Jugend forscht

Mädchen holen in MINT-Fächern offenbar auf

Etwa 20 Jungen und Mädchen der Forscher-AG am Carl-Benz-Gymnasium (CBG) Ladenburg waren beim Regionalwettbewerb Jugend forscht erfolgreich.

Von 
Peter Jaschke
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Die Forscher-AG am Carl-Benz-Gymnasium (CBG) in Ladenburg hat bei Jugend- forscht-Wettbewerben erneut mehrere Preise gewonnen. © Peter Jaschke

Ladenburg. Es ist Dienstagnachmittag. Zeit für die Forscher-AG am Carl-Benz-Gymnasium (CBG) Ladenburg. Der Naturwissenschaftsraum füllt sich rasch mit Schülerinnen und Schülern aus Unter- und Mittelstufe. Das Angebot außerhalb des regulären Unterrichts ist offenbar beliebt. Die Kinder können auch zu Hause Projekte machen. Klara Wiegel zum Beispiel hat in der Heddesheimer Familienwohnung experimentiert, um herauszufinden, „wie stark die Oberfläche von Wasser ist“. Sie ist eine von rund 20 CBG-Jugendlichen, darunter zwölf Mädchen, die beim Regionalwettbewerb Jugend forscht (JuFo) beziehungsweise im Juniorbereich des seit 1965 renommierten Wettbewerbs erfolgreich waren.

Klara dachte zunächst, dass sie leer ausgehen würde. „Als ich dann den dritten Preis gewonnen habe, war ich sehr glücklich“, sagt das Mädchen, das neben dem Unterstufenfach Biologie, Naturphänomene und Technik (BNT) auch Deutsch gerne mag. Bei insgesamt zwölf vorgestellten Projekten gab es für die CBG-Gruppe elf Preise. Die Teilnehmenden waren in den Themengebieten Arbeitswelt, Geo- und Raumwissenschaften, Physik und Technik selbst gestellten Fragen auf den Grund gegangen. Beim eigentlichen Wettbewerb präsentierten sich die Schülerinnen und Schüler der Jury bei einem mündlichen Vortrag mit anschließender Befragung. Das Ganze fand – wie alle vier Jahre – im Bildungszentrum bei der Firma Freudenberg in Weinheim statt.

Carl-Benz-Gymnasium (CBG) Ladenburg: Ehemalige Teilnehmer als Betreuer in der Forscher-AG

„Das ist schon eine besondere Örtlichkeit, in der die Kinder ganz nah an der Materie dran sind, weil dort auch viele Naturwissenschaftler arbeiten“, sagt Niklas Wagner. Der Ladenburger ist – neben den weiteren Oberstufenschülern Stefan Silvestru und Linus Teske – einer der Betreuer der Forscher-AG. „Das ist kein ausgesprochener Hochbegabtenkreis, sondern offen für alle und bietet einen ersten Einstieg für interessierte Kinder in die Naturwissenschaften am CBG“, erklärt der früher selbst erfolgreiche JuFo-Teilnehmer. „Es ist eine große Erfahrung, ins naturwissenschaftliche Arbeiten reinzukommen“, führt der angehende Abiturient aus. Es sei „bisweilen anstrengend, vier oder fünf Projekte zu betreuen, aber am Ende macht es viel Spaß, wenn man merkt, dass die Kinder Spaß daran haben.“

Die CBG-Projekte bei JuFo 2025

LowCost Wechselbrille: Lale Peker (Ilvesheim), Karina Popow (Ladenburg), 2. Preis Jugend forscht (JuFo) Junior (Betreuung: Niklas Wagner).

Was blockiert WLAN Signale?: Marike Schorb (Ladenburg), 3. Preis JuFo Junior (Betreuung: Linus Teske).

Effizienzsteigerung von Solarpaneelen: Lennard Stenzel (Seckenheim), 2. Preis JuFo (Dahlia Fischer).

Hausfassaden unter der Infrarot-Lupe in unserem Breitengrad: Ella Schlotte, Greta Schneider (beide Ladenburg), Kira Schiele (Heddesheim), Sonderpreis JuFo (Fischer).

Newtons Apfel: Henry Scheifl (Heddesheim), Taren Rottler (Ladenburg), erfolgreiche Teilnahme JuFo Junior (Betreuung: Stefan Silvestru).

Infinity Mirror: Fabian Hof, Jonah Willner (beide Edingen-Neckarhausen). Sonderpreis JuFo Junior (Wagner).

Sind Kirschkerne wirklich eine ideale Füllung für Wärmekissen? Israa Medini, Güldeniz Ergüzel, Adeeba Mahmood (alle Ladenburg), 3. Preis JuFo (Fischer).

