Ladenburg - Gudrun Schön-Stoll meldet sich mit „Meine Alltagsengel“ künstlerisch zurück / Multimedia-Gottesdienst in der Stadtkirche

Malerin und Poetin gibt Geistwesen Gestalt

Von 
Peter Jaschke
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Gudrun Schön-Stoll beschäftigt sich künstlerisch mit Engeln. Mit der Bilderserie „Meine Alltagsengel“ meldet sie sich nach längerer Pause zurück. © Ira Stoll

Geflügelte Wesen, die Eis essen, Drachen steigen lassen, einen Hund streicheln oder auf einer Bank sitzen: Das ist nur eine Auswahl der „Alltagsengel“, welche die Künstlerin Gudrun Schön-Stoll aus Ladenburg für ein Benefizprojekt zugunsten benachteiligter Kinder geschaffen hat. Zwar sind geheimnisvolle Geistwesen bereits seit 20 Jahren fester Bestandteil im Werk der Malerin und Poetin. Als eher mystische und majestätische Wächter schmücken sie zumeist großformatig unterschiedlichste Räume privater Sammler und öffentlicher Gebäude.

„Mit meinen in einem sehr sympathischen Sinn eher frechen Alltagsengeln habe ich mir erlaubt, die Botschafter in menschlichen Situationen zu zeigen, und habe großen Spaß an ihnen“, erklärt Schön-Stoll im Mailinterview mit dieser Redaktion. Offen schildert die Künstlerin, wie sich ihr Blickwinkel auf die Geistwesen veränderte, während sie eine schwere Krankheit mitsamt Therapie hinter sich brachte.

„Ich war so unendlich dankbar für all die Hilfe, die ich in dieser Zeit erhalten hatte und dafür, dass ich weiterleben darf“, schreibt sie auf die Frage, was sie zu den „Alltagsengeln“ inspiriert habe. Ihre Antwort: „Ich mag den Gedanken, dass es Wesen gibt, die uns beschützen.“ Schon als Kind habe sie einen Schutzengel über ihrem Bett hängen gehabt. Da es die meisten Menschen insgeheim lieben, behütet zu sein, empfindet es Schön-Stoll als „großes Geschenk, wenn ich als Malerin so ein Gefühl aufkommen lassen kann“.

Erlös geht an guten Zweck

Ursprünglich wollte sie die zauberhaft anrührenden Unikate in Tusche und Blattgold bereits im Frühjahr unter dem Titel „Kraft & Energie“ im Ausstellungsraum von Philipps Design in Ladenburg zeigen. Doch Corona-bedingt musste sie zwei anberaumte Termine absagen. Dabei wollte Schön-Stoll 20 Prozent der Verkaufserlöse bei der Vernissage dem Hilfsprojekt „Aufwind“ in Mannheim zukommen lassen. Dort werden Kinder aus sozial benachteiligten Familien betreut. Um die Werke erschwinglicher zu machen, hatte sie eigens kleinere Formate geschaffen. „Nach langer Überlegung war ich zu dem Ergebnis gekommen, dass gerade in Verbindung mit den Kindern Schutzengel eine schöne Idee wären“, erzählt die Künstlerin und zweifache Mutter, wie ihre jüngsten Bilder entstanden.

Dass sie 15 ihrer „Alltagsengel“ bald in der evangelischen Stadtkirche und im Internet zeigen kann, bedeutet der Künstlerin viel. Entspringen ihre Motive doch auch Glaubensvorstellungen: „Ja, ich glaube an eine große Kraft, die wir Gott nennen, und gibt Momente, in denen uns dieser Glaube sehr hilfreich ist und uns ungemein stärken kann“, schreibt sie.

Wie viele Menschen habe auch sie schon Situationen erlebt, in denen ihr erster Gedanke gewesen sei, dass sie einen Schutzengel gehabt haben müsse. „Ich erlaube mir zumindest ab und an diese wunderbare kindliche Naivität, und schließlich kann ja auch niemand das Gegenteil beweisen“, so Schön-Stoll. Gerade in der momentanen Corona-Krisenzeit würde sie sich „sehr freuen, wenn ich den Menschen über meine Engel etwas Freude oder sogar Kraft und Zuversicht vermitteln könnte“.

Die Zuversicht

Ich möchte wieder diese Kraft verspüren, den tiefen Glauben, dass mir nichts geschehen kann. Dass ein mir unbekanntes, wunderschönes Wesen die goldenen Flügel um mich legt ein Leben lang.

Am Fuße meines Kinderbettes schwebtest Du in einem goldgefärbten, kleinen Rahmen. Dein Blick lag voller Zuversicht auf mir, mein kleines Herz war froh, in deinen Armen.

Ich möchte wieder unerschrocken sein, der Angst den Platz aus meiner Seele weisen. Statt dunkler Wolken will ich Zuckerwatte sehn und hundertzwanzig mal im Jahr verreisen.

Des Abends warst Du wunderbares Wesen für meine Kinderseele Trost und Glück. Die kleinen und die großen Sorgen schwanden, wie gerne hätte ich Dein Bild zurück.

Ich möchte zuversichtlich sein und denken, dass alles was geschieht zum Besten ist. Es liegt an mir an Deine Kraft zu glauben, dass es Dich gibt und dass Du bei mir bist.

Es wird Dich wundern, dass ich an Dir zweifle, Du warst an meiner Seite Tag und Nacht und hast in hellen und auch dunklen Stunden mit einem breiten Lächeln über mich gewacht. Gudrun Schön-Stoll

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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