab September steht bereits fest. Jetzt sind rund 40 Eltern zu Gast mit Nachwuchs, der 2023 eingeschult wird. „Interessenten kommen aus Ladenburg, Ludwigshafen und Oftersheim“, sagt Martin Ziegler vom Trägerverein.

Mathe im Freien funktioniert

„Wir wünschen uns für unser waches und aufgewecktes Kind eine alternative Form des Lernens und sind sehr interessiert zu schauen, ob das hier passen kann“, so eine Mutter aus Handschuhsheim, deren Sohn einen Waldkindergarten besucht.

Allen will Rückert vermitteln, wie handlungsorientierter Unterricht außerhalb des Klassenzimmers umgesetzt wird. Im Mathe-Unterricht lässt sie die Kinder geometrische Körper sortieren. Es darf nicht zu banal, aber auch nicht zu anspruchsvoll sein, damit auch die jungen Gäste ab vier mitmachen können. „Wie auch Deutsch, Sachkunde und Kunst im Freien funktionieren – das muss man mal gesehen haben, und darum machen wir das heute“, sagt Rückert. Beider Malstunde mit Lehrerin Lisa Schels am Hühnerstall fragt ein Mädchen: „Mama, darf ich in diese Schule gehen?“ Ihre Mutter antwortet schmunzelnd: „Das sehen wir dann.“

Nachmittags sind Kooperationspartner der „Generationenwerkstatt“ zu Besuch: Das sind Ehrenamtliche wie Gartenbauer Werner Molitor und Baumschuler Andreas Huben, Richard Seipp (Budo-Club Rhein-Neckar) und Christine Graf (Ballsport). Kooperationen bestehen mit dem örtlichen BUND sowie der Initiative im Waldpark. Die Draußenschule sucht angesichts steigender Schülerzahlen weitere Personen, die sich engagieren wollen.

Info: Kontakt und Infos: Info@draussen.schule

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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