Ein randvolles Glas Wasser: Klara Wiegel (Heddesheim), 3. Preis JuFo Junior (Wagner).

Hell statt Dunkel - Wie Licht die Lebensqualität verbessert: Katharina Schlaak (Ilvesheim), Ronja Zastrow (Ladenburg), Sonderpreis JuFo (Fischer).

Magnetisierung in Abhängigkeit von Temperatur: Samaja Lapp (Heddesheim). 2. Preis JuFo Junior (Teske).

OP aus der Ferne - Zukunft aus dem 3D-Drucker: Manuel Lutter (Edingen-Neckarhausen), 3. Preis JuFo Junior (Wagner/Silvestru).

Ultrasicherer Tresor: Lennart Vögele (Ladenburg). Sonderpreis JuFo Junior (Silvestru/Wagner). pj

Da macht es sicher Sinn, dass Wagner später einmal Chemie auf Lehramt studieren möchte. Dazu habe ihn seine Chemielehrerin Dahlia Fischer „mit ihrer Art, Unterricht zu machen, schon so ein bisschen inspiriert“. Fischer findet es „wertvoll, wie die älteren Betreuer mit den jüngeren Schülern arbeiten, so respektvoll und richtig schön.“ Bei den Experimenten in der Forscher-AG sei der Ausgang erst einmal unbekannt. „Das ist spannend: Zu sehen, was dabei herauskommt und wie man es erklären kann – mit Theorien, Gesetzmäßigkeiten, Modellen, und das ist das, was motiviert“, erklärt sie die Faszination. Fischer war 2011 als beste Lehrerin des Jahres mit dem naturwissenschaftlichen Klaus-von-Klitzing-Preis ausgezeichnet worden.

„Es ist schon cool, einen zweiten Preis gemacht zu haben, aber so viel bedeutet mir das jetzt auch wieder nicht“, sagt die elfjährige Heddesheimerin Samaja Lapp bescheiden. Die zehnjährige Ilvesheimerin Lale Peker findet es „einfach toll, dass wir zusammen was gewonnen haben“. Ihre Projektpartnerin Karina Popow (Ladenburg) „mag es zu experimentieren“. Man bekomme bei JuFo „Chancen, Ideen selber umzusetzen und Realität werden zu lassen, was man sich vorgestellt hat“. Die elfjährige Ladenburgerin Marike Schorb weiß auch das Preisgeld in Höhe von 45 Euro zu schätzen: „Das ist für mich was Besonderes, weil ich mein Taschengeld meistens schnell ausgebe, und jetzt kann ich ganz viel auf einmal sparen, und ich freue mich schon, wenn ich nächstes Jahr wieder mitmachen kann.“ Einer, der seit der fünften Klasse an jedem JuFo teilnimmt, vergangenes Jahr sogar Regionalsieger im Fachbereich Mathematik und Informatik war und diesmal einen dritten Preis holte, ist der 14-jährige Manuel Lutter (Edingen-Neckarhausen).

Immer mehr Frauen studieren MINT-Fächer

Insgesamt waren beim nordbadischen Regionalwettbewerb in Weinheim 65 Projekte aus dem Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschat und Technik (MINT) vertreten. Baden-Württemberg verzeichnet in diesem Jahr mit 1457 klugen Köpfen im Bundesvergleich die zweitmeisten Anmeldungen bei JuFo und JuFo Junior hinter Nordrhein-Westfalen (1476), aber vor Bayern (1424). Es beteiligten sich im Land zwischen Unterem Neckar und Bodensee 535 Mädchen und 920 Jungen (zwei sind unter Divers angemeldet) an JuFo. Solchen Wettbewerben schreiben Fachleute einen „hohen motivationalen Effekt“ bei Schülerinnen zu.

Der Frauenanteil in MINT-Berufen liegt seit Jahren deutlich unter dem durchschnittlichen Frauenanteil aller Beschäftigten, doch holen Mädchen beim MINT-Fächern offenbar auf: Laut Statistischem Landesamt entscheiden sich immer mehr Frauen für ein MINT-Studium in Baden-Württemberg. So waren von den insgesamt 137 800 MINT-Studierenden im Wintersemester 2023/24 gut 44 600 Frauen. Im Vergleich zum Vorjahr nahm der Anteil der Frauen um 1,7 Prozent auf 32 Prozent zu. Es gibt insgesamt 19 MINT-Studienbereiche, unter denen Pharmazie und Biologie die höchsten Frauenanteile erreichen.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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