Es hätte ja Mitte März beinahe geklappt, das Lobdengau-Museum in Ladenburg wieder zu öffnen. „Aber nachdem wir alles zum Start vorbereitet hatten, mussten wir auch schon wieder schließen“, erinnert sich Andreas Hensen als Leiter der städtischen Einrichtung seufzend an eine trügerische Episode vor dem jüngsten Anstieg der Infektionszahlen. Deshalb verzichtet er nun lieber darauf, Termine bekanntzugeben, die sich dann doch nicht halten lassen. Doch insgeheim hofft Hensen, vielleicht im Mai neue Bereiche präsentieren zu können.
Inzwischen hat die silberne Madonna des verstorbenen Bildhauers Hans Volker Dursy aus dem Jahr 1976 einen Ehrenplatz im sogenannten „Religionszimmer“ bekommen, in dem auch die Originalfigur des Stadtheiligen Antonius von 1725 zu bestaunen ist. Der wertvolle Abguss des Dursy-Modells der Marktplatz-Maria war bei der Schmuckaktion der Goldschmiede Ladenburg privat ersteigert und dem Museum langfristig zur Verfügung gestellt worden (wir berichteten). „Das ist toll, weil wir jetzt eine erstaunlich opulente Sammlung von Ladenburger Marienfiguren haben, die alle einen Bezug haben zu einem bestimmten Ort in der Stadt und jeweils einen unterschiedlichen Typus zeigen: von der Himmelskönigin bis zur trauernden Pieta“, so Hensen. Dazu präsentiert er freilich auch die Geschichte der jüngsten Madonna aus der Hand jenes genialen Ladenburger Bildhauers, dem die Stadt viele kostbare Ergänzungen und Abformungen römischer Funde verdanke.
Bild vom idealen Garten
„Dursy ist deshalb ein Thema dieses Hauses“, betont Hensen. Um eine authentische Attraktion reicher ist auch der römische Garten im historischen Zwingerbereich des ehemaligen Bischofshofgebäudes: Das Freiluftareal im Stil einer antiken Grünanlage mit ihren typischen Nutzpflanzen schließt jetzt auf der Nordseite mit einem Fresko ab. Es handelt sich genau gesagt aber nicht um eine Wandmalerei, sondern um die exakte Reproduktion einer solchen aus dem berühmten „Haus des goldenen Armreifs“ in Pompeji. Der historische Vorgänger der heutigen italienischen Stadt war nach einem Vulkanausbruch vor beinahe 2000 Jahren verschüttet und dadurch perfekt konserviert worden.
„Die besterhaltenen Fresken gibt es in Pompeji.“ Das hat auch Hensen bei seinen Recherchen zum jüngsten Projekt festgestellt. „Die Rückwände der hofartigen Gärten römischer Stadthäuser waren oft entweder mit einem Mosaik oder einem aufgemalten Fresko gestaltet“, weiß Hensen. Eines der heute beliebtesten, das in der Literatur immer wieder abgebildet wird, ist das Fresko aus dem nach einem charakteristischen archäologischen Fundstück benannten Haus des goldenen Armreifs. „Es zeigt, was sich ein Stadtrömer unter einem idealen Garten vorgestellt hat“, so Hensen.
Fauna und Flora
So seien neben exakten Abbildungen von Pflanzen auch Vögel wie Elster, Rauchschwalbe und Wildtaube zu entdecken. Damals bei kunstsinnigen Städtern beliebte dekorative Elemente wie Theatermasken und Hermen, also Säulen mit Büsten, vervollständigten das Bild.
Doch bevor es Ladenburgs römischen Garten zieren durfte, galt es noch einige Hürden zu überwinden: Die schriftliche Genehmigung, das favorisierte Werk wiedergeben zu dürfen, holte Hensen bei der Generaldirektion des Archäologischen Parks von Pompeji ein. „Man hat uns darüber hinaus den digitalen Datensatz für den Druck gesendet“, freut sich Hensen über das Entgegenkommen der italienischen Kollegen. Erst dank dieser reproduktionsfähigen Grundlage konnte der schon mehrfach bewährte Ladenburger Fachmann Alexander Glowinski (Agus Media Network) die Motive auf einer Folie ausdrucken, die inzwischen das Sandsteingemäuer schmückt.
Römische Architektur
„Ich bin erstaunt, wie hoch das aufgelöst ist“, schwärmt Hensen von der Qualität des Drucks. „Der Springbrunnen in der Mitte des Freskos zeigt einmal mehr, welch wichtiges Gestaltungselement Wasser in der Römerzeit war“, sagt Hensen. Aus diesem Grund habe das Team der Stiftung Lobdengau-Museum von Anfang die Idee verfolgt, dass dieser Garten ein Wasserbecken erhalte. Noch dient ein im Sommer bläulich blühendes Lavendelbeet als Platzhalter. „Doch das Bassin ist in greifbare Nähe gerückt, und wenn es gut läuft, werden wir das in den nächsten Wochen umsetzen“, zeigt sich Hensen optimistisch.
Als „gute Seele dieses Gartens“ will Gartenbauingenieur Werner Molitor den Nutz- und Blühgarten bis Mitte Mai vorzeigbar machen. Dann soll es für Besucher auch dauerhafte Beschriftungen mit Pflanzeninformationen und Zitaten berühmter Gartenliteraten geben. Der Impuls für das Ganze und die Investition der meisten Elemente wie auch das Wasserbassin stamme von der Stiftung Lobdengau-Museum, während die Stadt Ladenburg die Vorarbeiten sowie das neue Fresko finanziert habe.
Dennoch seien Spenden weiter hochwillkommen, so Hensen, denn das Stiftungsteam habe weitere Ideen: So sollen noch mehr römische Architekturteile, die im Moment noch unsichtbar in einem Magazin lagern, im Garten ausgestellt werden. Dazu wird jedoch ebenso wie für das Bassin ein Autokran benötigt, der die Wiese auf der Rückseite des Museums nur bei stabil trockener Witterung befahren kann.
Weitere Infos unter www.lobdengau-museum.de
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