„Ich liebe Flohmärkte“, sagt Elke Filsinger. Seit fünf Jahren wohnt sie in Ladenburg, wo der Verkauf von Trödel in den malerischen Gassen seit 1974, also von Anfang an, wesentlicher Teil des Altstadtfestes ist. Dass die 46. Auflage dieses Jahr samt kultiger Krempelbörse Corona-bedingt längst abgesagt ist, findet Filsinger „ebenso verständlich wie enttäuschend“. Doch kam ihr die Idee, grundsätzlich erlaubte Flohmarktstände ohne Bewirtung in privaten Höfen, Garagen und Gärten zum besseren Auffinden zu vernetzen.
„Nach einem Umzug dachte ich, es wäre doch toll, in meiner Eingangshalle und im Hof einen privaten Flohmarkt zu machen“, erzählt Filsinger. Um die Tradition aufrecht zu erhalten, wählte sie den ursprünglichen Altstadtfest-Termin am zweiten Septemberwochenende und gab diesen zunächst auf einem Nachbarschaftsportal im Internet bekannt, was auf Resonanz stieß.
Flanieren erwünscht
Da für Filsinger das „Flanieren von Stand zu Stand“ das Altstadtfestgefühl mit ausmache, fände sie es gut, wenn man wüsste, wer mit welchem Angebot wo genau zu finden sei. Und so lud sie mit einer Anzeige in der „Ladenburger Zeitung“ als dem amtlichen Mitteilungsblatt der Stadt Ladenburg dazu ein, „ein bisschen Altstadtfest zu zelebrieren“ und sich per E-Mail bei ihr zu melden.
„Es ist viel persönlicher, wenn man weiß, wer etwas anbietet, als wenn man anonym durch einen großen Flohmarkt schlendert, und außerdem muss man als Händler nicht warten, bis einem ein Organisator irgendwo einen Platz zur Verfügung stellt“, erklärt Filsinger die Vorzüge von Flohmärkten auf Privatgrundstücken aus ihrer Sicht. 15 interessierte Standbetreiber aus dem gesamten Stadtgebiet hätten sich bei ihr gemeldet. Sie rechne mit insgesamt rund 20.
Selbstverständlich gehe sie davon aus, dass jeder, wie sie selbst auch, jeweils eigenverantwortlich auf Abstands- und Hygieneregeln achte. Für Veranstaltungen mit unter 100 Personen müsse man kein Sicherheitskonzept vorlegen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so einen Riesenzulauf gibt“, sagt Filsinger.
Inzwischen weiß sie aber: „Die Stadt findet meine Idee nicht so gut“. Sie sei jedoch zu Kompromissen bereit und würde bei weiteren Veröffentlichungen auf die bisherige Formulierung „ein bisschen Altstadtfest zelebrieren“ verzichten. Bis spätestens Freitag habe ihr die Verwaltung eine Entscheidung angekündigt.
Auf Anfrage bestätigt Bürgermeister Stefan Schmutz, dass sich sein Haus „im Austausch mit der Initiatorin“ befindet. Das Ergebnis der Prüfung ihrer Idee sei „mit Blick auf das aktuelle Infektionsgeschehen gegenwärtig noch offen“, so Schmutz am Montagabend. Grundsätzlich sei die Initiative aus der Bürgerschaft zu begrüßen und seien private Flohmärkte auch derzeit tatsächlich möglich, so Schmutz.
Bürgermeister „ablehnend“
Dennoch steht der Bürgermeister dem Projekt „kritisch beziehungsweise ablehnend“ gegenüber, weil im konkreten Fall der Wunsch bestehe, weitere Mitstreiter zu gewinnen, um Attraktivität und Besucheraufkommen zu steigern. „Die Folge wären deutlich höhere Auflagen in Bezug auf Hygieneschutz, Dokumentation der Besucher und Sicherheit.“
Deshalb werde zur Umsetzung der Idee ein Konzept ebenso benötigt wie ein Veranstalter, der auf die Einhaltung der Regeln achte und als Ansprechpartner diene. „Es ist aber offen, ob hierzu Bereitschaft besteht“, so Schmutz.
Dies bestätigt Filsinger im Gespräch mit dem „MM“: „Ich sehe mich nicht als Gesamtverantwortliche einer Einzelveranstaltung, sondern als Ideengeberin für ein Netzwerk mehrerer privater Stände.“ Zugleich sei sie bereit zurückzurudern, wenn es bedauerlicherweise nicht anders ginge, und betont: „Ich will mich nicht mit der Stadt anlegen.“
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