Die Begeisterung ist riesig: Beifallklatschen, überschwängliches Fußtrampeln und gellende Jubelrufe erfüllen die voll besetzte Stadtkirche in Ladenburg. Die spürbar von Herzen gespendeten Zeichen tief empfundener Freude gelten 20 Sängerinnen und Sängern. Und dieser Lesedi-Show-Chor aus dem südafrikanischen Heidelberg bildet zum Abschluss tanzend und singend vor dem Ausgang eine Gasse. Zu „Kumbaya, oh Lord“ (Komm hierher, oh Herr) sieht man nur strahlende Gesichter die Kirche verlassen.
Dirigenten klatschen sich ab
Hinter dem wie gelöst wirkenden Publikum liegen zwei Stunden voller wunderbarem Gesang und mitreißender Tänze aus Südafrika sowie eingängiger klassischer Melodien aus Europa. „Junges Afrika und junges Deutschland treffen sich hier in der evangelischen Kirche“, freut sich Initiatorin Ilse Schummer über das gemeinsame Konzert der 18- bis 25-jährigen Lesedis und der etwa gleichaltrigen Mitglieder des Streichorchesters Junge Philharmonie Rhein-Neckar. Für die kundige Afrikafreundin aus Ladenburg ist es „ein Abend des Brückenbauens“. Nicht umsonst lautet das Motto der vom einschlägigen Bundesministerium geförderten Lesedi-Tournee durch Süddeutschland auch „Masiqmane“. Das bedeutet in einer der im südlichen Afrika verbreiteten Sprachen, in denen an diesem Abend so kraftvoll gesungen wird, „kommt zusammen!“
Auf „Simbiza“, bei dem die deutschen Musizierenden mit dem Chor zusammen ansteckend fröhlich tanzen, folgt das Begrüßungslied „Bumelang“. Geigen und Gesang übertreffen sich gegenseitig. Bewegender Höhepunkt: Gershwins „Summertime“. Die beiden Dirigenten Thomas Kalb und Tahbang Mokoena klatschen sich bei ihren fliegenden Einsatzwechseln ab. Als die Lesedis angesichts überschäumender Begeisterung mit ihren Händen Herzen formen, spiegeln viele aus dem Publikum diese Geste der Zuneigung.
Die aktuelle Besetzung des vor 15 Jahren als Sozialprojekt gegründeten Showchors ist zurzeit auf Gegenbesuch, nachdem das Kalb-Ensemble 2020, kurz vor Corona, im südafrikanischen Heidelberg zu Gast war. Kalb hatte Mokoena und die südafrikanischen Lieder schon früher kennengelernt und begonnen, die mündlichen Überlieferungen für Arrangements aufzuschreiben.
„Wunderschön“, sagt Lisa Nickl zum Konzert. „Einfach genial“, fügt ihre Schwester Josephine hinzu. Auch Annemarie Aretz genießt es: „Super, wie Lebhaftigkeit und Lebensfreude so richtig rüberkommen. Das tut nach der langen Coronazeit unheimlich gut.“ Harald Wetzel aus Neckargemünd findet es „wunderbar, wie Klassiker und Afrikaner eine Symbiose bilden“. Seine ebenso begeisterte Frau Carmen kennt einige der gehörten Stücke, denn sie singt bei den Heidelberger Moko-Chören. Deren Leiterin Eva Buckmann gehört zu den Mitinitiatoren dieser Musikfreundschaft, weshalb sie an diesem Abend bei den Lesedis mitsingt und trommelt. „Diese Auftritte sind für uns etwas sehr Besonderes“, sagt Philharmonie-Cellist Florin.
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