Ladenburg. Es hat vorübergehend verbrannt gestunken, als der Öltank mit Schneidbrennern zerlegt wurde. Ein paar Tage lang gab es nur kaltes Wasser, weil der alte Ölbrenner ausgebaut worden war. Das hat Renate Wiest aus Ladenburg alles hinter sich. Seit November steht eine Wärmepumpe vor ihrem Einfamilienhaus in der Ladenburger Südstadt. Das Haus, 1968 von ihr und ihrem verstorbenen Mann gebaut, gehört mittlerweile ihren Kindern Mike und Vanessa. Renate Wiest hat dort mietfreies Wohnrecht. „Es war dauernd etwas anderes kaputt an der Heizung, und weil eine Reparatur unrentabel gewesen wäre, hat mich mein Sohn vom Einbau einer Wärmepumpe überzeugt“, erzählt Renate Wiest. Sie räumt ein: „Ohne den Mike hätte ich das nie gemacht, weil es mich komplett überfordern würde.“
Ihr Sohn erfuhr von der mit der Altanlage vertrauten Fachfirma, dass die alte Anlage jederzeit ausfallen könnte und Ersatzteile schwer zu bekommen seien. Das angekündigte Gas-Aus des Versorgers MVV lasse eine Gasheizung als Alternative ausscheiden. Obendrein, so Wiest, ist seit Jahren zu lesen und zu hören, dass der CO₂-Preis für Heizöl und Erdgas gemäß EU-Vorgaben wohl kontinuierlich steige.
Tatsächlich werden Privathaushalte laut Medienberichten künftig stärker belastet. Diese Abgabe soll Verbraucher motivieren, sich klimafreundlicher zu verhalten. Etwa indem Elektroauto gefahren, öffentlicher Nahverkehr genutzt oder auf fossile Heizstoffe verzichtet wird. Dieses Jahr soll die Erhöhung noch relativ gering ausfallen. Ab 2027 könnte die Abgabe deutlich steigen.
Energieberaterin hat Sanierungsfahrplan erstellt
„Das ist kostenmäßig kaum noch kalkulierbar, aber auch aus Umweltschutzgründen war uns in der Familie klar, dass wir etwas anderes machen müssen“, erklärt Diplom-Ökonom Wiest. Ein Jahr lang bereitete er mit der Heizungsbau-Firma die Umrüstung vor. Die Kosten beliefen sich auf 51.000 Euro. „Das ist viel Geld, aber mit maximaler Förderung wäre es nicht mehr weit von einem neuen Ölbrenner entfernt“, meint Wiest. In den Kosten sind der Ausbau und die Entsorgung der Altanlage, der Austausch von sieben Heizkörpern und das Honorar für die Förderbegleitung durch ein Fachbüro enthalten.
Zusätzlich hat eine Energieberaterin einen 15 Jahre gültigen Sanierungsfahrplan für das Einfamilienhaus erstellt. „Das ist vorgeschrieben und hat 1800 Euro extra gekostet, wurde aber damals noch mit 1300 Euro gefördert“, berichtet Wiest. Leider sei dieser Zuschuss inzwischen halbiert worden. Insgesamt gab es 9000 Euro Förderung vom Staat. Die Maximalförderung beträgt 21.000 Euro, aber da die Eigentümer nicht selbst im Haus wohnen, entfielen in diesem Fall Boni von 12.000 Euro. „Im Idealfall wären von den 51.000 Euro also nur 30.000 Euro übrig geblieben“, rechnet Wiest vor. Sein Tipp: „Nicht die Geduld verlieren!“ Denn das Prozedere sei kompliziert, und die Formulare schwer verständlich.
Erfahrungen nach vier Monaten sind „sehr gut“
Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) bestätigte Anfang 2025, dass auch die „komplexen Regelungen“ des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) den Absatz von Wärmepumpen um 46 Prozent sinken ließen. Die kommende Bundesregierung müsse Maßnahmen ergreifen, um den Heizungsmarkt auf einen verlässlichen Wachstumspfad zurückzuführen. Kurzfristige Förderkürzungen oder -stopps müssen laut BDH unbedingt verhindert werden. Das GEG werde von vielen Verbrauchern als Zwang empfunden und sei „verständlicher zu gestalten, indem man es entbürokratisiert und praxistauglicher entwickelt“.
Vor diesem Hintergrund weiß Renate Wiest die Hilfe ihres Sohnes besonders zu schätzen. Ihre Erfahrungen mit der Wärmepumpe sind nach vier Monaten „sehr gut“. Die Anlage sorge für angenehme Wärme, das Raumklima sei besser als früher. Das Gebäude von 1968 ist ungedämmt und hat keine Fußbodenheizung, aber die Wärmepumpe ist laut Mike Wiest genau auf dieses Haus ausgelegt. Aber auch darauf, dass später noch Außenisolierung und womöglich Dachphotovoltaik folgten.
Renate Wiest fühlt sich gut: „Der Umbau war ertragbar, ging flott voran, und ich habe jetzt für meine Nachfahren gut vorgesorgt.“ Auch Mike Wiest ist zufrieden: „Wir haben eine gute Entscheidung getroffen. Das Haus, das mein Neffe bekommen soll, ist jetzt zukunftsfähig und in einem guten energetischen Zustand.“ Auch wenn kurzfristig wegen des Stromverbrauchs der Wärmepumpe „keine Rieseneinsparung“ erwartbar sei, rechne sich die Investition auf Dauer. Und seine Mutter müsse sich nun „keine Gedanken mehr über die CO₂-Steuer machen“.
Viele Menschen schieben die Entscheidung noch auf
Doch laut Statistiken sind bei Eigentümern mit kleinem Einkommen Öl-Heizungen noch weit verbreitet. Erneuerbare Heizenergien wie Holzpellets oder Wärmepumpen spielen mit insgesamt rund elf Prozent eine untergeordnete Rolle. Wobei der Anteil von Wärmepumpen in Baden-Württemberg nach Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern laut einer Erhebung überdurchschnittlich hoch ist. Doch führt laut BDH die mit dem GEG verknüpfte kommunale Wärmeplanung dazu, dass immer noch zu viele Menschen die Heizungsmodernisierung aufschieben und auf mögliche Angebote ihrer Kommune warten.
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